3 - Schlechte Laune (DAVID)

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Vollkommen gefrustet leere ich mein Bier, stelle es in den Kasten und schnappe mir ein neues. 

"Ihr hättet sie sehen müssen. Da kam sie, wie eine blonde Königin anstolziert, trotz High- Heels immernoch einen Kopf kleiner als ich und meint, die komplette Bar umgestalten zu müssen. Sogar den Namen wollte sie ändern. Was für eine blöde Kuh", lasse ich das Treffen mit Spencer Donovan nochmal Revue passieren, während ich in einer gemütlichen Runde mit meinen Freunden sitze.

Ich habe vor einer halben Stunde abgeschlossen und nun sitzen Theo, Victoria, Asher, Carter und ich noch zusammen. 

"Es klingt, als würde dir endlich mal jemand in den Arsch treten und deinen Laden retten", verteidigt Vicky sie.

"War klar, ihr kleinen Blondinen müsst ja zusammenhalten."

"Hey, sie meint es nur gut", nimmt Theo seine Frau sofort in Schutz und ich hebe meine Hände entschuldigend.

"Sorry, du weißt ich meine es nicht so. Aber was fällt dieser Frau ein, in meine Bar zu treten und sie als ihre zu behandeln? Würde sie nicht so viel Geld investieren, dann hätte ich niemals zugestimmt."

Letztlich hat das Geld gelockt. Mit so vielen finanziellen Mitteln, sehe ich neue Möglichkeiten. Auch wenn sie von der blonden Hexe persönlich abgesegnet werden müssen, jetzt wo ihr die Hälfte der Bar gehört. 

"Hast du schon mal überlegt, dass sie dir einfach helfen will? Ich glaube man investiert nur so viel Geld in eine Sache, wenn man an den Erfolg glaubt. Also musst du vielleicht auf ihr Konzept vertrauen", stellt auch Carter sich auf ihre Seite. 

"Elli hat recht, gib der Frau doch eine Chance, sie scheint zu wissen, wovon sie redet", bekräftigt Vic nochmal Carters Meinung. 

"Sie wollte sogar den Namen ändern. Ich wiederhole: den Namen. Sie kann doch nicht einfach sagen, wir benennen jetzt die Bar um."

Reagiere ich wirklich so über, oder warum ist keiner auf meiner Seite? 

"So kreativ ist der Name jetzt nicht, dass musst du zugeben", meldet sich nun auch Asher zu Wort, woraufhin er einen bösen Blick von mir kassiert. Ich dachte, ich kann auf meine Freunde zählen, aber scheinbar halten sie nicht viel von mir und meiner Bar. 

"Wisst ihr was, ich bin müde", schnappe ich mir meine Jacke, schaue dabei Carter an, "Schließt du dann bitte ab?"

Jeder meiner Freunde hat einen Schlüssel für die Bar. Für Notfälle, wenn ich gerade nicht erreichbar bin. 

"Du musst doch jetzt nicht abhauen, wir meinen es doch nicht böse", steht die Rothaarige sofort auf, hält mich am Arm fest. 

"Ich will nur nach Hause, schlafen. Der Tag war anstrengend genug."

"Na schön, wir sehen uns morgen, Reyna", drückt sie mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange, während ich den Anderen zuwinke und mich dann auf den Weg mache. 

Haben sie wirklich recht? 

Klar, ich bin relativ blind in das Projekt gestartet, aber so schlimm ist es doch nicht? Ja, die Zahlen könnten besser sein, aber jedes Geschäft erlebt doch mal schlechte Monate und erholt sich dann wieder davon. 

Das Reyna's ist alles was ich habe. Wenn das schiefgeht, dann kann ich mir direkt einen Strick nehmen. 

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7:30 Uhr. Diese Frau ist irre. Hat sie kein Leben?

Natürlich hat mich gestern Abend noch eine Email erreicht, in der steht, dass Spencer mich so früh am Morgen treffen will, damit wir den Vertrag unterschreiben können.

Als ich auf mein Handy starre ist es bereits 7:42 Uhr. Ich laufe extra langsam und beuge meine Nerven mit einer Zigarette vor. Vermutlich hilft bei ihr nicht mal eine ganze Schachtel. Schon allein der Gedanke an diese Frau, lässt mich wütend werden. Sie ruiniert mein Lebenswerk.

"Haben Sie schon mal von einer Uhr gehört, Mr. Reyna?", werde ich sofort von einer meckernden Blondine empfangen, die mir ihre Armbanduhr vors Gesicht hält, "Sollten Sie sich auch mal zulegen."

"Menschen wie ich, die in der Gastronomie tätig sind, arbeiten bis tief in die Nacht, also verschonen Sie mich mit Ihrer Predigt", gehe ich gar nicht drauf ein, drücke die Zigarette aus und werfe sie auf den Gehweg.

"Die lassen Sie doch da jetzt nicht liegen, oder?"

"Doch, ich lasse sie dort liegen", erwidere ich, schließe die Bar auf.

"Umweltverschmutzer", brummt sie und sehe, wie sie den Filter aufhebt und mit ihren hohen Schuhen an mir vorbeigeht, in der Kneipe angekommen einen Mülleimer sucht.

Das nervige Geräusch ihrer lauten Absätze wird mir heute noch Albträume bereiten.

Hinter der Theke ist Spencer fündig geworden. Sie entsorgt meinen Zigarettenrest und geht dann erstmal auf die Damentoilette. Währenddessen räume ich einen Tisch frei, indem ich die Stühle runterstelle.

Die klackernden Absätze signalisieren mir, dass sie zurückkommt, weswegen ich mich auf einen der Stuhl setze und in Ruhe warte.

"Hier. Lesen Sie sich den Vertrag durch, unterschreiben Sie und dann können wir mit der Arbeit beginnen."

Spencer wirft mir den Vertrag auf den Tisch, legt einen Stift dazu. Ich überfliege das Papier nur. Vieles davon sagt mir nichts, das für mich wichtigste steht drinnen und das reicht mir auch vollkommen.

Nachdem ich an den vorgegebenen Stellen unterschrieben habe, nimmt die Blondine sich den Stift und den Vertrag, unterschreibt auf ihren Seiten.

"Glückwunsch Mr. Reyna, wir retten die Bar", klappt sie den Vertrag zu, steckt ihn in ihre Tasche.

"Und was machen wir als erstes?"

"Wir suchen uns einen neuen Namen."

"Was? Nein, wir hatten uns darauf geeinigt, dass der Name bleibt."

"Ihre Unterschrift besagt das Gegenteil", holt sie den Berg an Papier  zurück auf den Tisch, schlägt eine bestimmte Seite auf.

"Man sollte immer das kleingedruckte lesen", dreht sie die Seite zu mir, tippt auf einen der letzten Sätze.

"Die Vertragspartner einigen sich darauf dem Lokal einen neuen Namen zu geben.", lese ich laut vor, möchte der mir gegenübersitzenden Frau einfach nur an den Hals springen.

Sie hat mich eiskalt verarscht.

"Warum tun Sie das?", verstehe ich die Welt nicht mehr, frage mich was in dem Kopf von Spencer vor sich geht.

"Weil wir hier nach meinen Regeln spielen", lächelt sie überfreundlich und meine Wut wächst. Allerdings habe ich keine Wahl. Meine Unterschrift ist der Beweis, dass ich einverstanden bin mit ihren Konditionen.

Jedoch werde ich mir das sicherlich nicht gefallen lassen. Früher oder später wird die Bar wieder nur mir gehören.

"Da wir jetzt sicher gegangen sind, dass Sie das Prinzip eines Vertrags verstanden haben, können wir uns nun um einen geeigneten Namen kümmern. Vorschläge?", klimmpert sie unschuldig mit den Wimpern.

Ich hatte noch nie das Bedürfnis eine Frau zu schlagen, aber bei Spencer fehlt nicht mehr viel, bis ich diesen Drang verspüre.

"Ich muss eine rauchen", kann ich ihr noch keine Antwort auf ihre Frage geben, nehme mir eine Zigarette und das Feuerzeug aus meiner Jackentasche, ehe ich vor die Tür gehe.

Nachdem die Zigarette an ist, schweift mein Blick zu meinem Namensschild.

"Es tut mir leid, sie hat mich übers Ohr gehauen", flüstere ich der Scheibe zu, als könnte sie mit mir kommunizieren.

Wenn selbst der Name sich ändert, dann ist nichts mehr von meiner Bar übrig. Das kann und werde ich nicht zulassen.

Mit schlechter Laune und meinem eher kontraproduktiven Verhalten komme ich nicht weit. Vielleicht sollte ich es mal mit mehr Charme versuchen. Keine Frau der Welt kann mir wiederstehen, wenn ich den Gentleman auspacke.

Ob David damit wirklich Erfolg haben wird? :D

TentadorWhere stories live. Discover now