Zayn's POV

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Kaltes Wasser berührte mein angeschwollenes Gesicht. Ich richtete mich vom Waschbecken auf und schaute meinem Spiegelbild entgegen. Dunkle Augenringe, verstrubbelte Haare und ein Schatten von meinem Bart stachen mir ins Auge. Ich sah furchtbar aus.
Doch das war mir egal, mir war alles egal...
Mit noch nasser Haut zog ich mir einen beliebigen Pullover über, welcher im Bad auf dem Boden rumlag und machte die Tür zu meinem Zimmer auf. Es war dunkel. Kühle Luft wehte durch die Fenster und formte die Gardinen, die wie wilde Wellen durch die Luft flogen. Stille...

Diese Stille war unerträglich. Seitdem Mae gestern abgeholt wurde, war es still. Mein Blick fiel auf eine kleine Schlanke Person, dessen zierlicher Körper von einem dünnen Laken bedeckt wurde. Ihr Oberkörper bewegte sich gleichmäßig, was man auf ihre ruhige Atmung zurückführen konnte. Mein Blick ruhte auf ihren dunklen fast schwarzen Haaren, die wild auf dem Kissen verteilt waren. Ihre Augen waren geschlossen. Ich könnte Kace stundenlang beobachten. Mir jedes einzelne Merkmal ihren Körpers einprägen. Von dem sternförmigen Muttermal an ihrem Hals bis zu der kleinen Narbe unter ihrem Fußknöchel.

Meine Beine schleppten mich um das Bett herum. Ich setzte mich kraftlos auf die Bettkante und atmete tief durch. Mein Kopf dröhnte. Kalte Stille umhüllte mich. Meine Brust zog sich bei jeder Atmung schmerzhaft zusammen und das schon seit gestern. Es war als würde ich unter Wasser sein und nur nach Minuten für wenige Sekunden Luft bekommen. Mae war Tod...
Nate und meine Mum kamen heute morgen nach einer langen Nacht nachhause. Es war ein düsterer Morgen. Kein Sonnenaufgang, keine Wärme... nur grauer Himmel.

Nate ließ die Hand meiner Mum nicht los. Er tat dies um sich und Mum zu stützen... zu unterstützen. Ich bewunderte ihn. Er war so stark. Jedenfalls wirkte er nach außen so. Keine Träne hatte er geweint, jedoch wusste ich nicht ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Und Meine Mum? Seit sie wiedergekommen waren weinte sie. Sie blieb mit Nate im Wohnzimmer an der Stelle, wo sie geholt wurde. Seit Stunden saßen sie da. Schon den ganzen Tag. Nun war es wieder Abend.

Nichtmal 24 Stunden waren vergangen. Es fühlte sich dennoch so an, als wäre es gerade einmal eine Minute her. Eine Minute, seitdem ich vor Mae kniete, ihr Gesicht in meinen Händen hielt und ihr dabei zuschaute wie ihre Mimik immer mehr an Spannung verlor.
Es war als hätte sie mir mit ihren letzten Augenschlägen tausende Messer in mein Herz gebohrt, die immer noch tief in meiner Brust steckten. Sie erschwerten mir das Atmen, das Denken... eigentlich alles.

Und das war auch der Grund warum ich aufstand. Ich konnte hier nicht mehr bleiben. Die Wände schienen immer näher zu kommen und meine Klaustrophobie tat mir dabei keinen Gefallen. Ich erhob mich vom Bett. Schwer atmend lief ich zur Zimmertür. Ich spürte wie Hitze in mir aufstieg, direkt gefolgt von kalten Schauern, welche meinen Rücken runterzuckten. Mein Blick richtete sich hastig auf Kace. Sie schlief immer noch. Gut so... ich wollte nicht, dass sie noch mehr von meinem jämmerlichen Erscheinungsbild ertragen musste.

Ich wusste was nun kam. Schwitziger Hände, ein Surren im Kopf, 1,2,3... die Stimme, die ächzend und mit allen Mitteln versuchte gegen die aufkommende immer stärker werdende Panik in meinem Körper anzuzählen. Doch es half nicht. Mit taumelnden Schritten erreichte ich die Tür. Nicht gerade leise war ich unterwegs. Ich musste hier raus. Alles schrie in meinem Kopf. Dabei waren nicht nur die beengenden Räume des Hauses gemeint. Nein, die Stimme im meinen Kopf redete von sich selber. Sie muss hier raus. Ich will hier weg und dafür gab es nur eine Möglichkeit...

Noch bevor ich meinen alleinigen Fokus weiter auf die Opiate, die mich in einen Zustand der Bewusstlosigkeit und Emotionslosigkeit versetzen würden, lenken konnte, hörte ich eine heisere Stimme von der anderen Seite des Raumes.
„Zayn?" Kace hatte sich unter ihrem Laken aufgerichtet und schaute mich aus müden und verwirrten Augen an. Ich erstarrte.
So sehr ich es auch hoffte, dass sie mich nicht in diesem Zustand erleben würde, es brachte mir nichts als einen besorgniserregenden Blick.

Ich nahm meine Hand, die schon halb auf der Türklinke lag und kurz davor war diese hinunter zu drücken, wieder weg von dieser. Meinen Kopf drehte ich langsam in ihre Richtung und mein Körper folgte ihm. Ich konnte nur leicht in Schatten getränkte Umrisse ihrer Silhouette sowie ihrer Gesichtszüge ausmachen. Ihre dunklen Haare vielen wie ein Tuch aus Seide über ihre Schultern.
„ Wo willst du hin?"

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt