Kapitel 98

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„ Nico?" flüsterte ich erschrocken. Seine grünen Augen leuchteten mit dem grünen Licht an der Wand um die Wette. Man konnte nur Umrisse seines Gesichtes erkennen, doch was man klar und deutlich erkennen konnte, war der Lauf einer Pistole direkt auf uns gerichtet. Oder eher gesagt auf meinen Vater. Geschockt blieben wir stehen. Ich merkte wie mein Vater mich hinter sich schob.
„ Nico." sagte er fest. Er kannte ihn? Wieso sollten Nico und mein Vater sich kennen? Meine Atmung ging schnell.
„ Michael und Kacey Robinson." sagte er. Nico war für mich ein großes Rätsel. Auch wenn er nur ein Jahr älter als ich war, wusste man nicht was sein nächster Schritt sein würde. Er war undurchschaubar.

„ Was willst du?" fragte mein Vater und schien von der Waffe kaum beeindruckt zu sein.
„ Das Weißt du ganz genau alter Mann!" schrie Nico wütend. Warum war er so wütend? Was hatte mein Vater ihm angetan?
„ Das klären wir nicht hier." antwortete mein Vater ruhig. Ich kapierte gar nichts mehr. Mein Vater wusste scheinbar ganz genau wovon Nico redete.
„ Wieso nicht? Etwa weil sie dabei ist?" Nico sah zu mir. Sein Blick war wie eine Wand. Undurchschaubar.
„ Nico nicht hier!" wiederholte mein Vater. Ich erschrak, aber nicht wegen des Tonfalls meines Vaters sondern eher, weil ich etwas anderes als Stärke in seiner Stimme wahrnehmen konnte. Etwas von dem ich niemals gedacht hätte, dass mein Vater jemals demnach empfinden könnte.

Seine Stimme klang flehend und unsicher.
„ Wieso, soll sie es etwa nie erfahren? Ich meine schon seit 19 Jahren hältst du es Geheim." sagte er. 19 Jahre? Wovon redeten die.
„ Was? Wovon redet ihr?" fragte ich. Ich konnte das nicht mehr. Mein Kopf schmerzte, ich spürte kaum noch meine Beine und alles passierte so schnell, dass ich den Überblick verlor.
„ Dein Vater ist ein Schwein! Er hat sich nie um uns gekümmert. Meine Mutter ist schwerkrank und dein Vater kümmert sich einen Dreck um sie..."
Ich blinzelte verwirrt. Ich bekam kein Wort raus. Ich schaute zu meinem Vater und dann wieder zu Nico. Mein Vater blieb still, als würde er gar nicht versuchen wollen, Nico aufzuhalten. Als würde er wissen, dass ich die Wahrheit erfahren musste. Und das tat ich. Die Wahrheit traf mich wie eine Abrisskugel und schleuderte mich kilometerweit ins dunkle.

„ ...Geschweige denn um mich, seinen eigenen Sohn." beendete Nico seinen Satz. Mir blieb das Glück auf einem Stuhl zu sitzen verwehrt, sodass mich nun nichts mehr davon abhielt einfach zu Boden zu sinken. Ich klappte zusammen. Begraben unter all der Last der letzten Stunden und Tagen. Der Tod von Mae, meine Entführung und die große Enttäuschung und nun das... es war unmöglich für mich aufzustehen und vielleicht wollte ich das auch gar nicht. Ich wollte und konnte nicht mehr. Meine Atmung war flach. Es war als wenn mein ganzes Leben in Splitter zersprungen wäre. Ich fühlte mich so schwach und hintergangen. Zayn hatte mich angelogen und enttäuscht und nun auch noch mein Vater. Mein ganzer Körper fühlte sich an wie Wasser, was in die nasse Erde sickern würde und eins mit ihr wird.
Mir wurde schwarz vor Augen, meine Fingerspitzen kribbelten und ich stoppte meine Atmung...

„ Kacey? Kacey? Sie atmet."
Eine glockenklare Stimme holte mich wieder aus meiner Ohnmacht. Ich blinzelte ein paar mal. Alles war dunkel und ich sah nur verschwommene Umrisse. Ich hörte ein grelles Piepen, was mich schmerzhaft das Gesicht verzogen ließ.
„ Oh Gott, Kace. Sie hat bestimmt eine Gehirnerschütterung. Gib mir mal ein Tuch."
Es dauerte lange bis ich die Stimme einer Person zuordnen konnte. Das erst was ich außer schwarzen Umrissen erkennen konnte war rot. Ein feuriges rot, welches nur zu einer Person gehören konnte.
„ Vikki?"

Ich kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder in der Hoffnung etwas erkennen zu können.
„ Kace, du lebst." sagte Vikki überglücklich. Ich bemerkte, dass mein Kopf auf ihrem Schoß lag, meine Beine waren ausgestreckt auf der Rückbank eines schwarzen Vans.
„ Natürlich lebe ich." Das Piepen in meinem Kopf wurde langsam leider. Ich richtete mich schmerzstöhnend auf. Ich brauchte unbedingt etwas gegen meine Schmerzen. Alles tat mir weh, mein Kopf, meine Arme, meine Beine... mein Herz. Ich wurde langsam wieder etwas klarer im Kopf und somit kamen auch alle Ereignisse der letzten Stunden wieder.

„ Mann Kacey wir hatten solche Angst um dich." kam es nun von Cami. Sie saß auf dem Beifahrersitz des schwarzen Vans. Ich schaute mich um. Hunter saß vor mir und Shawn fuhr das Auto.
„ Wie geht's dir Kace? Hast du Schmerzen?" fragte Shawn besorgt. Er musste sich gleichzeitig auf die dunkle Straße vor uns konzentrieren.
„ ein wenig." antwortete ich ihm. Ich fasste mir an den Kopf.
„ Habt ihr irgendwas gegen meine Schmerzen?" fragte ich in die Runde. Vikki neben mir wühlte in einem Stoffbeutel herum. Sie holte eine Flasche Wasser heraus.
„ Hier, trink erstmal etwas." sagte sie. Ich nahm ihr die Flasche dankbar entgegen.

„ Und das hier ist gegen die Schmerzen." sagte sie und hielt mir Novalminsulfon entgegen. Ich nahm die Tabletten und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter. Vikki tupfte mir währenddessen mit einem kalten Tuch das Blut aus meinem Gesicht.
„ Du siehst furchtbar aus Kace." sagte sie. Ich schaute sie an und bemerkte, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ihre Stimme zitterte.
„ Es geht mir gut... jedenfalls den Umständen entsprechend." sagte ich um sie zu beruhigen.

„ Leute was macht ihr hier überhaupt?" fragte ich verwirrt.
„ Dich retten was sonst." sagte Hunter mir gegenüber. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Mich retten?
„ Naja eigentlich war es Zayn, der uns alle zusammengetrommelt hat." sagte Shawn und ich konnte das glänzen seiner Augen durch den Rückspiegel erkennen. An seiner Stirn klebte Blut. Wir schauten uns kurz an. Shawn und ich hatten schon viel Scheiße zusammen durchgemacht aber sowas haben selbst wir noch nicht erlebt. Und genau das konnte ich in seinem Blick erkennen.

Doch bei seinen Worten wurde mir ganz mulmig. Ich war glaubte ich noch nie so verwirrt gewesen. Ich war verunsichert. Ich war wütend, doch trotzdem besorgt. Zayn hatte mich betrogen, benutzt und angelogen. All das was ich an Menschen so verabscheute. Wie sollte ich jetzt damit umgehen? Und dann auch noch die Sache mit Nico. Mein ganzes Leben ergab einfach keinen Sinn mehr.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt