Kapitel 24

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Ich wachte aus meiner Trance auf und mein Kopf schnellte erschrocken zu der Quelle der Stimme, welche nicht allzu weit entfernt schien.

Doch ich berechnete vor lauter Schreck nicht mit ein, dass ich immer noch nicht mal mehr einen Zentimeter von Abgrund entfernt stand.
Nachdem ich viel zu schnell herumwirbelte, nahm ich zu viel Schwung.
Mein Gleichgewicht kam ins Schwanken und meine Alarmsirenen liefen auf Hochtouren. Scheiße, scheiße, scheiße.
Innerhalb von wenigen Sekunden schien ich gleich Tod zu sein.

Nein... ich will noch nicht sterben. Mein Leben war zwar scheiße, aber noch nicht jetzt.
Ich fuchtelte mit den Armen herum und alles ging so schnell, dass ich gar nicht mitbekam, wie sich plötzlich ein starker großer Arm um meine dünne Taille schlang.
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern griff ich nach allem an dem ich mich irgendwie festhalten konnte, um nicht in den Tod zu stürzen.

In meinem Fall war es ein starker Oberkörper an der ich mich festklammerte.
Ich krallte meine Hände in eine breite Schulter und presste mich soweit vom Abgrund weg wie nur möglich.
Die ganze Zeit über kniff ich meine Augen zusammen.

Mein Körper erstarrte in dieser Position und nur der warme Körper, an dem ich mich festklammerte gab mir die Sicherheit nicht gleich auf dem Boden aufzuschlagen.
Nach einigen Sekunden war ich mir jedoch schon ziemlich sicher, dass ich nicht gerade in einem freien Fall meinem Tod entgegen flog.
Mein Körper wurde schon wieder vom Adrenalin durchpumpt und auch mein Herz schien sich erneut fast umzubringen.
Das kann doch nicht gesund sein.

Doch als ich endlich realisierte, dass ich immer noch festen Boden unter meinen Füßen hatte, traute ich mich endlich wieder meine Augen zu öffnen.
Ganz langsam glitt mein Blick suchend zu der Person, welche mich so dermaßen erschreckt hatte, dass ich fast gestorben wäre, doch alleine dieser Duft hätte mir schon gereicht, um zu bestimmen, wer gerade vor mir stand.

„ Zayn..." stotterte ich total durch den Wind.
Mein Körper zitterte erneut und ich schaute in seine tiefschwarzen Augen, auf der Suche nach irgendetwas, was mir etwas über ihn verriet.
Doch nichts...
Perplex konnte ich nicht anders als da zu stehen.
An seinen Körper geklammert starrte ich ihn in seine wunderschön...
ganz normalen schwarzen Augen.

Na super... wie war das nochmal mit 'Ich hasse es, dass er diese Kontrolle über mich hat' ?
Im Gegensatz zu ihm schien ich ein offenes Buch zu sein.
Vermutlich könnte sogar ein Blinder erkennen, was gerade in mir vorging.
Warum auch steht man in Schlafklamotten, aussehend wie eine Leiche am Rande des Daches und schaut Minuten lang in den Abgrund.
Dabei hatte ich nichtmal bemerkt, dass er mir näher gekommen war.

In diesem Moment schossen mir diese Gedanken innerhalb von Millisekunden durch den Kopf, doch an einer hielt ich mich fest.
Sei nicht Schwach!!!
Zeig keine Schwäche Kace!!!
Zayn's Augen starrten mich immer noch ununterbrochen an, was meinen ganzen Körper erneut erhitzen ließ.
Auch der Fakt, dass wahrscheinlich nichtmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte, machte die ganze Situation nicht gerade besser.

Aber Kace, du kannst einfach froh sein, dass du gerade nicht gestorben bist.
Er hätte fast dafür gesorgt!
Naja wiederum, wer ist denn auch so blöd und stellt sich so nah an das Ende eines Daches? Aber das war der Rausch... ich war die ganze Zeit in einer Art Rausch, benebelt von den Bildern meines Traumes, welche vor genau drei Jahren noch der Realität entsprachen.

„ Spinnst du eigentlich!?" zischte ich und wurde zum Ende hin immer lauter.
„ Bist du völlig zurückgeblieben oder was?!" rief ich nun.
Als ich sicher ging, dass ich nun weiter vom Dach Ende entfernt war, versuchte ich mich von ihm zu lösen.
Da sein Arm aber immer noch meine Taille umschlang, gelang mir das mehr oder weniger.

Letztendlich riss ich mich von ihm los und brachte so einige Meter zwischen uns.
Zitternd und außer mir, stand ich wahrscheinlich wie ein Psycho vor Zayn.
„ Wegen dir bin ich gerade fast gestorben." brüllte ich herum und mir war es ziemlich egal, ob uns jemand hören könnte.
„ Sicher, dass es nicht deswegen war, weil du nur noch wenige Zentimeter vorm Abgrund standest?" sagte er mit rauer Stimme ziemlich gelassen.

Ungläubig schaute ich ihn einige Sekunden lang an.
Scheiße... er hatte ja recht.
„ Du solltest dich eher bei mir bedanken Kace." sagte er und setzte ein siegessicheres Grinsen auf.
Ich war echt Fassungslos, wie dreist man eigentlich sein konnte.

„ Pfff ganz sicher nicht! Wenn du mich nicht so erschrocken hättest, wäre es überhaupt gar nicht dazu gekommen." versuchte ich mich zu verteidigen.
Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust, nicht nur, weil ich sauer war, sondern auch weil mir verdammt kalt war.

„ Was machst du eigentlich mitten in der Nacht hier draußen?" fragte ich abschließend in einem ungewollt recht sanften Ton.
Also mal ehrlich, wie ich hier raus gelangt war, war ja bereits klar, aber warum war Zayn um halb vier Nachts hier draußen auf dem Dach... mit mir?

Zayn lachte nur kurz auf.
Fragend zuckte ich mit den Achseln und meine Augenbrauen schossen zusammen.
Ich verstand endlich, als er seine linke Hand hob.
Wow, ein Joint! Echt jetzt? Das hätte ich mir auch denken können, dass er hier war, um Drogen zu konsumieren.
Ich schnaubte immer noch ziemlich sauer aus und alleine dieser ganz bestimmte Geruch hätte mir verraten sollen, dass er anscheinend gerade total High war.

„ Naja außerdem war ich zuerst hier, also müsstest du mir eigentlich verraten, was du mitten in der Nacht, ohne Schuhe auf einem Dach verloren hast." sagte er und nahm einen weiteren Zug von seinem Joint.
Ich verzog mein Gesicht.
Ach scheiße, was sollte ich nun darauf antworten?

Unauffällig schielte ich zu meinen blau lackierten Fußnägeln und dann wieder hinüber zu Zayn.
„ Das geht dich gar nichts an." zischte ich. Das war nur die Wahrheit.
Zayn hob nur abwehrend seine Hände, verlor aber immer noch nicht sein verwegenes Grinsen.
Es machte mich verrückt, wenn er einfach so war...

„ Wenn du jetzt fertig bist, kannst du dann bitte gehen?" fragte ich gespielt höflich und setzte ein gefaketes Lächeln auf.
Ich würde lieber bis zum Sonnenaufgang hier oben sitzen bleiben, als jetzt wieder in mein Zimmer zu gehen.
An Schlaf war für mich im Moment auf gar keinen Fall zu denken. Auch wenn mir echt arschkalt war, wollte ich nicht die Fortsetzung meines Traumes riskieren, indem ich wieder einschlief.

Geschweige denn ich könnte überhaupt Ruhe finden, was im Moment unmöglich schien.
Ich entschied Zayn einfach nicht mehr zu beachten und zu warten, bis er endlich verschwinden würde, doch schien das gar nicht so einfach.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt