Kapitel 10

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♠Leon♠

"....und dann, als ich nach seiner Hand greifen wollte, rutschte ich die ganze Zeit ab. Plötzlich fiel Damon mit in den Matsch, kannst du das glauben? Das war so eklig, aber auch so witzig."

Voller Begeisterung erzählt Eric mir gerade von seinem Matschsturz und es macht so einen Spaß ihm zuzuhören und zuzusehen wie er voll aufgeht in seiner Erzählung. Seine Nase kräuselt sich dabei so urkomisch, dass ich alleine davon lachen muss. Er ist ein so hübscher Mann. Und witzig und frech. Seine Sprüche die er manchmal bringt.....ich weiß nicht ob er immer solche anzüglichen Sätze von sich gibt, oder ob er so unverblümt mit mir flirtet.

Er wäre genau der Mann, den ich mir an meiner Seite wünschen würde. Aber davon kann ich nur träumen. Die meisten Männer die ich toll finde, sehen in mir nur einen guten Freund, oder wollen nicht mehr als Sex von mir. Diesen finden sie dann zwar grandios, aber mich nicht gut genug, um sich mit mir irgendwo sehen zu lassen.

"Hey Leon, alles ok? Hab ich etwas falsches gesagt? Du bist plötzlich so traurig und nachdenklich", fragt mich Eric und ich drehe kurz den Kopf zur Seite um mich zu sammeln. Er muss nicht sehen wie es in mir drin aussieht.

"Alles okay. Die Story ist echt lustig, aber was ist denn mit deinem Tick? Es muss dich doch gestört haben, oder fandest du es etwa nicht ekelig darin zu landen?"; lenke ich das Thema gleich wieder auf sein Erlebnis und zurück zu ihm.

Nickend lächelt er mich an und ich kann sehen, dass er gemerkt hat, dass ich nicht über meine Gedanken sprechen möchte, also redet er weiter. Das macht ihn mir nur noch sympathischer, dass er mich jetzt nicht bedrängt.

"Doch, es hat mich sogar sehr gestört. Ich bekam eine Panikattacke, allerdings wurde die von dem Schock, dass Damon mit in den Matsch fiel, irgendwie weg gepustet und dann dieses wiehernde Pony, ich musste so lachen. Dann kam dieser Daniel, dem wohl das Pony gehört und machte ein Video oder Bilder von uns, während er sich ebenfalls halb tot lachte. Irgendwie war die ganze Situation so surreal und komisch, dass ich mir gar keine weiteren Gedanken machte und mit Damon zurück ins Hotel lief, sobald wir raus waren."

Grinsend schüttelt er den Kopf, noch immer von den Geschehnissen belustigt. Er hat Humor und kann über sich selber lachen, das gefällt mir.

„Weißt du, es ist kein richtiger Tick. Ich wurde einfach nur so erzogen", erklärt er dann und ich sehe ihn verwirrt an.

"Wie kann man ein Kind so erziehen?", hinterfrage ich skeptisch.

"Naja. Meine Eltern liebten mich über alles und wollten verhindern, dass mir etwas passiert oder ich krank werde. Ich liebe meine Eltern, aber ich glaube mit der Pflege haben sie es mächtig übertrieben. Morgens duschen, abends baden, je nachdem was ich den Tag über getan habe. Jede Stunde die Hände waschen und zusätzlich vor und nach dem Essen und natürlich nach dem Toilettengang. Niemanden einfach anfassen, da man ja nie weiß wo derjenige davor seine Hände hatte. Und auch keine Gegenstände anfassen die viele Leute in der Hand hatten und so weiter. Irgendwann wurde das zu einem Automatismus - and here I am.

Beruflich waren meine Eltern aber beide sehr beschäftigt und oft unterwegs. Für diese Zeit engagierten sie Kindermädchen, die sich um mich kümmerten. Was ich wirklich nicht schlimm fand, denn wenn sie zuhause waren kümmerten sie sich ausschließlich um mich. Natürlich wurden auch diese Betreuerinnen auf Sauberkeit getrimmt. Aber eine Nanny, die hatte ich echt am liebsten, hat mich des öfteren machen lassen was ich wollte und ließ viele Regeln aus. So wurde ich nicht der ganze Monk, sondern nur ein kleiner."

Er nimmt sein Glas in die Hand und trinkt einen Schluck bevor er mich mit seinem unwiderstehlichen Lächeln ansieht. Ich werde davon unweigerlich angesteckt und lächle zurück.

"Ich weiß dass es übertrieben ist und ich versuch auch schon über vieles hinweg zu sehen, doch manches bleibt halt fest verankert", erklärt er abschließend zuckt verlegen mit den Schultern.

"Also ich finde es nicht schlimm", bestimme ich ehrlich, denn mich stört es wirklich nicht. Es macht mich nur neugieriger auf ihn.

Nachdem wir schon ein paar Cocktails hinter uns und uns wirklich sehr gut unterhalten haben, hängt Eric nur noch halb auf seinem Barhocker. Ich weiß nicht ob ich ihn einfach so anfassen darf, aber ich möchte auch nicht dass er runter segelt. Also stupse ich ihn ganz leicht an um auf mich aufmerksam zu machen.

"Ich glaube der Tag war wirklich anstrengend. Normalerweise bin ich nicht so schnell angetrunken"; meint er daraufhin und rutscht, ohne dass ich es ihm sagen muss, richtig auf dem Barhocker zurecht.

"Ohje ich halte dich sicher vom Gehen ab, du wolltest sicher schon lange abhauen, oder?", frage ich ihn unsicher. Je mehr ich mich zu ihm hingezogen fühle um so größer die Angst vor Ablehnung. Doch ehe ich es mich versehe packen zwei kleine Hände meinen Kragen und ziehen mich zu ihm.

"Hör auf damit schlecht von dir zu denken. Von wegen du seist eine schlechte Gesellschaft und deshalb würde ich vielleicht schon länger gehen wollen. Das ist nämlich überhaupt nicht der Fall. Ich habe unser Gespräch sehr genossen und nicht einmal hatte ich den Gedanken aufzubrechen", schimpft er mit mir und streicht mir dabei zärtlich mit dem Daumen über meine stoppelige Wange.

Seine Augen sind zwar glasig vom Alkohol, aber sprühen förmlich vor Verlangen. Ich bin versucht ihn zu mir zu ziehen und ihn einfach zu küssen, doch halte ich mich zurück. Er soll den ersten Schritt machen, falls er das Selbe will wie ich.

Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, landen zwei wundervolle weiche, warme Lippen sanft auf meinen. Fast sofort zieht er sie wieder zurück und sieht mir in die Augen, als suche er die Erlaubnis mich küssen zu dürfen. Leicht nicke ich, was Eric wahrnimmt und sofort den Abstand unserer Lippen wieder verringert.

Ich schiebe meine Hand über seine Schulter in seinen Nacken und ziehe ihn fester an mich ran, was uns beiden ein leises Stöhnen entlockt.

"Ehm Chef?", werden wir hart von meiner Kellnerin unterbrochen und erst dann fällt mir auch ein wo wir uns eigentlich befinden. Mein Blick streift durch meine Bar. Fast jeder meiner Gäste sieht uns an und lächelt.

Fuck. Noch nie, wirklich noch nie habe ich jemanden in meiner Bar geküsst. Noch nie haben meine Gäste gesehen wie ich flirte. Ich weiß nicht ob es mir jetzt peinlich sein oder ich einfach darüber lachen soll, da berührt mich eine Hand an meinem Arm und ich blicke direkt in Erics lächelndes Gesicht.

Kurzentschlossen schnappe ich seine Hand und ziehe ihn in den Stand.

"Schließ du die Bar bitte, ich komme heute nicht mehr runter", sage ich zu Sally und laufe, Eric hinter mir herziehend, zu einer privaten Türe die in mein eigenes Reich über der Bar führt. Hinter mir kann ich ihn kichern hören wie ein kleines Kind. Er scheint Spaß zu haben, gut so.

Ist es wirklich so einfach? Oder bilde ich mir nur ein, dass es zwischen uns gefunkt hat? Ich weiß es nicht, denn vor ein paar Jahren dachte ich schon einmal dasselbe von dem Mann, mit dem ich immer noch ab und zu Sex habe. Doch letztendlich blieb es nur beim Sex.

Sollte das hier vielleicht anders werden? Ich würde es mir so sehr wünschen.  

Resort de la Pheya 5 - EricWhere stories live. Discover now