Kapitel 77

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„Zayn?" meine Stimme wurde von der noch warmen Abendluft bis zu der Person, welche an einer Bar neben dem Pool stand, getragen. Der Himmel leuchtete in Pink- und Orangetönen und auf der grünen Wiese, welche sich dem Pool anschloss, waren Fackelförmige Lampen verteilt, die das komplette Grundstück in einem warmen Licht erhellten.
Zayn stand unter einem Pavillon, an eine Bar aus Mamorstein gelehnt, mit einem Glas Whiskey in der Hand. Jedenfalls sah die bronzeschimmernde Flüssigkeit aus wie Whiskey.

Ich lief um den quadratischen Pool herum bis ich vor ihm zum stehen kam.
„ Was ist los?" fragte ich vorsichtig. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, jedoch antwortete Zayn mir typischerweise nicht. Alles was er tat war, das Whiskey Glas hin und her zu schwenken, als würde er mir gleich meine Zukunft aus der Flüssigkeit vorhersagen. Ich stoppte seine Bewegung, indem ich ihm das Glas entschlossen aus der Hand nahm und es hinter ihm auf den Tresen platzierte.

„ Rede mit mir." wisperte ich. Erst jetzt hob er seinen Blick und in seinen Augen konnte ich einen großen Anteil Wut jedoch auch einen winzigen Hauch Trauer aufblitzen sehen. Diese Gefühle wurden von seiner Stimme unterstrichen.
„ Mein Vater..." er versuchte sich zu kontrollieren, doch seine Stimme bebte. Ich gab ihm seine Zeit.
„ Er ist so... distanziert, kalt und herzlos..." Zayn zog seine Augenbrauen zusammen und senkte wieder seinen Blick.

Meine Finger fuhren zu seiner Wange bis hin zu seinem Nacken.
„ Du kannst mir sagen was du willst, aber es hört sich für mich so an, als würde er dir sehr ähnlich sein." flüsterte ich.
Zayn schaute mich an.
„ Vielleicht war er mir mal ähnlich. Doch die Zeit hat ihn verändert. Alles was ich weiß und was mich interessiert, ist, dass mein Vater sich nach der Diagnose von Mae komplett zurückgezogen hatte. Innerhalb all der Jahre besuchte er uns nicht öfter als sonst und es schien ihn gar nicht zu interessieren. Es wundert mich, dass er überhaupt nochmal kommt bevor..."
Zayn stockte und schaute auf meine Hände, die sich mit seinen verflochten hatten. Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, doch ich wusste genau was er sagen wollte und woran er jetzt dachte.

„ Daran darfst du nicht denken. Es bringt weder dir noch jemand anderem etwas." redete ich ihm zu.
„ Ach und das geht so einfach? Ich kann seitdem ich hier bin an nichts anderes mehr denken...
Außer wenn du bei mir bist." sagte er und wurde zum Ende hin immer leiser. Seine Augen trafen wieder auf meinen und in ihnen lag im Kontrast zur Trauer auch so viel Liebe. Meine Mundwinkel hoben sich.
Ohne ihm zu antworten drückte ich meine Lippen auf seine und direkt erwiderte er den Kuss.
Seine Hände ließen meine los und wanderten zu meinen Wangen. Er umgriff mein Gesicht und ohne, dass ich Widerstand leisten könnte, stieß er mit seiner Zunge vor.

Der Kuss war schon von Anfang an alles andere als zurückhaltend. Umso intensiver sich unsere Lippen aufeinander bewegten, umso leidenschaftlicher bewegten sich unsere Hände auf dem Köper des jeweils anderen. Schon wie zuvor in seinem Zimmer umgriff er mit seinen starken Armen meine Taille und drehte uns um 180 Grad, sodass ich nun mit dem Rücken die Theke berührte. Plötzlich jedoch hob er mich hoch und setzte mich auf die Theke. Nun war ich auf der gleichen Höhe wie er. Ich spürte, wie er in den Kuss hinein lächelte, was wiederum mich zum Lächeln brachte.

Um kurz Luft zu holen ließen wir voneinander ab. Zayn's schwarze Augen funkelten mir entgegen, wie die einer Raubkatze, die ihre Beute sichtete. Über den Gedanken musste ich schmunzeln.
„ Was ist so lustig?" fragte er mich. Dabei überbrückte er die wenigen Zentimeter, welche uns voneinander trennten, indem er mit seinen Lippen meine Halsbeuge berührte. Dabei küsste er nicht meine Haut, sondern strich mit seinen Lippen einfach nur über diese, bis er an meinem Ohr ankam. Eine gefährliche Gänsehaut schoss meinen Rücken herunter und verschwand nicht. Sein warmer Atem hinterließ eine brennende Spur, was mir ein leises Stöhnen entlockte.

Zayn hielt inne, ließ von mir ab und anhand seines belustigten Blickes konnte ich nicht anders als ihm spielerisch sauer auf die Brust zu hauen.
„ Arschloch." zischte ich schmunzelnd. Er kniff seine Augen zusammen.
„ Wie bitte?" fragte er und seine Mundwinkel schoben sich noch weiter nach oben. Nachdem ich nicht antwortete, sondern einfach nur provokant seinem feurigen Blick stand hielt, versuchte er sich wieder meinen Lippen zu nähern.

Ich blockten seinen Versuch mich zu küssen ab und drehte meinen Kopf und somit auch meine Lippen nach rechts.
„ Ach so ist das." raunte er belustigt. Ich versuchte ihm beim besten Willen zu ignorieren, was jedoch gar nicht so leicht war, da er mit seinen Fingern unter mein Shirt drang. Doch anstatt es mir über den Kopf zu ziehen, wie ich es eigentlich von ihm erwartet hätte, umgriffen erneut beide seine Hände meine Taille und mit Leichtigkeit hob er mich auf seine rechte Schulter.
Wie ein nasser Sack hing ich über seiner Schulter und war zu schockiert, als dass ich früh genug reagieren hätte können.
„ Zayn. Was soll das? Lass mich runter." schrie ich.

Ich konnte durch die Vibration seines Oberkörpers ein Lachen wahrnehmen. Lachte er mich etwa gerade aus?
„ Wie war das?" fragte er nochmal provokant, wobei ich mir sicher war, dass er meine Frage ganz genau verstanden hatte.
„ Lass mich sofort runter!" rief ich nochmal und regte mich unter seinem festen Griff, da ich die Hoffnung hatte selber von ihm los zu kommen.
„ Achso, hättest du auch gleich sagen können." antwortete er nur.
Ohne, dass ich noch etwas hätte erwidern können, spürte ich kühles Wasser überall um mich herum. Mein Herz pochte, da ich nicht damit gerechnet hätte, dass Zayn mich in den nur wenige Meter entfernten Pool geschmissen hatte. Einen Augenschlag später, merkte ich wie Zayn neben mir im Wasser landete, da mich der plötzlich auftretende Druck noch mehr unter Wasser drückte. Ich wollte auftauchen, doch erneut wurde ich daran gehindert.

Es war Zayn der mein Gesicht umgriff und seinen Körper an meinen presste. Noch bevor ich an den fehlenden Sauerstoff in meinen Lungen denken konnte, löste Zayn das Problem und küsste mich. Somit verlernte ich sowieso das Atmen, sodass sich die Sache mit dem fehlenden Sauerstoff erübrigte. Um uns herum war es still. Jeder kennt das Gefühl unter Wasser zu sein, von Watte umhüllt und nichts mehr hören zu können. Genauso fühlte ich mich, nur führte Zayn's Anwesenheit dazu, dass ich mich zudem auch noch sicher fühlte. Als könne mir hier, unter Wasser, bei Zayn niemand etwas anhaben. Als wäre ich in meiner eigenen Welt, die keinerlei Ähnlichkeit mit der Welt oberhalb der Wasseroberfläche hatte.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt