Prolog

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♠Phedoka♠

"Ich möchte mit!"

"Wieso möchtest du mit? Du wirst sterben vor Langeweile!"

"Wieso sollte ich? Du weißt ganz genau dass mir nie langweilig ist. Ich nörgle nur immer dass es so ist, aber ich finde immer etwas zu tun."

"Argh also gut. Aber wehe du nörgelst mich nachher voll."

Damon, unser Barkeeper, ist der Einzige, neben Heya der so mit mir reden darf. Er ist wie ein kleiner Bruder für mich. Als ich ihm begegnete, damals, da war er ein Wrack; ausgehungert, dreckig und süchtig nach Kokain. Das war noch bevor ich Heya kennenlernte. Ich steckte ihn in die Wanne, ernährte ihn und stand den Entzug mit ihm zusammen durch. Natürlich nicht ohne die Hilfe von Ärzten, denn einen kalten Entzug sollte man niemals unbeaufsichtigt zu Hause vornehmen, eigentlich ja gar nicht, aber Damon weigerte sich strickt in eine Klinik zu gehen. Doch wir haben alles durchgestanden.

Noch heute geht er regelmäßig zur Psychotherapie um nicht rückfällig zu werden. Wobei ich der Meinung bin dass er nach zehn Jahren, die er jetzt clean ist, nicht wieder damit anfangen würde. Dafür ist er mittlerweile zu stark. Doch er selbst ist der Meinung dass man nie weiß was passiert und aus dem Grund geht er weiterhin dort hin.

Sobald es ihm besser ging bezahlte ich ihm die Ausbildung zum Barkeeper, die er unbedingt machen wollte und seitdem arbeitet er in meinen Hotels und jetzt im Resort von Heya und mir. Mittlerweile ist er ein richtiger Profi und gibt sogar Kurse in anderen Bars. Im Laufe der Jahre hat er sich spezielle Tricks angeeignet die noch keiner gemacht hat. Und das nur weil verschiedene Utensilien dafür einfach fehlten. Also setzte er sich mit einer Firma in Verbindung die Küchengeräte und Zubehör herstellt und entwickelte extra für das Mixen von Getränken eigenes Zubehör. Wenn er seine Kurse gibt, stellt er diese zugleich vor und manchmal verkauft er sie dabei sogar. Kann man sich vorstellen wie bei Tupperware.

Also ich mag ja die niedlichen bunten Plastikschüsseln, aber die Partys? Nein danke. Die sind nichts für mich. Eine Toy und Dessous Party ist mir da schon lieber.

Doch mit Damon in eine Bar gehen und ihm dabei zuschauen wie er diese Kurse gibt, das macht mir Spaß. Und heute Abend wird es lustig, denn er gibt einen Kurs in Leon Nelsons Bar. The snug Leon, nennt sie sich. Ich weiß wirklich nicht wie man auf so einen Namen kommt. Will er damit sagen dass es bei ihm oder auf ihm gemütlich ist? Was auch immer, aber die Bar ist erfolgreich. Halb Windington und die Nebenorte gehen dort ein und aus. Wie auch bei uns, ist dort jeder herzlich Willkommen und auch erwünscht. Homophobie wird nicht geduldet und sofort unterbunden.

Ich mag es dort und ich mag Leon, er ist ein guter Mann. Mit seinen paar Kilos zu viel und seiner Größe, ähnelt er eher einem Teddybär als einem Barbesitzer. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, doch das ist wohl genau das Problem wieso er keine Beziehung hat. Er wird gleich gefriendzoned. Er entspricht nicht gerade den Ansprüchen heutiger Männer mit seiner Figur. Auch wenn er einen super Charakter hat, ist das Aussehen eben leider das, was man zuerst wahrnimmt. Doch weiß ich ganz genau, dass er seinem Liebsten die Sterne vom Himmel holen und jeden Wunsch von den Augen ablesen würde.

Woher ich das alles weiß? Sherlock Phedoka lässt grüßen. Manchmal komme ich mir wirklich wie ein Stalker vor. Haha.

Doch nein, das weiß ich, weil ich schon viele lange Gespräche mit Leon hatte. Unter anderem auch über sein Privatleben.

"Hör auf über was auch immer es ist so intensiv nachzudenken und pack deine sieben Sachen damit wir gehen können. Weiß Heya Bescheid?", fragt Damon mich und ich klatsche mit meiner Hand auf meine Stirn.

"Nein habe ich nicht. Einen Moment."

Im Schnellschritt gehe ich zu Enricos Café, bleibe an der Türe stehen und rufe laut hinein.

"Ich bin mit Damon bei Leon."

Dann drehe ich mich wieder um und laufe zu Damon zurück, der mich kopfschüttelnd ansieht.

"Und das hat sie jetzt gehört?"

"Vielleicht, vielleicht auch nicht, aber alle Anderen und einer von denen wird es ihr sagen", lache ich und setze mich in Bewegung.

In der Bar angekommen ist es schon gut voll. Damons Kurse sind so beliebt dass auch viele Barkeeper von außerhalb kommen und teilweise dann in der Stadt übernachten. Manche sogar in unserem Resort.

Wieso wir die Kurse nicht bei uns anbieten? Es ist besser man macht sie ohne Laufkundschaft und da unser Club fast 24/7 offen ist, ist das nicht so optimal. Darum bietet Leon sich an, da er an einem Tag in der Woche die Bar geschlossen hat. Somit hat es Platz nur für die Kursteilnehmer und keinen Stress mit der Laufkundschaft, weil die Getränke länger dauern. Ne ne so ist es einfach besser.

"Phe! Wie schön dass du da bist, das freut mich richtig", begrüßt mich Leon und so wie ich nunmal bin ziehe ich den großen Bären in eine Umarmung. Ich fühle mich dabei immer wie ein T-Rex nur kleiner. Kennt ihr das? Wenn ihr selbst pummelig seid und kurze Arme habt und bei dem Anderen, trotz Knuddelumarmung nicht um ihn herum kommt? Nicht? Also ich schon. Meiner Mutter ihr Lieblingsspruch war immer: 'Keine Arme keine Kekse'. Haha. Doch damit lag sie falsch, denn ich nahm dann einfach den Stuhl.

Lächelnd schiebe ich Leon schließlich wieder von mir, denn wir wollen ja keinen falschen Eindruck erwecken und werfe einen Blick in den Gastraum.

"Ich setze mich dorthin und sehe von dort aus zu, ja?", sage ich als ich einen Platz gefunden habe. Leon nickt, dreht sich dann um und begrüßt endlich Damon, der sich schon hinter die Theke verzogen hat um alles aufzubauen.

Von meinem Platz aus habe ich einen sehr guten Blick über die Gäste. Ich lehne mich zurück und gehe meiner Lieblingsbeschäftigung nach; Menschen beobachten.

Einen, dem ich mich mehr widmen werde, habe ich schon gefunden. Eric Alexander Brown.

Hat heute morgen bei uns eingecheckt und ist der Boss der Firma Kitchen Tools, die zusammen mit Damon das Zubehör hergestellt hat.

Ob Damon weiß dass er auch da ist?

Ich kann es mir fast nicht vorstellen, er hätte es mir sonst ganz stolz erzählt.

Na mal schauen was das heute Abend noch so wird. Ich bin gespannt. Denn Mister Brown ist nicht der einfachste im Umgang. 

Resort de la Pheya 5 - EricWhere stories live. Discover now