Kapitel 44

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Langsam öffnete ich erst ein Auge und dann das andere, nur um sie darauf direkt wieder zusammenzukneifen. Sonnenstrahlen schienen vereinzelt durch die dunklen Gardinen, welche nur bis zu Hälfte zugezogen waren.
Draußen schien bereits die Sonne und ich konnte das Rauschen der Blätter wahrnehmen. Nachdem sich meine Augen nach einer Weile endlich an das Licht gewöhnt hatten, strich ich mir meine Haare zurück, welche wild von meinem Kopf abstanden und ebenfalls in mein Gesicht hingen.

Obwohl ich gerade erst aufgewacht war, fühlte ich mich immer noch müde und ließ meinen Kopf einfach zurück ins Kissen fallen.
Nun stand der Wecker direkt in meinem Blickfeld, sodass ich die Uhrzeit ablesen konnte.
07:57 Uhr... Fuck.
Das ist viel zu früh und obwohl es Donnerstag war und ich somit eigentlich schon längst meine Schuluniform anhaben müsste, schloss ich meine Augen wieder entspannt.
Schließlich war ich Kacey Robinson und mir war es ziemlich egal, ob ich zu spät zum Unterricht kommen würde.

Doch mein Gehirn brauchte eine Weile um überhaupt denkfähig zu werden.
Irgendwas war hier anders...
Das war nicht mein Wecker...
Und das war auch nicht die Farbe meiner Bettwäsche...
Diese hier war einfach schlicht und weiß, doch sie roch unglaublich.
Eine Mischung aus Waschmittel und... ich kannte diesen Geruch.
Erneut kniff ich meine Augen zusammen und presste meine Lippen aufeinander.

Bitte... bitte lass es nicht Zayn's Bett sein, in dem ich gerade lag. Bitte nicht...
Ich traute mich gar nicht, mich zu vergewissern wo ich war, jedoch würde ich wohl nicht drum herum kommen.
Langsam wollte ich mich aufsetzen, um mir einen Überblick zu verschaffen, doch ich wurde von irgendetwas davon abgehalten.
Etwas schweres lag auf meinem Bauch und umklammerte meine Taille, sodass ich keine Chance hatte irgendwie aufzustehen. Als ich hinunterschaute konnte ich einen muskulösen Arm erkennen, welcher mich umschlang.
Meine Augen weiteten sich und meine Atmung setzte für eine Sekunde aus.

Fuck, Fuck, Fuck...
Was zum Teufel.
Mein Blick wanderte vom Arm hinauf zu einer breiten Schulter und einem starken Nacken. Außerdem konnte ich einen dunkelbraunen Haarschopf ausmachen, welcher mir nur allzu gut bekannt war.
Alleine die vielen Tattoo's, welche den kompletten Rücken des Jungen neben mir hinunter verliefen, verrieten mir, dass ich gerade ernsthaft neben Zayn aufgewacht war.
Es war so absurd, dass ich es im ersten Moment gar nicht wahrnahm, doch dann überkam mich Panik.

Meine Sachen hatte ich noch an, also es waren ja nichtmal meine, da ich immer noch Zayn's schwarzen Hoodie trug, der zugegebenermaßen ziemlich gemütlich war.
Doch mir wurde plötzlich erst bewusst, dass Zayn kein Oberteil trug. Er lag tatsächlich Oberkörperfrei auf dem Bauch neben mir, auf der rechten Seite seines Gesichtes, sodass ich es nicht sehen konnte.
Sein Arm war jedoch leicht verdreht, da er diesen immer noch um mich geschlungen hatte.

Doch mein Blick blieb auf seinem Rücken haften, welchen ich somit auf jeden Millimeter bewundern konnte.
Jeder einzelne Muskel schien bis aufs letzte ausgeprägt und seine fast schon olivfarbene Haut zierten Tattoo's. Viele Tattoo's...
Fast sein ganzer Rücken war, soweit ich es erkennen konnte, von Tattoo's übersäht und mir blieb die Sprache weg.
Es war einfach wie ein riesiges Kunstwerk.
Auch an seinem Arm liefen ein paar Tattoo's hinunter, bis zu seinem Handgelenk.

Ich richtete mich nun doch so weit auf, wie es sein Arm zuließ und saß beinahe aufrecht in dem Bett.
Nicht einmal weichte mein Blick von seinen Tattoo's.
Ich konnte so viele Motive erkennen und zusammen schienen sie alle aufeinander abgestimmt und ein großes Muster zu ergeben.
Meine Augen blieben an einem Namen hängen, welcher auf seiner rechten Schulterseite mit geschwungenerer Schrift tätowiert war.
Mae stand dort mit Blüten verziert.
Mae?

Ich war plötzlich neugierig und wollte unbedingt wissen, wer Zayn wohl so wichtig war.
Vielleicht war es der Name seiner Mutter?
Ich streckte meine Hand aus und meine Atmung wurde immer unregelmäßiger. Meine Fingerkuppen berührten sanft seinen Rücken und ich konnte nicht anders, als verzaubert über seinen Rücken zu streichen. Dabei schaute ich mir jedes seiner Tattoo's ganz genau an, die sich unter meinen Fingern herzogen.

Bei dem Namen blieb ich kurz stehen und dachte einfach darüber nach.
„ Gefallen sie dir?" kam es plötzlich von einer tiefen noch recht verschlafenen Stimme, welche zu Zayn gehörte.
Erschrocken zuckte ich zusammen und zog meine Hand wieder an mich.
Wie konnte man nur so dumm sein?
Wow und ich dachte echt, dass es peinlicher nicht mehr ging, als morgens ins seinem Bett aufzuwachen.
Aber nein, natürlich ging es noch peinlicher.

Ich bekam kein Wort heraus und wusste auch nicht, was ich auf seine Frage antworten sollte.
Zayn drehte sich dann plötzlich um, sodass ich heute das erste mal sein Gesicht sah.
Er lag nun seitlich auf seinem Rücken, sodass er mir direkt in meine müde Augen gucken konnte.
Zayn's buschige Haare standen ihm ebenfalls zu Berge, wie wahrscheinlich auch meine und er grinste mich leicht verschlafen an.
Wow, dieses Grinsen... mit welchem er wahrscheinlich jedes Mädchen herum kriegen würde.

Seine Augen blieben nicht an meinen hängen, sondern glitten verschlafen über meinen Körper hinauf zu meinen Haaren.
Seine Mundwinkel zogen sich etwas weiter nach oben.
Plötzlich erinnerte ich mich an seine Frage und es wäre noch peinlicher, wenn ich jetzt nicht darauf antworten würde, weil ich von seiner Makellosigkeit so in den Bann gezogen wurde.
Doch ein Wort bekam ich kaum heraus, stattdessen nickte ich einfach schnell und zwang mich, nicht allzu erschrocken auszusehen.

„ Ähm... warum?...ich meine..." ich stottert total überfordert vor mich hin und zu allem Überfluss merkte ich auch noch, wie ich knallrot wurde.
Was war nur mit der selbstbewussten Kacey passiert, die nie in Verlegenheit gebracht wurde, sondern eher andere in Verlegenheit brachte?
Mich machte dieser Einfluss, den Zayn auf mich hatte, echt sauer, doch ich ließ es mir einfach nicht anmerken.

Stattdessen schlug ich die Decke von meinen Beinen und da Zayn mich nun nicht mehr am aufstehen hinderte, tat ich dies auch.
„ Du hast geschlafen und ich war zu müde, um dich durch das komplette Internat zu tragen." murmelte er und seine Stimme hörte sich so verschlafen und rau echt unglaublich schön an.
Zayn fuhr sich einmal durch seine strubbeligen Haare und drehte sich nun komplett auf seinen Rücken.
Nun schaute er nicht mehr zu mir sondern an die Decke, aber tat dies auch nur kurz, da er seine Augen wieder schloss.

„ Achso... Ähm... Dankeschön." sagte ich leicht verlegen und merkte schon wieder, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
Zum Glück konnte er dies nicht merken, da er seine Augen immer noch geschlossen hatte.
„ Kein Problem." murmelte er und ich dachte erst, er würde wieder einschlafen.
Ich zog meine Klamotten glatt und fuhr mir ein paar mal durch meine Haare.
Ich musste wohl echt scheiße gerade aussehen.
„ Ich muss dann auch wieder los." sagte ich und lief in Richtung der Tür. Zum Glück waren Hunter und Leo nicht da.

Plötzlich schien Zayn wieder hellwach zu sein, denn das erste mal heute morgen setzte er sich schnell auf und schaute mich an.
„ Ey warte, bleib doch noch." murmelte er, während er sich wie ein kleines Kind seine Augen rieb.
Wie zum Teufel war das nur machbar?
Erst war er der totale Badboy und jetzt saß er vor mir und ich würde ihn als nichts anderes als süß bezeichnen.
Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, was Zayn wohl mitbekam, denn auch er fing verschlafen an zu grinsen.

Niemand sagte etwas und wir schauten uns einfach nur für ein paar Sekunden in die Augen.
Doch ich unterbrach den Augenkontakt, indem ich mich wieder zur Tür drehte, denn sonst wäre ich wohl wirklich noch zu ihm ins Bett gestiegen.
Okay das hörte sich irgendwie zweideutig an.
Ich umgriff schon die Klinke der Tür und wollte diese gerade öffnen, als ich noch ein letztes Mal aufgehalten wurde.
„ Kace...?" kam es grinsend von Zayn und bei seiner rauen Stimme schlug mein Herz wieder schneller.
„ Du siehst süß aus, wenn du schläfst." raunte er leise, jedoch so, dass ich es noch verstand.
Eine quälende Gänsehaut zog sich bei seinen Worten über meinen Rücken und für kurze Zeit konnte ich nicht anders, als einfach stehen zu bleiben.

Doch warte...
Mich würde er nicht so einfach mit solchen Sprüchen kriegen. Wenn ich mir alleine vorstelle, wie viele Mädchen er mit solchen Sprüchen schon zurück in sein Bett bekommen hatte.
Ich wollte es gar nicht wissen.
„ Danke..." sagte ich unschlüssig, hörte mich jedoch auch etwas kühl an.
Vielleicht zu kühl?
Doch ich konnte es nicht zurück ziehen, also öffnete ich die Tür ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten und schlüpfte so schnell es ging wieder in den Flur.

Mein Herz pochte in meiner Brust und schnell schaute ich mich um, ob irgendwer gesehen hatte, dass ich gerade aus Zayn's Zimmer gekommen war.
Mir war es zwar egal, was irgendwer über mich denken würde, jedoch wollte ich nicht zu noch einer seiner endlosen Eroberungen gehören, indem Gerüchte verbreitet würden.
Ich lief schnellen Schrittes und mit pochendem Herzen den Flur hinunter.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt