22 - Wiedersehen (SPENCER)

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"Du passt auf dich auf und sag nix zu Mum, ja?"

Die Verabschiedung von meinem Vater dauert schon zehn Minuten an, weil er mich einfach nicht loslassen will. Während ich zurück nach New York fliege, bleibt Dad noch ein paar Tage in Paris, da er noch geschäftlich zutun hat. Wir sehen uns sowieso selten, weswegen die Woche hier vermutlich sein Highlight des Monats ist.

"Ich schweige wie ein Grab, versprochen", gebe ich ihm ein Wort und nachdem er mir noch einen Kuss auf die Stirn gegeben hat, steige ich ins Flugzeug.

Den 8 Stunden Flug nutze ich, um etwas Arbeit zu erledigen und zu schlafen. Ich will fit sein, wenn ich gegen 6 Uhr in NY ankomme.

David wollte mich unbedingt abholen. Als er jedoch gehört hat, dass ich so früh komme, ist er schnell mit seiner Aussage zurückgerudert. Ich kann ihn verstehen. Er wird bis 3 Uhr in der Bar sein und ehe er Zuhause fertig im Bett liegt ist es vermutlich 4 Uhr.

Den Flug über döse ich immer wieder vor mich hin, finde jedoch keinen festen Schlaf. Irgendwie muss ich an David denke und das doch eher ernstere Gespräch, welches mich vermutlich erwartet. Ich mag ihn und Dani hat recht mit ihrem Vertrauensbonus. In der Theorie hört sich das leicht an, in der Praxis ist es schwer umzusetzen.

Wie gerädert komme ich am Flughafen an, ziehe lustlos meinen Koffer hinter mich her. Ich bin froh, wenn ich endlich im Bett liege. Immerhin muss ich nicht auf mein Gepäck warten, sondern kann direkt damit durch den Flughafen gehen. Vor der Eingangstür erwartet mich eine freudige Überraschung.

Mit Sonnenbrille auf der Nase, einer Cap auf den Kopf, steht ein breit grinsender David vor mir. Ein Schild mit meinem Namen und einem Herz dahinter in der Hand, wartet er, bis ich vor ihm stehe.

"Hey", lächle ich verlegen, habe damit absolut nicht gerechnet.

"Hola", nimmt er die Sonnenbrille ab. Er weiß, wie sehr es mich stört, wenn ich ihm nicht in die Augen schauen kann. Aufgrund unseres Größenunterschieds ist das so schon schwer genug.

"Was machst du hier?"

"Dich abholen, vorausgesetzt du willst das."

Als Antwort lege ich meine Arme um seinen Körper, drücke meinen Kopf an seine Brust.

"Du hast mir gefehlt", murmle ich und bin erleichtert, als sich endlich seine Arme um mich legen.

"Du mir auch, hermosa", flüstert er. Minutenlang stehen wir da, Arm in Arm.

"Ich will diesen Moment wirklich nicht zerstören, aber die Müdigkeit kickt so langsam. Komm, ich bring dich nach Hause", löst David unsere Umarmung, greift nach meinen Koffern.

"Bist du mit einem Uber hier?"

"Nein, ich hab mir das Auto meiner Schwester geliehen, folg mir einfach", rollt er die Koffer neben sich her, ich folge ihm.

"Hattest du einen guten Flug?"

"Gab schon bessere, ich konnte nicht wirklich schlafen."

"Na dann ist es doch gut, dass ich dich direkt abhole, dann musst du dir nicht erst noch ein Taxi suchen, denn dein persönlicher Chauffeur liefert dich wohlbehalten bis vor die Wohnungstür ab."

"Danke."

"Nicht dafür", bleibt er vor einem Auto stehen, schließt es auf. Er packt meine Sachen in den Kofferraum, während ich einsteige. Als er zu mir in den Wagen steigt, hat er die Sonnenbrille wieder auf. In wenigen Sekunden hat er den Motor angeschalten und fährt jetzt das Auto aus der Parklücke.

"Alles gut bei dir? Du bist sonst nicht so schweigsam", stupst David mich während der Fahrt an.

"Es tut mir leid, wie ich dich vor meiner Abreise behandelt habe. Ich war unfair zu dir", entschuldige ich mich für mein Verhalten. Es brennt mir zu sehr auf der Seele. Ich hätte es am liebsten schon in den Nachrichten angesprochen, die wir miteinander geschrieben haben, als ich in Paris war. Jedoch habe ich mich nicht getraut, weil wir da so einen entspannten Umgang miteinander hatten.

TentadorWhere stories live. Discover now