Kapitel 31

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Ella lehnte ihren Kopf an Felix' Schulter und schmunzelte über einen Witz den Julian machte.
Er, Felix, Kawus und sie saßen im Restaurant eines Hotels, wo die Jungs auf Tour waren, und warteten auf ihre Drinks.
Ella hatte sich wirklich eine  Auszeit genommen und die Jungs auf der Tour besucht.
Und Felix merkte, dass sie deutlich entspannter war, weshalb er auch nicht aufsah, als ihr Handy klingelte.

"Oh, das ist meine Mum. Vielleicht was wegen meinem Dad oder so", sagte sie hoffnungsvoll und stand auf, ihr Handy ans Ohr haltend, um einige Meter entfernt in einer Ecke stehen zu bleiben.
Felix beobachtete sie wachsam, als ihre Gesichtszüge entgleisten und sie blass wurde.
Ihr Blick schweifte eine Sekunde lang zu ihnen herüber, dann sah sie, wie vertieft Julian und Kawus in ihr Gespräch waren und sie schluckte, bevor sie sich umdrehte und um die Ecke Richtung Aufzüge verschwand.
"Was ist denn mit Ella los?" fragte Julian verwirrt, der nun doch bemerkt hatte, dass sie weg war.
"Ich glaube ihr Vater ist gerade gestorben", sagte Felix ernst, sprang auf und lief Ella nach.

Sie saß auf dem Boden, die Knie angezogen, das Kinn auf die Arme gelegt und starrte ins Leere.
Ihr Handy, das unablässig klingelte, lag neben ihr auf dem Boden.
Sie schien es nicht einmal zu bemerken.
Er hob es langsam auf und schaltete es aus.
Es tat ihm weh, sie so zu sehen.
So verletzt. So verloren. So, als wäre sie ganz alleine.
"Ella? Schatz, was ist passiert?" fragte er vorsichtig und ging vor ihr in die Hocke, wo er sanft ihr Gesicht in seine Hände nahm.
Sie hob langsam den Blick und der Schmerz in ihren Augen bohrte sich wie ein Pfeil direkt in sein Herz.

"Ist er..."
Sie nickte nur.
"Vor zwei Stunden", flüsterte sie.
"Gott Ella, es tut mir so Leid", antwortete er und sie begann wieder zu weinen.
Schnell zog er sie in seine Arme und versuchte, ihr zumindest ein wenig Trost zu spenden.
Sie legte ihre Arme um ihn und vergrub schluchzend ihr Gesicht an seiner Schulter.
Sanft strich er ihr über den Rücken, hielt sie fest und versuchte beruhigend auf sie einzureden.

"Ich weiß, Ella. Ich weiß. Ich weiß es tut verdammt weh", sagte er nach einer Weile leise.
Sie hatte beinahe aufgehört zu weinen, nur noch vereinzelt liefen Tränen über ihre zarten Wangen und zogen Spuren durch ihr Makeup.
Auch ihre Wimperntusche war leicht verschmiert und trotzdem war sie immer noch schön. Das war sie immer.

Sie griff nach seiner Hand und sah auf ihre verschränkten Finger herab.
"Warum tut es so weh, obwohl ich wusste, dass es kommt?" flüsterte sie und er strich sanft über ihre Wange.
"Soll ich...dir 'n riesen Schokoeis besorgen oder so?" fragte er sanft und sie musste lächeln.
" 'N Scotch und 'ne Umarmung wären mir lieber."
"Kein Problem", antwortete er sofort und zog sie in seine Arme.
Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.

"Wobei, ich brauch keinen Scotch. Bleib einfach bei mir, bitte."
"Immer. Ich hab's Dir doch versprochen."
"Schön, dass Du's einhältst."
Er schmunzelte und ließ sie los.
"Ich glaube Du solltest dir Dein Gesicht waschen, Süße."
"Ja. Weiß ich."
"Willst Du wieder mit runterkommen?"
"Bleibst Du nicht?"
"Wenn Du willst bleib ich."
"Bitte", sagte sie leise.
"Okay. Dann bleib ich auch", antwortete er ebenso leise und zog sie sanft auf die Beine.
Dann schob er sie aufs Bett, holte ihre Abschminktücher um sanft ihr Gesicht sauber zu machen und gab ihr schließlich einen Kuss.
"Besser?" fragte er leise und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
"Ja. Ja, ist besser. Danke. "

Sanft hielt Felix sie im Arm und strich ihr immer wieder die Haare hinters Ohr.
Sie hatte ihren Kopf auf seiner Brust abgelegt und war irgendwann über einer Folge Doctor House eingeschlafen.
Er war froh, dass sie überhaupt geschlafen hatte.
Er hatte sie während seiner Show natürlich alleine lassen müssen, doch nach den Fotos war er direkt wieder zu ihr gegangen.

Er hatte sie mit einem Scotch und einer Tüte Lay's im Bett sitzen sehen, im Bademantel und mit nassen Haaren.
Sie hatte ihn nur angesehen und genickt.
"Besser."
Das hatte ihm gereicht.
Also hatte er sich zu ihr gelegt und sie in den Arm genommen.
"Kommst Du zur Beerdigung?" hatte sie leise gefragt, mit diesem flehentlichen Blick, bei dem er ihr überhaupt nichts abschlagen konnte, selbst wenn er wollte.
Und er hatte genickt.
"Wenn Du mich brauchst, bin ich da."

Angel [Felix Lobrecht]Where stories live. Discover now