Kapitel 55

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Während die Tränen flossen, liefen mehrere Wachen an meiner Tür vorbei. Immer mal wurde ins Zimmer reingeschaut, wahrscheinlich um zu sehen, ob ich noch am Leben bin. Ich verdrehte meine Augen und drehte mich um. Schlafen könnte mir jetzt vielleicht helfen...ja, das sollte mir helfen. Also schloss ich meine Augen und betete dafür, dass ich so schnell wie es nur ging hier rauskomme.

Lilous Sicht

Die Zeit verging nur so und durch Rudolf erfuhr ich, dass ich schon seit einem Monat hier bin. Der Boss wäre zufrieden mit meiner Entwicklung und würde mich bald zu sich holen, um mir ein Angebot zu machen. Rudolf erzählte mir auch, dass sie mir die ersten zwei Wochen Spritzen gegeben haben, damit ich mich nicht wehre. Die letzten zwei Wochen hatte ich mich gut entwickelt, sodass heute die Fessel von meinem Körper entfernt wurden. In den letzten zwei Wochen hatte ich kein einziges mal mehr an Jaydeen gedacht, da es nur zu Verzweiflung geführt hatte.

Durch meinen Kopf ging nur noch die eine Sache. Anschaffen gehen, damit ich endlich hier raus kann. Ich hatte alles gemacht, damit die Jungs gut von mir dachten. Ich wurde ein paar mal noch verprügelt, jedoch habe ich mich nicht gewehrt, ich habe nicht mehr geweint, keine Miene verzogen. Ich war fest überzeugt davon, dass sich alles zurecht fügen würde, eine kleine Stimme in mir hoffte, dass Jaydeen bald hier stehen würde und mich retten würde. Ich schüttelte den Kopf und verdrängte die Gefühle. Scheiß auf die Gefühle. Wenn er dich wirklich lieben würde, hätte er dich schon längst gerettet.

Rudolf kam rein und grinste mich an. ,,Du hast es geschafft, Kleine! Der Boss will dich sehen! Ich mache deine Ketten ab und dann geht es zu ihm.". Ich grinste vor Freude, aber ich wusste, dass ich mit einem gleichgültigen Blick nach oben gehen musste. Nachdem er meine Ketten abgemacht hatte, griff er nach meinem Arm und schleifte mich mit nach oben. Ich war so schwach, dass ich manchmal stolperte. Er zog mich immer wieder hoch und meinte, dass ich mich zusammenreißen müsste.

Ich nickte und versuchte zu gehen. Wir gingen eine Treppe hoch und liefen einen langen dunklen Flur entlang. Hier waren nirgends Fenster oder Uhren. Wir kamen nach einer Zeit vor einer großen und schwer aussehenden Doppeltür an. Dort klopfte Rudolf, bis die Tür von innen geöffnet wurde. Wir gingen rein und vor mir saß der alte Mann, Der Boss. ,,Bist du dir sicher, dass sie das machen kann?", fragte er Rudolf. ,,Ja, Boss. Sie ist willensstark, sie ist hübsch und sieht aus wie eine Tänzerin. Lass es sie ausprobieren und wenn sie scheiße ist, kannst du sie jederzeit umbringen.", sagte Rudolf.

Er sah mich skeptisch an und ich nickte nur. ,,Sie werden nicht enttäuscht sein.", sagte ich mit fester Stimme. Er sah mich mit einer erhobenen Augenbraue an. ,,Ich hoffe es doch für dich, mein Kind.". Damit war das Gespräch beendet. Ich wurde zurück in meinen Raum gebracht und dort alleine gelassen. Rudolf redete kein Wort mit mir, während dem ganzen Weg haben wir uns nur angeschwiegen. Ich fühlte mich etwas benutzt, aber ließ mir nichts anmerken. Kälte war etwas was man hier zeigen musste, bist du schwach, wirst du zerstört.

In meinem Zimmer angekommen, ließ er mich alleine. Ich konnte mich mittlerweile frei bewegen und ich beschwerte mich nicht darüber. Ich ging zu meinem Bett und ließ mich darauf fallen. An die Decke starrend, dachte ich nach. Ich wusste nicht, was ich hier machen sollte. Ich hatte nichts, keine Katy, keinen Fernseher, kein Fenster, nichts zur Unterhaltung. Nur mich selbst und meine Gedanken. Aber ob das so gut war, war eine andere Frage. Seit Tagen hatte ich wieder das Bedürfnis mir selbst wehzutun. Noch konnte ich mich davon abhalten, doch der Druck in mir wurde immer größer.

Die Gedanken wurden immer schlimmer und schlimmer. Ich verdrängte sie so gut wie ich konnte, doch es ging langsam nicht mehr. Kurz bevor die Tränen kamen, ging die Tür auf. Rudolf kam mit Essen herein und schloss die Tür hinter sich. Er ging langsam auf mich zu und legte das Tablett neben mir ab. Ich starrte ihn nur an und verkniff mir jeglichen Kommentar. ,,So zu deiner Frage von vorhin. Du wirst als Stripperin arbeiten. Für den Boss, erklärt sich natürlich. Du musst kein Sex haben, du wirst nur an der Stange tanzen. Je nachdem wie gut du ankommst, wirst du vielleicht auch für Privat Veranstaltungen gebucht. Du musst dich auch nicht ausziehen, nur in Unterwäsche laufen und tanzen können.".

Ich sah ihn nur an und war wie leer. Er sah mich kurz an und schüttelte dann den Kopf. ,,Wie geht es dir heute?", fragte er. Ich sah ihn verdutzt an. ,,Wie soll es mir schon gehen? Ich werde entführt und als Stripperin hingestellt um zu überleben. Natürlich geht es mir super!", spuckte ich ironisch hervor. Er nickte nur und murmelte ein leises Es tut mir leid vor sich hin. Ich schüttelte nur den Kopf und betrachtete das Tablett. Darauf war ein belegtes Brot und eine Schüssel Salat, sowie Messer und Gabel platziert. Bei dem Anblick vom Messer musste ich unwillkürlich lächeln.

Rudolf folgte meinem Blick verwirrt. ,,Wieso grinst du dein Essen so an?", fragte er mich skeptisch. Ich schüttelte nur den Kopf und nahm das Essen in die Hand. ,,Kannst du jetzt gehen? Ich würde gerne in Ruhe essen und fühle mich leicht gestört durch deine Anwesenheit.", fragte ich ihn kalt. Er sah mich mit großen Augen an und dann wurde sein Blick undefinierbar. ,,Nein. Befehl vom Boss. Du musst vor mir was essen, damit wir sicher gehen können, dass du dich nicht verhungern lässt.", antwortete er kalt. Ich verdrehte nur die Augen und führte das Käsebrot in die Richtung meines Mundes.

Rudolf sah mir zu wie ich anfing zu essen und ging dann zufrieden aus dem Zimmer. Ich wusste, dass er kurz draußen wartete, damit ich in Ruhe essen konnte. Während er weg war, steckte ich das Messer ein. Nach einer kurzen Zeit kam er wieder, nahm das Tablett und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Als ich sicher war, dass niemand mehr kommen würde, nahm ich das Messer hervor und setzte es an meinem Oberschenkel an. Die Luft schnürte sich langsam ab und ich bekam keine Luft. Tränen schossen durch meine Augen. Ich überlegte kurz. Ist es das wirklich wert? Doch bevor ich weiter überlegen konnte, zog ich es mehrmals durch meine Haut. Ich spürte nichts als Erleichterung. Ich bekam direkt wieder Luft und der Druck verschwand, Purer Stolz durchströmte meinen Körper. Somit schlief ich ein..

Entführt von ihm?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt