Kapitel 64

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Es war bereits Freitag und schon seit geschlagenen fünf Tagen bekam ich nichtmal ein Lebenszeichen von Zayn.
Ich war nur noch angespannt und die ganze Zeit kreisten meine Gedanken um Zayn.
Ich hatte ihm bestimmt schon 1000 Nachrichten geschrieben und mindestens doppelt so oft angerufen, doch wie auch am Montag morgen nahm er meine Anrufe nicht an.

Ich wusste nicht wieso, aber schon die ganzen letzten Tage fühlte ich mich so leer, als wäre etwas in mir verschwunden. Ich lebte nur so vor mich hin.
Aufstehen-Schule-Essen-Schlafengehen.
Auch wenn ab und zu mal etwas passierte, wie zum Beispiel, dass ich mit Shawn telefonierte oder, dass wir etliche Klausuren schrieben, fühlte sich alles so monoton und leer an.

Aber am schlimmsten war es, dass ich nichtmal wusste, dass ich fähig war eine andere Person so dermaßen zu vermissen.
Von meiner Mutter mal abgesehen.
Und genau an diesem Punkt kam das nächste Problem.

Ich träumte schon seit Dienstag jede Nacht von meiner Mutter und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es gute Träume waren.
Eigentlich war es nichts Neues für mich, aber trotzdem waren diese Träume eine weitere Last in meinem Leben.

Mein Arm schien sich zu bessern und ich war gestern nochmal bei einem Arzt gewesen, welcher den Verband erneuert hatte und nochmal einen Blick auf die Wunde geworfen hatte.

Außerdem hatte ich schon jeden einzelnen der Jungs, sogar Celvin, über Zayn ausgefragt, jedoch antworteten sie alle das gleiche wie Noah.

Als ich an meinem Schreibtisch saß und vorbildlich meine Hausaufgaben erledigte, was eigentlich so gar nicht zu mir passte, kam Cami ins Zimmer reingeplatzt, gefolgt von Vikki.
„ Warum bist du noch nicht fertig?" war das erste, was sie fragte, als sie mich in einer Jogginghose und einem flauschigen Pullover an meinem Schreibtisch hocken, sahen.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und schaute sie fragend an.
„ Wofür sollte ich denn fertig sein?" fragte ich verwirrt und ließ meinen Kugelschreiber fallen.
„ Hörst du mir eigentlich gar nicht zu, wenn ich mit dir rede?" fragte Cami ziemlich eingeschnappt und schaute mich vorwurfsvoll an.

Ich biss mir auf die Lippe. Wie sollte das bitte gehen, wenn all meine bisherigen Gedanken nur um Zayn kreisten und wie sehr ich ihn zu vermissen schien. Natürlich versuchte ich mir vor den anderen nichts anmerken zu lassen, doch irgendwas sagte mir, dass das vor allem vor Cami und Vikki nicht funktionierte.

„ Wir müssen in die Stadt shoppen gehen." sagte Vikki nun und wartete nicht auf eine Antwort meinerseits.
„ Ich hatte mich irgendwie schon gewundert, dass du keine Demonstration angezettelt hattest, als Cami es dir gestern schon gesagt hatte, aber das geht ja auch nicht, wenn du die ganze Zeit mit den Gedanken woanders bist."
sagte sie noch, während sie mir eine Jeans zuwarf, die ich scheinbar anziehen sollte.

Stirnrunzelnd fing ich diese auf und blickte dann wieder zu beiden.
„ Shoppen? Ich wüsste nicht, was ich einkaufen müsste und außerdem habe ich Cami zugehört."
Das war gelogen, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, warum die beiden jetzt vor hatten mit mir shoppen zu gehe.

Ehrlich gesagt war mir momentan auch nicht danach, durch die überfüllte Stadt zu laufen und mich mit irgendwelchen aufdringlichen Verkäuferinnen herumzuschlagen.

„ Glaub mir, du musst mitkommen. Ich weiß nicht auf welchem Planeten du die letzten Tage gelebt hast, dass du nichts von dem Winterball mitbekommen hast über den die ganze Schule spricht, aber wir brauchen unbedingt Kleider." laberte Cami mich voll.

Ich mussten genervtes Stöhnen unterdrücken und überlegte schon nach einer perfekten Ausrede um nicht mitkommen zu müssen.
Ich muss noch auf den Geburtstag meines Hamsters? Ach Mist, ich habe gar keinen Hamster...

Dieser scheiß Winterball.
Ich weiß ja nicht, ob noch niemand was über mich mitbekommen hat, aber eigentlich war ich nicht wirklich der Typ für solch kitschigen Kram.

Das war doch nur wie einer dieser bescheuerten Spendengalas, auf die ich meinen Vater immer begleiten musste.
Alle wollte den perfekten Abend haben, brezelten sich auf und bemühten sich ihrem Date gerecht zu werden.

„ Ich gehe nicht auf den Ball, das könnt ihr vergessen." schnaubte ich und stand desinteressiert auf, um zu meinem Handy zu gelangen.
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, als ich auf den Bildschirm starrte, aber natürlich gab es auch keine Nachricht von Zayn.
„ Tsss, der Ball ist für alle Schüler Pflicht und wir feiern damit auch den Geburtstag des Gründers William Angeles." sagte Cami, die für meinen Geschmack etwas zu begeistert von diesem kack Winterball war.

Mit einem ist-das-dein-Ernst-Blick schaute ich sie an.
„ Ich kann dir gar nicht sagen, wie egal mir das ist." sagte ich gelangweilt.
Eigentlich tat es mir leid, dass die zwei schon die ganze Woche über meine schlechte Laune abbekamen, doch ich konnte es einfach nicht ändern.

„ Kace, nur weil du Zayn vermisst, musst du nicht deinen ganzen Frust an Unschuldigen auslassen." sagte nun Cami wieder taff.
Ich schnappte hörbar nach Luft. Dieses kleine Biest!!

Hatte ich sie etwa mit einem Engel verglichen? Das ziehe ich nun jedoch offiziell zurück, denn sie war ein Teufel... ein hinterlistiger Teufel. Zwar im Körper eines Engels, aber mit zwei kleinen roten Hörnchen auf dem Kopf.
Ich schnaubte laut und verschränkte meine Arme vor meiner Brust.

„ Also, das stimmt doch gar nicht." sagte ich empört und funkelte sie böse an.
„ Kann mir doch egal sein, dass Zayn schon seit einer Woche verschwunden ist und es nichtmal für nötig hält mir wenigstens mal eine Nachricht zu schreiben." sagte ich eingeschnappt und auch ich konnte dabei nur alles andere als Gleichgültigkeit in meiner Stimme hören.

In mir drinnen wusste ich einfach nicht, ob ich sauer oder besorgt sein sollte, aber ich war vermutlich beides.
Auch Cami schaute mich nicht wirklich überzeugt an.

„ Ja, dann kannst du ja auch jetzt mitkommen und dich, wie ich auch, auf den Winterball freuen." sagte sie und klatschte in die Hände, als wäre es beschlossene Sache.

Mein Gehirn ratterte und schließlich kam ich zu dem Entschluss mitzukommen, da ich momentan einfach nicht die Kraft hatte mich zu widersetzen, auch wenn das eigentlich mein liebstes Hobby war.

Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und verschwand mit einem letzten bösen Blick zu Cami und Vikki im Badezimmer, was ihnen zeigte, dass ich mitkam.
„ Beeil dich." trällerte Cami triumphierend, worauf ich nur mit dem Knallen der Badezimmertür antwortete.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt