Kapitel 23

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"Felix!"
Er drehte sich um und entdeckte Jana, die auf ihn zu lief und ihn besorgt musterte.
Eine Sekunde lang schwiegen sie, dann umarmte sie ihn kurz. Die beiden stellten sich in eine kleine Seitengasse, wo sie etwas ungestörter reden konnten, ohne all die Passanten.
"Wie geht's Dir?" fragte sie leise und er zuckte mit den Schultern.
"Geht schon."
"Sicher?"
Er seufzte.
"Nein. Geht nicht. Aber ist egal, ich kann ja eh nichts machen. Es...ist nur scheiße. Alles ist scheiße seitdem sie weg ist", gestand er und sie verzog mitleidig das Gesicht.
"Ella war die ersten Tage ein Wrack",erzählte Jana.
"Ich hab sie gestern gesprochen, da hat sie immer noch geweint wenn sie auch nur ansatzweise über Dich gesprochen hat und es ist jetzt zwei Wochen her. Ich würde an Deiner Stelle nicht aufgeben."
Er gab ein abfälliges Geräusch von sich.
"Wie könnte ich? Ich liebe sie. Natürlich liebe ich sie noch, das geht in zwei Wochen nicht einfach so weg. Da wird immer ein Teil von mir sein, der darauf hofft, dass wir wieder zusammen kommen könnten."
Er schluckte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
"Hey. Du musst Dich nicht für Deine Gefühle schämen. Jeder hat Gefühle, ist normal", sagte Jana sanft und Felix nickte nur.
"Das schlimmste ist, zu wissen, dass es meine Schuld war", sagte er schließlich leise.
"Ich hab gehört was passiert ist. Ich würde sagen das war...eine Verkettung unglücklicher Ereignisse."
"Das war schon ein Bisschen mehr als nur unglücklich. Ich weiß auch nicht...Ich meine, was mach ich jetz? Wie geht man damit um? Normalerweise trennt man sich doch, weil irgendwas passiert ist, oder einer den anderen nicht mehr liebt oder so - aber wie geht man mit einer Trennung um, bei der man sich noch liebt? Wie zum Fick geht das?"
Jana seufzte und fuhr sich durchs Haar.
"Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht, Felix. Wahrscheinlich behandelt man es wie jede andere Trennung auch - und hofft, dass es irgendwann vorbei geht. Ich kann Dir nur sagen, dass es ihr genauso schlecht geht."
"Aber sollte das nicht heißen, dass die Trennung ein Fehler war?" fragte er leise und sie schluckte.
"Die Entscheidung musst Du wohl ihr überlassen. Eine Freundin von mir hat sich nach 10 Jahren getrennt - was meinst Du wie es der ging. Sie steht mittlerweile voll dahinter. Liebe vergeht nun mal nicht so einfach. Und wahre Liebe sowieso nicht. Man kann wohl einfach nur abwarten und hoffen, dass die Zeit ihren Job macht."
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
"Tut mir Leid, ich muss weiter. Kopf hoch, Felix. Das wird schon. War schön Dich getroffen zu haben."
"Ja. Danke fürs Zuhören."
"Immer doch. Bis dann!"
Mit diesen Worten verschwand sie um die Ecke und ließ ihn allein mit seinen Gedanken zurück.
Er zündete sich eine Kippe an und starrte in den wolkenlosen, graublauen Himmel.
Wie gern hätte er jetzt Ella angerufen. Um mit seiner besten Freundin über ein Problem zu reden - nur, dass sie das Problem war.
In diesem Moment sah er, dass sie auf Instagram eine Auszeit angekündigt hatte. Aus gesundheitlichen Gründen. Ihr ging es nicht gut.
"Hmm, mir auch nicht", murmelte er. Doch wenn er sich jetzt auch eine Auszeit nahm, würden die Leute anfangen zu spekulieren. Eine Verbindung suchen - und irgendwann wahrscheinlich auf die Lösung kommen.
Und das war wirklich das Letzte was er jetzt noch gebrauchen konnte.
Er seufzte wieder.
Alle hatten sich so für sie gefreut, sein Bruder, sein Vater, Freunde.
Weil sie beide so lange darauf gewartet hatten und es endlich geklappt hatte - und jetzt war es vorbei.
Unwillkürlich musste er daran denken, dass Ellas Mutter sich wahrscheinlich freuen würde.
Endlich war sie den unerwünschten Freund ihrer Tochter los.
Er musste grinsen bei dem Gedanken und fühlte sich automatisch etwas besser.
Das war gut. Es wurde langsam aber sicher besser.
Nur leider war es wirklich sehr langsam.

Angel [Felix Lobrecht]Where stories live. Discover now