Kapitel 3

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♠Eric♠

Je näher ich dem Platz komme, desto langsamer werden meine Schritte. Das hätte ich mir ja denken können. Super Wetter, war doch klar dass der Platz total überfüllt ist.

Enttäuscht will ich gerade wieder abdrehen, da trifft mich ein Tennisball in die Seite. Kurz krümme ich mich vor Schmerz, aber das vergeht gleich wieder. Es war zum Glück nicht viel Wucht hinter dem Schlag.

"Oh nein sorry, sorry, sorry", höre ich jemanden entschuldigend rufen und sehe wie ein junger Mann in Sporthose und Laufschuhen auf mich zukommt. Er scheint nicht oft Tennis zu spielen so wie er aussieht.

"Meine Güte Cam, du musst wirklich öfter herkommen und mit mir und Thomas üben. Du kannst doch nicht jedes Mal die Leute abschießen. Entschuldigen sie, bitte."

Ein etwas älterer Mann, ich schätze ihn auf Anfang fünfzig, tadelt den jungen Mann namens Cam und bewegt sich ebenfalls auf mich zu.

"Können wir sie zu einem Doppel einladen, als Entschädigung?", fragt er mich und je näher er kommt desto mehr habe ich das Gefühl ihn zu kennen. Doch von wo will mir nicht einfallen.

"Dad ich glaube nicht dass er mit so einem Verlierer wie mir zusammen spielen will."

"Das können sie bitte mal mir überlassen was ich möchte und was nicht, und ich würde das Angebot gerne wahrnehmen", antworte ich und ernte einen überraschten Blick von diesem Cam.

"Cameron O'Toole"; stellt er sich dann vor und möchte mir seine Hand geben. Ich beäuge die verschwitzten Handflächen, dann wandert mein Blick in sein Gesicht und ich schüttele entschuldigend den Kopf und hebe abwehrend meine Hände.

Enttäuscht lässt er seine Hand wieder sinken und fragt sich nun bestimmt was ich für ein arroganter Snob bin. Wie immer habe ich das Bedürfnis mit sofort zu rechtfertigen.

"Eric Alexander Brown und es tut mir leid, aber ich gebe grundsätzlich niemandem die Hand, wenn sie verschwitzt oder dreckig ist. Bitte nehmen sie es nicht persönlich."

Ich versuche meinen Blick so entschuldigend wie möglich wirken zu lassen und kann erkennen das es funktioniert. Cameron lächelt mich an und winkt ab.

"Kein Problem. Wirklich. Alles gut und danke dass sie es mir erklärt haben obwohl wir uns fremd sind, aber ich neige dazu manchmal ohne Grund jemanden anzufassen...also...nicht so..."

"Cam, am Besten du bist jetzt ruhig", ermahnt ihn sein Vater liebevoll lächelnd und macht eine leichte Verbeugung vor mir. "Bernard O'Tool und meine bessere Hälfte, Thomas Baker." Er zieht einen wunderschönen jungen Mann hinter seinem Rücken hervor. Der scheint fast im selben Alter wie sein Sohn zu sein, doch stört mich das nicht. Ich lächle beide freundlich an und nicke.

"Sehr erfreut und danke dass ich mitspielen darf."

Zusammen betreten wir den Platz und stellen uns auf. Ich drehe mich zu Cameron um und rufe ihm zu: "Vielleicht ist es besser wenn du hinten stehst und ich vorne am Netz?" Er atmet erleichtert aus und nickt meinen Vorschlag dankbar ab.

Auf der anderen Seite steht Bernard hinten und Thomas vorne. Dieser mustert mich seit er mich gesehen hat. Was genau in seinem Kopf vorgeht? Ich grinse ihn an, was ihn verlegen wegsehen lässt. Doch als Bernard seinen Aufschlag ankündigt scheint Thomas kurzzeitig ganz konzentriert zu sein.

Der Ball fliegt so, dass ich ihn schlagen und übers Netz bugsieren kann, an Thomas vorbei, der ihn nicht kommen gesehen hat. Bernard schafft es an ihn ran zukommen, doch leider hat er nicht genug Kraft in der Hand, so dass der Ball das Netz berührt und nur etwas weiter fliegt. Es ist Camerons Seite, der nach vorne sprintet weil ich zu weit rechts stehe, weshalb ich kurz die Augen schließe, bis ich das gewohnte Plopp höre, was ertönt wenn der Ball auf die Seiten aufschlägt. Ich öffne meine Augen wieder und verfolge den Ball der kurz vor der linken Außenlinie im Feld aufschlägt und dann ins Aus springt, weil weder Bernard noch Thomas dran kommen. Cameron jubelt über unseren ersten Punkt und hüpft herum. Auch ich muss lachen. Ich spiele schon so lange Tennis, dass ich gar nicht mehr diese jugendliche Freude empfinde. Natürlich freue ich mich auch, aber ich habe nicht die Ambition herum zu hüpfen und einen Tanz zu vollführen.

Nach eineinhalb Stunden beenden wir das Spiel in zwei Sätzen, welche Bernard und Thomas gewonnen haben. Was ich allerdings nicht schlimm finde im Gegensatz zu Cameron, der seine Lippen zu einem Schmollmund formt und mit gesenktem Kopf den Platz verlassen will.

"Hey, gut gespielt"; rufe ich ihm hinterher, "ein wenig mehr Übung und wir zocken die beiden ab." Als er sich umdreht zwinker ich ihm zu. Ein Lächeln wandert über sein Gesicht und er hakt sich bei Thomas ein, der ihn dann tröstend in die Arme nimmt.

"Ja ich muss sagen, wirklich gut gespielt. Du spielst schon länger?", fragt er mich und ich nicke. "Seit meiner Kindheit. Wir hatten einen eigenen Tennisplatz, also lag es nahe, dass Tennis zu einem meiner auserwählten Sportarten zählte", erzähle ich ihm und er nickt.

Mir will immer noch nicht einfallen woher ich ihn kenne. Es ist nicht wichtig, aber es wurmt mich irgendwie.

"Wenn du möchtest komm doch heute Abend ins Restaurant. Thomas kocht uns allen was schönes und wir können uns etwas besser kennenlernen, falls du Interesse hast. Thomas ist der Beikoch, doch ich hoffe wenn er seine Ausbildung hinter sich hat, wird er der Chefkoch vom Resort Restaurant", erklärt er. Ich überlege kurz ob ich gegen Abend wieder da sein werde, doch ich denke schon. Also stimme ich zu.

"Vielen Dank, dass ist wirklich nett von dir. Ich werde da sein. Gegen acht?", frage ich und er nickt, will mir dann aus Macht der Gewohnheit, die Hand, zur Verabschiedung, hinstrecken doch zieht sie lächelnd gleich wieder zurück.

Dankbar blicke ich ihn an und verabschiede mich dann.

Auf dem Weg zurück ins Hotel frage ich mich ob Bernard und seine Familie immer so offen gegenüber Fremden sind. Er scheint eine vertrauensselige Person zu sein und sehr nett, und, er passt super mit Thomas zusammen. Die Beiden scheinen sich wunderbar zu ergänzen, das mag ich sehr. Und sein Sohn scheint kein Problem damit mit dem Altersunterschied der beiden zu haben.

Na da freue ich mich ja auf heute Abend. Es ist nicht so, dass ich keine Freunde habe, das habe ich, aber nicht viel Zeit um mich um sie zu kümmern und in die Tanzschuppen in die sie gehen, trete ich mit keinem meiner Füße hinein. Ein gediegener Abend in einem Restaurant ist mir da wirklich lieber. Außerdem sind Fremde selten so entspannt mit meinen Eigenheiten, weshalb ich nicht oft neue Freundschaften schließe. Das ist also eine Gelegenheit die ich nutzen will.

Aber jetzt gehe ich erstmal duschen und mache mich auf in Windingtons Einkaufszentrum, neben Damons Bar-Zubehör habe ich ja noch viel mehr in petto was verkauft und um das geworben werden will.  

Resort de la Pheya 5 - EricWhere stories live. Discover now