Kapitel 37

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Ella schloss ihren glänzenden, tiefschwarzen Mustang ab und lief auf die Venue zu.
Felix hatte keine Ahnung, dass sie schon da war - sie wollte ihn überraschen, nachdem sie sich eine Woche lang nicht gesehen hatten.
Jetzt jedoch war er nirgendwo zu sehen, doch Julian lief ihr über den Weg.
"Felix ist mit Marvin auf dem Dach. Fotos."

Es dauerte ein Wenig bis Ella den Aufgang zum Dach fand.
Es war eine enge, steile Treppe die an einer dicken, grauen Tür endete.
Kühle Luft strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sie musste lächeln als sie Felix sah.
Er saß auf dem Dachrand, Marvin machte Fotos, ein anderer, den sie nicht kannte, filmte das Ganze für die Doku.
Sie ging langsam auf die drei zu und Felix sah auf.
"Ella!" sagte er, halb überrascht, halb erfreut und sie musste lächeln.
"Hey Baby", sagte sie, setzte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss.
Er legte einen Arm um ihre Taille und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Na", sagte er leise und sie lehnte ihre Stirn an seine.
"Wie läuft's mit der Show? Bist Du aufgeregt?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Geht schon. Jetzt bist ja Du da."
Ella musste lächeln und küsste ihn sanft.
Marvin räusperte sich leise.
"Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber.."
"Sorry", sagte Ella grinsend.
"Ich will euch nicht die Fotos verderben."
Sie stand auf und gab Felix noch einen Kuss.
"Wir sehen uns später, okay?"
Er nickte und zwinkerte ihr zu.
"Ella, von mir aus kannst Du bleiben. Sorry, aber jetzt mal aus rein fotografischer Perspektive - Dein Gesicht ist unglaublich."
Ella musste lachen und Felix grinste.
"Zumindest ein, zwei Fotos solltest Du machen Marvin."
Ella seufzte und nickte.
"Na von mir aus."
"Selber Schuld, sei halt nicht so hübsch."
"Du weißt ganz genau wie schwer es ist damit aufzuhören."
"Das war jetz aber ein Kompliment."
"Vielleicht." Sie zwinkerte ihm zu.
"Na gut. Zwei Fotos okay? Danach geh' ich mit Dir rein", sagte er und hielt ihr seine Hand hin.
Ella nickte.
"Na gut."

_

Es war fast 12 als Felix zum Rauchen aufs Dach ging.
Ella schien die selbe Idee gehabt zu haben, denn sie saß wieder am Dachrand und starrte in die Nacht.
"Hey", sagte er leise und setzte sich neben sie.
Sie sah auf und fuhr sich durchs Haar.
"Hey."
"Was machst Du noch hier? Wolltest Du nicht längst ins Hotel?"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Hatte keine Lust alleine rumzusitzen. Hier ist es wenigstens schön. Kalt, aber schön."
Felix legte ihr seine Jacke um die Schultern und sie musste schmunzeln.
"Das hatte ich nicht gemeint."
"Egal, ich brauch sie nicht."
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und sah wieder in die Nacht.
"Alles okay? Du siehst aus, als würde Dich irgendwas beschäftigen", fragte Felix leise.
Sie schluckte.
"Ich dachte heute kurz ich bin schwanger. Ich bin's nicht, keine Sorge, aber..."
"Aber es hat Dich zum Nachdenken gebracht", sagte Felix leise und sie nickte.
Er atmete geräuschvoll aus und griff nach ihrer Hand.
"Hey. Ella, ich.."
"Nein, Felix, lass mich erst. Ich weiß, Du bist Dir nicht sicher ob Du Kinder willst. Aber..Ich will auf jeden Fall welche. Und ich meine - sei mir nicht böse aber ich muss irgendwann eine Antwort von Dir haben."
Er sah sie an.
"Ich weiß. Wenn ich in ein paar Jahren immer noch keine will dann..."
"In ein paar Jahren? Felix, Du bist 33. Und ich bin 27. Ich kann keine fünf Jahre mehr warten bis Du Dich entscheidest! Ich will nicht mit 35 noch Mutter werden, und Du sicher nicht mit 40 Vater oder?"
Er schluckte.
"Wenn Du keine möchtest, kann ich das verstehen Süßer, aber...dann musst Du auch verstehen, dass wir...ein Ablaufdatum haben."
"Wie meinst Du das...willst Du mit mir Schluss machen weil Du...nicht schwanger bist?" fragte er verblüfft.
"Nein! Ich will gar nicht mit Dir Schluss machen, aber wenn dann weil...weil ich mir irgendwie gewünscht habe, dass ich's wäre..", sagte Ella leise.
Felix atmete tief durch.
"Ich...weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll."
Sie sah auf ihre Hände und eine Weile schwiegen sie beide.
"Hast Du...keine Angst? Davor, dass Du es bereust, oder...dass Du eine schlechte Mutter wärst oder so?" fragte er plötzlich und sie überlegte eine Sekunde.
"Nein. Ich wusste schon als Teenager, dass ich Kinder will. Und ich dachte irgendwie immer, dass ich eine gute Mum wäre. Keine Ahnung. Hast Du nie darüber nachgedacht?"
Er seufzte.
"Doch. Natürlich. Vor allem, weil ich Dich liebe und weiß, dass Du unbedingt welche willst. Ich habe mich nur immer gefragt, ob ich wirklich der Richtige für sowas bin."
"Hast Du Angst? Vor dem Vater sein? Oder..dass Du nicht da sein kannst? Wie.."
"Wie meine Mutter?"
Sie zuckte mit den Schultern und er dachte einen Moment lang darüber nach.
"Unterbewusst sicher. Aber ich denke schon, dass ich ein guter Vater sein könnte. Mit etwas Übung."
"Ich glaub's auch. Glaub mir, ich hab bei jedem Freund den ich hatte das... Vaterschaftspotenzial abgewägt, ich bin ja nicht blöd."
Er musste grinsen.
"Ich weiß nicht", sagte er schließlich.
"Ich weiß. Aber wie schon gesagt - ich kann nicht ewig auf Dich warten. Schon aus rein biologischer Sicht."
"Aber selbst wenn Du jetzt jemand anderen hast, kannst Du doch nicht nach zwei Wochen ein Kind mit dem kriegen!"
"Genau deshalb habe ich ja gesagt, dass ich keine drei Jahre auf Deine Entscheidung warten will..."
"Könntest Du das so einfach? Mit mir jetzt Schluss machen und Dir wen anders suchen?" fragte er leise und die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Angst davor, dass sie ja sagte.
Doch sie schüttelte den Kopf.
"Fe, das wäre wahrscheinlich die schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich liebe Dich."
"Was, wenn ich Deine große Liebe bin?" fragte er leise und Ella biss sich auf die Unterlippe.
"Das bist Du, Felix. Und das weißt Du. Deswegen führen wir ja dieses Gespräch. Weil ich Dich nicht verlieren will."
Felix seufzte.
"Du musstest mir jetzt den Abend ruinieren oder", grummelte er und sie knuffte ihn grinsend in die Seite.
Felix grinste zurück, dann zog er sie in seine Arme.
Ella schmiegte sich an ihn, ihr Gesicht an seinem Hals vergraben.
"Die Vorstellung, dass das hier mal aufhören könnte, gefällt mir ganz und gar nicht."
Er seufzte.
"Mir auch nicht Baby", murmelte er und strich ihr übers Haar.
"Gehen wir schlafen?"nuschelte sie und er nickte.

"Weißt Du...gib mir noch ein paar Wochen, okay? Und dann sprechen wir nochmal", sagte er eine halbe Stunde später, als sie sich in seine Arme kuschelte und er ihr die Decke bis zur Taille zog.
Sie nickte.
"In Ordnung. Tut mir Leid, ich...das war ein schlechter Zeitpunkt. Ich wollte Dir nicht die Shows ruinieren. Oder den Abend."
"Schon gut. Ganz ehrlich - irgendwann mussten wir darüber reden. Du hast schon Recht."
"Ich liebe Dich", murmelte sie und er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Ich Dich auch."

Angel [Felix Lobrecht]Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu