Kapitel 1

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♠Eric♠

Warum bin es nun ausgerechnet ich, der herumreisen muss um unsere Produkte vorzustellen? Mich ärgert das wirklich so sehr.

Eigentlich bin ich der, der im Hintergrund die Fäden zieht.

Doch leider wurden ausgerechnet jetzt, kurz vor der Tour, die schon ewig geplant war, genau die zwei Mitarbeiter krank, die hätten fliegen sollen. Da ich der Einzige sonst bin, der die Produkte vorstellen kann, musste ich nun in den sauren Apfel beißen.

Nun sitze ich hier in dieser stickigen, vollgestopften Bar und hoffe dass mich keiner sieht, geschweige denn erkennt. Ich hasse es so sehr, Menschenaufläufe, Schweiß und Dreck. Überall wo ich hinsehe sind Flecken. Und das schlimme ist, ich kann sie nicht einmal zuordnen, aber ich hoffe sie stammen einfach nur von verschütteten Gläsern.

Eine Kellnerin kommt auf mich zu, in der Hand ein.....Glas......was ist da drin? Das sieht aus wie trübes Pipi. Eine Gänsehaut gesellt sich zu meinem Ekel dazu und macht sich bereit das Glas abzulehnen was sie mir andrehen will.

Erleichterung überkommt mich, als sie kurz vor mir einen Bogen macht und das Glas einem breiten großen Typen hinstellt. Lächelnd bedankt er sich, nimmt das Glas und führt es an seinen Mund. Ich beobachte ihn mit gekräuselter Nase, wie er den Inhalt mit einem Zug herunter zieht und sich dann lachend schüttelt. Ein Geräusch des Grauens entfährt mir bei dieser Beobachtung und der Kerl dreht sich um. Kurz sieht er an mir herunter, sein Blick bleibt auf dem Rückweg dann an meinen Augen haften und grinsend nickt er mir zu.

Himmel ist dieser Mann hübsch, wenn man das bei so einem sagen darf. Er hat circa zehn Kilo mehr auf den Hüften und ist groß, aber sein Gesicht ist wunderschön und seine Augen leuchten in einem Braun wie ich es noch nie gesehen habe.

Wenn er nicht gerade dieses komisch aussehende Zeug getrunken hätte, würde ich jetzt die Chance ergreifen und mit ihm flirten, aber danke, nein danke. Grusel.

Ich richte meinen Blick wieder nach vorne und beobachte den Barkeeper, der mit voller Leidenschaft und meinem Barzubehör, Cocktails mixt. Die Kursteilnehmer hängen an seinen Lippen und Händen. Er ist aber auch verflucht schnell. Und gut. Er hat es echt drauf die Leute in seinen Bann zu ziehen. Es macht wirklich Spaß ihm zuzusehen.

Ein Räuspern lässt mich aus meiner Blickstarre fahren und meinen Kopf ruckartig zur Seite drehen. Neben mir steht der wunderschöne Mann, der von Nahem betrachtet sehr attraktiv und sexy ist.

"Sie trinken ja gar nichts, haben sie keinen Durst?", fragt er mich freundlich, während er mich noch einmal mustert.

"Nein im Moment nicht", antworte ich ihm und beginne nervös mit meinen Fingern zu spielen. Gott wie gerne würde ich ihn anfassen. Er sieht so knuddelig, weich aus, dass man gleich mit ihm kuscheln mag.

"Wie kommt es dass sie uns persönlich mit ihrer Anwesenheit beehren, Mister Brown?", fragt er dann und ich zucke zusammen. Woher kennt er mich? Woher wusste er dass ich komme? Und am Wichtigsten, wer ist er, dass er überhaupt so eine Frage stellt?

In meinem Gesicht muss sich meine Verwirrung widergespiegelt haben, denn der Herr vor mir lacht und streckt mir seine Hand hin, die ich argwöhnisch betrachte. Ich möchte sie nicht anfassen, wer weiß wo die heute schon überall war.

Ohne darüber nachzudenken öffne ich meinen Rucksack und hole ein Päckchen mit feuchten Tüchern heraus, aus dem ich eins nehme und ihm in die Hand lege.

Irritiert sieht er erst das Tuch und dann mich an. In dem Moment scheint es klick bei ihm zu machen und ein verständnisvolles Lächeln legt sich auf seine Lippen. Er putzt sich die Hände ab und streckt mir die eine noch einmal hin. Diesmal lege ich meine eigene hinein und....sie ist so weich....ich will sie nicht mehr loslassen.

"Nelson. Ich bin der Barbesitzer", stellt er sich dann vor und ich nicke verstehend.

"Eric Alexander Brown, aber das scheinen sie ja schon gewusst zu haben."

Er lässt meine Hand los und setzt sich mir gegenüber.

"Ja, ihr Kollege meinte es wäre fair mir Bescheid zu geben, dass der Chef höchstpersönlich kommt. Und da ich unter anderem von Damon weiß wie sie aussehen und welchen Tick sie haben, wusste ich dass sie der Boss sind."

Tick? Ich habe keinen Tick in dem Sinne. Ich mag es einfach nur nicht dreckig, das ist alles. Ist das ein Tick? Ich meine es gibt Menschen, die haben richtig schlimme Ticks. Verbale, körperliche und psychische. Da bin ich ja eher nur ein kleiner, wirklich kleiner Monk. Außerdem hat jeder Mensch einen kleinen Monk in sich. Das ist nicht weiter schlimm. Sobald ich jemanden näher kenne, ist es wirklich nicht mehr so schlimm, denn dann kenne ich seine Gewohnheiten und wie er lebt und mit wem er verkehrt, oder zu tun hat. Da weiß ich worauf ich mich einlasse. Aber da, wo mir alles und jeder fremd ist, bin ich eben vorsichtig.

"Mister Brown?"

Aus meinen Gedanken gerissen richte ich meinen Blick wieder auf meinen Gegenüber, der mich immer noch lächelnd betrachtet. Habe ich schon erwähnt dass dieser Mann wirklich hübsch ist? Ja? Egal das könnte ich den ganzen Tag sagen.

"Ich denke ich sollte mal zu ihm und meine Produkte vorstellen." Mister Nelson nickt zustimmend. "Ja, ja na klar. Damon wird sich freuen, dass sie persönlich hier sind." Beide stehen wir vom Tisch auf und er macht einen Schritt zur Seite um mir Raum zu geben.

Ich nehme meinen Rucksack fest in den Arm und drücke mich zwischen den verschwitzten stinkenden Männer durch bis ich an der Bar ankomme, die Klappe mit Daumen und Zeigefinger hochhebe und darunter hindurch schlüpfe. Schnell putze ich meine Finger an meiner Hose ab und nehme mir vor sie später der Wäscherin vom Resort mitzugeben und meine Hände zu waschen.

Damon sieht mich zuerst erschrocken an, doch er erholt sich schnell wieder und schon ziehen sich seine Mundwinkel zu einem Lachen weit nach oben.

"Eric, was für eine Überraschung", ruft er, stellt seinen Mixbecher auf die Seite und will mich in den Arm nehmen, doch kurz davor bekommt er noch die Kurve und wäscht sich schnell die Hände an dem Waschbecken, bevor er sie mir dann abgetrocknet entgegen streckt. Gerührt davon, dass er es nicht vergessen hat, ergreife ich sie und schüttele sie mit einem fetten Grinsen.

Sehr nah stehen wir zusammen als ich beginne, ihm und dem Publikum unsere neuen Produkte vorzustellen. Unsere Schultern berühren sich, doch ausnahmsweise ist es mir nicht zu nah und ich genieße es irgendwie. Damon ist zudem ebenfalls ein sehr attraktiver Mann, auch wenn er ganz anders aussieht als Mister Nelson. Sie haben beide diese Ausstrahlung, dieses gewisse Etwas. Ich bin versucht herauszufinden was es ist.

Doch jetzt sollte ich mich erstmal darauf konzentrieren, dass die Meute vor uns mir nicht zu Nahe kommt um mir die Utensilien aus den Händen zu reißen.  

Resort de la Pheya 5 - EricKde žijí příběhy. Začni objevovat