Kapitel 42

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Er hielt weiterhin den Briefumschlag in seinen Händen, doch plötzlich schweifte sein Blick zu mir.
Ich konnte erkennen, wie sich seine Matten gelbbläulich schimmernden Augen kurz weiteten.
Und anstatt Zayn einfach das Geld zu geben, starrte er mich weiter an. Die ganze Zeit.
Noah hatte die Box bereits in die Hände der uns Gegenüberliegenden gegeben, was er jetzt schon zu bereuen schien.

Nach nur wenigen Sekunden musste wohl auch Zayn mitbekommen haben, dass Rodriguez mich die ganze Zeit anstarrte.
Zayn versperrte ihm nun den Blick, indem er sich noch weiter vor mich stellte, dabei nahm er erneut meine Hand.
Aber dies half natürlich nicht, da Rodriguez mich bereits entdeckt hatte. Ich konnte Belustigung, aber auch Verwirrung in seinem Blick erkennen.
„ Wer ist das Mädchen, welches du so jämmerlich vor mir zu verstecken versuchst?"

Ich schluckte kurz und mein Blick zuckte zu Zayn, wessen Profil ich nur seitlich betrachten konnte.
Seine Augen waren starr auf Rodriguez gerichtet.
„ Sie gehört zu uns." sagte er nun.
Rodriguez schaute zu mir und zu Zayn und wieder zu mir.
„ Hmmm... irgendwoher kenne ich dich." sagte Rodriguez und musterte mich weiterhin nachdenklich.
Ich spürte nun auch die Blicke der anderen Jungs auf mir.

„ Komm hervor, dann kann ich dich besser sehen." sagte Rodriguez und wank mich zu ihm rüber.
Meine Augenbrauen schossen zusammen und ich musste einmal hart schlucken. Ich hatte leider keine Pistole oder etwas, womit ich mich verteidigen könnte.
Doch interessant war es, dass er sich scheinbar auch an mich erinnern konnte, oder mich irgendwie kannte.
„ Du hast was du willst, also gib mir das Geld und ihr könnt gehen." sagte Zayn mit mahnender Stimme.

Rodriguez schien aber genau das Gegenteil vor zu haben.
Er ließ mich nicht aus den Augen und ohne weitere Worte griff er nach meinem Arm.
Ich war so erschrocken, dass ich mich einfach von ihm mitziehen ließ.
Ich sog die Luft ein und ehe ich mich versah, schlang sich Rodriguez linker Arm um meinen Hals. Mit seiner rechten Hand zückte er eine Pistole und hielt sie mir an meine Schläfe.
Ich war wie gelähmt und ich traute mich nichtmal mehr zu atmen. Mein Herz raste wie wild und alles in mir schrie danach wegzurennen.

Doch ich würde lieber sterben, als ängstlich wegzurennen. Also blieb ich stehen.
Da Rodriguez mich mit dem Rücken an ihn presste und mir von hinten die Pistole an die Schläfe hielt, konnte ich direkt zu den Jungs sehen.
Alles geschah in Sekundenschnelle, sodass ich nichtmal mitbekam, wie Zayn ebenfalls eine Pistole zog und sie direkt auf Rodriguez und somit auch auf mich richtete.
Damit löste er eine Kettenreaktion aus, denn nun zogen Rodriguez Männer ihre Knarren und hielten sie auf die Jungs, welche jedoch ebenfalls sofort ihre Waffen zogen.
Niemand sagte was, man konnte nur eine Welle von Klimpern hören, sodass man wusste, dass nun alle mit geladener Waffe dastanden.
Na super...

Es herrschte plötzlich eine unheimliche Stille, welche jedoch nur wenige Sekunden anhielt.
„ Ich kenne dich irgendwoher kleine. Diese glänzenden langen Haare, diese einzigartig blauen Augen..." raunte Rodriguez nah an meinem Ohr, jedoch so laut, dass die anderen es hören konnten.
Ein Gänsehaut des Ekels überzog meinen ganzen Rücken und ich versuchte so viel Abstand wie nur möglich zwischen uns zu bringen.

„ ...also sag mir, woher kenne ich dich?" redete er weiter und seine Stimme ähnelte einem Schnurren.
Er war so widerlich, dass ich mein Gesicht angeekelt verzog. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und während er diese Worte sprach, fing er an mit seiner Pistole einige Haarsträhnen von mir leicht mit dieser aufzuwickeln.
Also echt, seine Schaukel stand früher aber auch zu nah an der Hauswand.

Wenn ich nun nicht gerade in dieser äußerst gefährlichen Lage wäre, hätte ich womöglich lauthals über meine Gedanken losgelacht.
Stattdessen sagte ich einfach nichts und mein Blick zuckte zu Zayn, welcher immer noch mit erhobener Knarre uns gegenüber stand.
„ Ist sie ein Cop oder was?" kam es nun von einer nicht zuzuordnenden Stimme weiter hinten.
Anscheinend einer von Rodriguez Männern.
Aber warte mal, Cop? Ich? Also wenn die nicht alle einen IQ besaßen, der gerade noch so zum Atmen reichte, dann wusste ich auch nicht weiter.

Es war das erste mal, dass ich überhaupt irgendeine Reaktion von mir gab und natürlich musste es ein fieses Auflachen sein. Aber er hatte es auch nicht anders verdient.
„ Ach du findest das also lustig?" fragte Rodriguez und direkt spürte ich wieder den Lauf seiner Pistole an meiner Schläfe.
Ich verstummte und schluckte hart.
„ Ganz schön frech. Vielleicht nehmen wir dich auch einfach mit, dann können meine Männer sich mit dir die Zeit vertreiben." sagte Rodriguez dreckig und ich biss die Zähne zusammen.

Scheiße Kace, warum musstest du auch lachen?
Warum überhaupt muss mir sowas immer passieren?
Er hatte gerade sein letztes Wort gesprochen, da trat Zayn plötzlich einen Schritt auf uns zu und stand somit nur noch knapp einen Meter von mir entfernt.
„ Einen Scheiß wirst du und ich erinnere dich an das Geld." zischte Zayn und zielte nun direkt auf Rodriguez Kopf.

Man merkte, wie seine Männer nervös wurden und ich versuchte unbemerkt aus Rodriguez Griff zu kommen.
„ Ihr habt nichts von einer Neuen erwähnt. Ich will wissen wer sie ist." sagte Rodriguez nun viel energischer. Er roch entsetzlich nach Rauch und seine Hand fing leicht an zu zittern.
Zayn blieb still und irgendwie war ich echt verwundert, dass er ihm nicht einfach meinen Namen verriet.
Doch ich musste dem hier jetzt ein Ende bereiten.

„ Robinson..." sagte ich und hörte mich erstaunlich selbstbewusst an.
Es blieb Still und da ich Rodriguez Gesicht nicht erkennen konnte, wusste ich nicht wie er auf den Namen reagierte.
Doch seine Reaktion war alles andere als erwartet.
Er drückte mir den Briefumschlag in die Hand und schupste mich dann wieder aus der Richtung, aus der er mich gerade noch gezerrt hatte.

Ich stolperte leicht, doch wurde direkt von Zayn gestützt, indem er meine Taille umgriff.
Ich hatte gar keine Zeit viel über Zayn's Geste nachzudenken, denn ich drehte mich direkt wieder zu Rodriguez.
Dieser schaute nur kurz zu Zayn und dann wieder zu mir, direkt in meine Augen. Ich konnte für den Bruchteil einer Sekunde Unschlüssigkeit in seinem Blick erkennen, welche jedoch durch ein weiteres amüsiertes Grinsen direkt verschwand.

Ich starrte ihn weiterhin an und wartete auf Worte seinerseits. Seine Männer und auch Leo, Noah und Hunter hatten ihre Waffen runtergenommen und schienen sich jetzt nur noch auf uns zu konzentrieren.
„ Immer wieder schön mit dir Geschäfte zu machen. Ach und Kacey, grüß deinen Vater von mir." kam es abschließend von Rodriguez.
Ich wusste es!
Ich wusste, dass ich ihn irgendwo her kannte und dass mein Vater was mit so einem Dreckssack wie ihm zu tun hatte, wunderte mich nicht.

Ich blieb wie versteinert stehen und schaute nur in das grinsende Gesicht von Rodriguez. Einerseits musste er wohl so viel Respekt vor meinem Vater gehabt haben, dass er keinen Stress mit ihm wollte und andererseits war mein Vater ein gefährlicher Mann, was Rodriguez nur zu einem seiner Handlanger machte.
Aber ich mochte eigentlich gar nicht wissen, was er mit meinem Vater zu tun hatte.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt