Kapitel 54

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Ich musste zu Zayn hinauf sehen, da er ein ganzes Stück größer als ich war.
„Läuft da denn was zwischen euch?" fragte Zayn nun und an seiner Stimme konnte ich erkennen, dass er diese Frage wirklich ernst meinte.
Ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen und fing schon an mit dem Kopf zu schütteln.
„Nein wir kennen uns aus der Schule und sind sehr gut befreundet." sagte ich wahrheitsgemäß, doch konnte mich kaum auf meine Worte konzentrieren, da ich wie in eine Art Bann gezogen war.

Das erste mal schien ich in seinen Augen etwas anderes als Kälte oder Abweisung erkennen zu können.
Ich sah ein Funkeln, welches liebevoll und fürsorglich wirkte.
Erst jetzt, wo uns nur noch wenige Zentimeter trennten, sah ich auch, dass seine tiefbraunen Augen mit dunkelgrauen Spränklern um seine Pupille versehen waren und diese zum glänzen brachten.
„Dann wird es ihn auch bestimmt nicht stören, wenn ich das hier mache..."
Mit diesen Worten legte er seine vollen Lippen auf meine.

Ich schloss automatisch meine Augen und spürte, wie nun auch Zayn's andere Hand mein Gesicht umfasste und mich noch näher an ihm heran zog.
Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit...
Mein Verstand war wie ausgeschaltet und ich konnte nicht anders, als mich Zayn auszuliefern.
Nach ein paar Sekunden fing ich endlich an den Kuss zu erwidern und Zayn schien erleichtert darüber zu sein.
Seine Lippen bewegten sich sanft auf meinen und sie passten perfekt aufeinander.
Es war als würde ich fliegen können, mein Herz hämmerte so schnell wie noch nie gegen meine Brust, mein kompletter Magen fing an zu kribbeln, obwohl das wohl eine Untertreibung wäre.
Ich war so benebelt und wusste gar nicht mehr, wie mir geschieht.
Zayn's Hände glitten ganz langsam von meinem Gesicht runter an meine Seiten und ruhten letztendlich auf meiner Taille.

Ich nutzte die Chance und umgriff mit meinen Händen seinen Nacken und hielt mich an ihm fest, da ich sonst wahrscheinlich in Ohnmacht fallen würde.
Dieses Gefühl, welches meinen kompletten Körper durchströmte... es war, wie eine Droge.
Zayn lehnte sich immer weiter zu mir hinunter und drückte gleichzeitig meine Taille noch näher an sich heran.

Auch ich klammerte mich an ihm fest.
Erst war ich noch recht zurückhaltend, doch nachdem sich Zayn durch den Kuss nach immer mehr sehnte, kam ich aus mir heraus.
Ich ließ zu, dass unsere Zungen aufeinander treffen konnten und der Kuss wechselte von sanft in Leidenschaft und Verlangen um.
Zayn drehte uns einmal so um, dass er mich gegen die kühle Reling presste und mir so ein Entkommen unmöglich machte.

Doch ich dachte gar nicht daran wegzulaufen.
Ganz im Gegenteil. Ich konnte einfach nicht genug von seinen Lippen bekommen.
Nun lagen seine Hände nicht mehr auf meiner Taille, diese wurde nämlich komplett von seinen Armen in Besitz genommen und umschlungen.
Ich führte meine Hände zu seinen dichte Haaren und strich langsam durch diese.
Ich musste mir ein aufstöhnen verkneifen, als Zayn mit seinen Händen Besitzergreifend an meinen Hals fasste, doch dies schien er zu merken, da ich ihn in den Kuss hinein grinsen spüren konnte.
Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren, doch ich konnte an eh nichts anderes als seine weichen Lippen und seinen warmen Körper denken. Wie konnte man nur so weiche Lippen haben?

„Zayn wir brauchen deine Hilfe..." kam es von einem aufgebrachten Hunter, nachdem er mit einem Ruck die Stahltür aufriss.
Zayn und ich schreckten auseinander und starrten beide ertappt zu der Tür, aus der Hunter gerade herausgekommen war.
Stocksteif stand er da und wusste anscheinend auch nicht, was er nun sagen sollte.
Sein Blick wechselte planlos zwischen uns beiden hin und her und man konnte sehen, wie er gerade versuchte die Informationen zu verarbeiten.

Ich wurde knallrot und versuchte plötzlich wenigstens etwas Abstand zwischen mich und Zayn zu bekommen.
Doch Zayn schien andere Pläne zu haben, da er es einfach nicht zu ließ. Er schien eher ziemlich sauer, dass Hunter uns unterbrochen hatte, was ich ja eigentlich auch wäre, wäre mir die ganze Situation nicht so verdammt peinlich.

„Wehe es ist nichts wichtiges." sagte Zayn sichtlich wütend.
Hunter schien sich auch erstmal wieder sammeln zu müssen.
„Leo ist in Schwierigkeiten." kam es nur knapp von Hunter.
Zayn spannte sich plötzlich am ganzen Körper an und entfernte sich wenige Zentimeter von mir.
Direkt spürte ich, wie mir all die Wärme entzogen wurde und mir wieder kalt wurde und wie ich langsam aber sicher auf den Boden der Tatsachen zurückkam.

Zayn schien nachzudenken und blickte kurz zu Hunter doch dann traf sein Blick wieder den meinen.
Ich nickte ihm nur zu und mit meiner Einstimmung nahm er mich erneut an die Hand und wir liefen gemeinsam hinter Hunter her.
Plötzlich herrschte eine angespannte Stimmung und man merkte, wie ernst die Sache wohl zu sein schien.

Wir betraten zu dritt die Fläche, die vorhin noch als Tanzfläche diente, die nun aber zu einer Art Schauplatz umfunktioniert wurde.
Viele Menschen standen in einem Kreis um etwas herum und Hunter und Zayn drängelten sich durch die Menschen, indem sie diese einfach achtlos zur Seite schupsten.

Wir kamen in der Mitte des Kreises an und das was ich sah, war alles andere als beruhigend.
Leo prügelte sich mit einem Typen den ich irgendwoher kannte, doch mir fiel nicht ein woher.
Doch das erschreckende war, dass Leo am Boden lag und gerade echt eine ordentlich Abreibung bekam.

Celvin war viel zu besoffen, als dass er Leo helfen konnte und Noah konnte ich nirgends ausmachen.
Sollte ich mir Sorgen um ihn machen? Doch momentan sollte ich mich eher um Leo sorgen, der kraftlos am Boden lag.
Ich sah, wie Zayn meine Hand los ließ und mit Hunter auf die beiden zu lief.
Mit Leichtigkeit riss er den Typen von Leo hinunter und schupste ihn in die Menschenmasse die erschrocken auswich.

Schon wieder war Zayn so aggressiv und sein ganzer Körper bebte vor Wut. Es war erstaunlich, wie schnell der gerade noch so zärtliche und liebevolle Zayn in den aggressiven und wütenden Zayn wechseln konnte.
Aber ich war ebenfalls wütend, denn schließlich war Leo auch mein Freund.

Der Typ, der eher lateinamerikanisch aussah, schien ziemlich überrascht von Zayn zu sein, denn dieser schlug ohne Vorwarnung auf ihn ein.
Meine Güte, warum in alles in der Welt musste der Junge sich denn immer mit jedem prügeln?
Doch der Latino schien nicht gerade schwach zu sein und rappelte sich direkt auf.
Nun flogen die Fäuste hin und her.

Ich konnte das einfach nicht mit ansehen und während Hunter sich um Leo kümmerte, schien Zayn gerade seine ganze Wut rauszulassen.
Doch sie hatten gerade erst richtig angefangen sich zu bekämpfen, als plötzlich die Musik ausging und verwundert auch die restlich Partygäste bemerkten, dass irgendwas los war.
Auch Zayn hielt kurz inne und schaute sich um.

Durch die Menschenmasse bildete sich eine Art Gang, bis zur Mitte des Geschehens.
Ein junger Mann blieb kurz vor Zayn und dem anderen stehen und schien verwirrt und gleichzeitig entsetzt zu sein.
Hinter ihm standen zwei Männer mit Waffen, wahrscheinlich seine Bodyguards.
Leo, welcher schon wieder bei halben Bewusstsein zu sein schien, schaute hoch.

„Kann mir mal jemand verraten, was zum Teufel hier los ist?" fragte der Mann, welcher einen sehr angespannten Eindruck machte, mit ranziger Stimme.
Der war definitiv Raucher und wenn man eins und eins zusammenzählt, schien er der Veranstalter dieser Party zu sein.

Hunter erhob sich nun auch und nun konnte ich auch Vikki erkennen, welche nur gebannt und erschrocken Hunter fokussierte.
„Das ist einer von Rodriguez Männern." sagte Hunter und nickte zu dem Latino hinüber, mit welchem Zayn sich gerade noch geprügelt hatte.

Zayn hatte wohl ganz schön zu geschlagen. Blaues Auge, gefärbter Kiefer, aufgeplatzte Lippe und auch noch eine Platzwunde am Kopf.
Mein Blick huschte nun auch zu Zayn und ich erschrak.
Zayn schien auch nicht ganz ohne davon gekommen zu sein, da er ebenfalls eine aufgeplatzte Lippe hatte und über dem Auge blutete.

Dabei waren Verletzungen am Auge nie etwas gutes.
Als hätte Zayn gewusst, dass ich ihn anstarrte, schaute er zurück und seine Gesichtszüge schienen gleich viel weicher zu werden.
„Rodriguez? Den Namen habe ich ja schon lange nicht mehr gehört." sagte der Veranstalter und ging auf den Latino zu, welcher sich versuchte gerade noch so auf den Beinen zu halten.
Zayn jedoch ließ seinen Blick nicht einmal von mir ab und auch ich hielt seinem stand.
Überraschenderweise zuckten seine Mundwinkel nach oben, was auch mich zum Grinsen brachte.
„Ach wirklich?"

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt