Kapitel 59

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Der Kunde sah mich skeptisch an, doch bestellte dann einen Moscow Mule. Den bereitete ich so schnell wie es nur ging vor und übergab das Getränk dem Herren. Er bedankte sich und so ging es dann weiter. ,,Lilou was machst du da?", schrie mich eine Person an. Ich drehte mich um und erstarrte. Der Boss...

Lilous Sicht

Der Boss sah mich böse an und wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt tot umgefallen. ,,Ich....hier war niemand...ich...." stammelte ich. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, zu sehr hatte ich Angst, dass ich jetzt sterben müsste. Rudolf sah mich an und ging dann zum Boss. ,,Deine Barkeeperin war nicht mehr hier. Die Kunden hatten sich schon beschwert und wollten gehen. Ich wollte dich holen, doch dann hat Lilou beschlossen, deine Kunden zu bedienen. Sie hat uns geholfen.", erklärte ihm der Boss.

Er sah mich skeptisch an und sagte nichts. ,,Gut, dann bist du ab sofort hinter der Bar und nicht an der Stange. Dann geht das klar.", sagte er streng. Damit ging er wieder und ich blieb verblüfft stehen. Ich sah Rudolf dankbar an und er nickte nur. Ich kümmerte mich dann weiter um die Kunden. Es wurden immer mehr und mehr Kunden, der Alkohol floss nur so dahin. Ich merkte, dass ich langsam müde wurde und es doch anstrengender war, als ich anfangs vermutete.

Rudolf kam manchmal vorbei und schaute nach mir, was ich etwas süß fand. Die Menschen waren relativ angenehm, zumindest am Anfang. Doch je mehr Alkohol sie getrunken haben, desto reizbarer waren sie. Ich musste immer schneller arbeiten, da ihre Geduldspanne immer kürzer wurde und es nicht riskieren konnte, dass die Kunden verärgert waren. Nach einer Zeit fing ich an die Getränke zu mixen, ich hielt mich nicht mehr an die Rezepte.

Anfangs hatte ich Angst, dass sich die Kunden beschweren könnten, doch sie sagten nichts. Wahrscheinlich bemerkten sie nicht einmal, dass die Getränke anders schmeckten. Immer wenn die Haupttür aufging, hatte ich die Hoffnung, dass Jayjay durch die Tür kommt und mich befreit. Doch er kam nicht, es kamen nur immer mehr fremde Menschen. Meine Laune sank immer mehr, doch ich hatte das aufgesetzte Lächeln immer perfekt auf den Lippen.

Die Männer wurden immer respektloser und die Frauen immer williger. Es war widerlich zu sehen, wie schnell sich die Frauen abschleppen ließen und wie widerlich die ganzen Männer von Frauen generell dachten. Ich beobachtete immer wieder wie so Sachen passierten, doch mir wurde aufgetragen mich nicht einzumischen. So ging es die ganze Zeit weiter. Ich wurde dauerhaft angepöbelt, weil ich nicht genug Alkohol reinfloss, ich wurde dauerhaft beleidigt und einer versuchte auszuholen.

Zum Glück hatte sich sonst niemand soweit beschwert, sodass nichts zum Boss kam. Rudolf kam nach einer Zeit zu mir, setzte sich in die Mähe von mir und massierte seine Schläfen. Ich ging zu ihm und stellte ihm ein Glas Wasser hin. Er bedankte sich und trank daraus. ,,Du machst es echt gut Lilou. Der Boss ist zufrieden, du hältst länger durch als das letzte Mädchen.", rief er mir zu. Ich zeigte ihm einen Daumen hoch und zapfte das Bier ab.

Ich musste schon sagen, dass es hektisch zuging, es jedoch bei anderen Partys wahrscheinlich schlimmer ist. Ich versorgte mehrere Kunden und bemerkte, dass Rudolf weiterhin da saß und mich beobachtete. Er schaute mehrfach auf seine Uhr und dann wieder zu mir. Ich versuchte es zu ignorieren, bis ich den letzten Kunden bedient hatte. Als ich das Glas über den Tresen reichte, drehte ich mich zu ihm und sprach ihn an.

,,Ist alles okey bei dir? Du scheinst nervös zu sein.". Er sah mich kurz an. ,,Ich muss nur schauen, dass ich dich hier rechtzeitig wegbringe. Mehr nicht.", brummte er. Ich sah ihn verwirrt an. Wieso muss er so unbedingt darauf achten, dass ich rechtzeitig weg bin? Was passiert denn später das so schlimm ist? Ich schüttelte den Kopf und kümmerte mich wieder um meine Kunden. Nach und nach kamen auch die Tänzerinnen an die Bar und bestellten sich Getränke.

Sie lächelten mich meistens an und fragten auch nach meinem Namen. Sie waren relativ nett, zumindest bis jetzt. Durch das kurze Treffen konnte ich nicht sagen, ob sie auch dauerhaft so waren. Irgendwann mitten bei einem Bestellvorgang klingelte Rudolfs Handy und er nickte nur. ,,Lilou mach dich mal fertig. Wir müssen jetzt gleich los, also mach bitte schneller.", während er dies sagte, konnte man den Druck in der Stimme hören.

In seinen Augen konnte man die Panik erkennen, aber er versuchte sie zu verstecken. Ich versuchte so schnell wie möglich fertig zu werden, aber der junge Mann vor mir, bestellte immer mehr. Rudolf sah den Mann, seine Augen wurden kurz groß und er verschwand. ,,Verzeihung, ich habe die letzten Bestellungen nicht mitbekommen. Könnten Sie die nochmal wiederholen?", fragte ich ihn höflich. Er sah mich an und lächelte. ,,Ja, natürlich!", grinste er.

Ich war verwirrt, denn ich verschwand nicht, was genau er von mir wollte. Er bestellte erst die Cocktails, nachdem ich sie ihm erklären musste. Manchmal sagte er mir, dass ich etwas langsamer reden solle. Er schaute währenddessen auch auf die Uhr und stellte noch mehr Fragen. Nachdem er mit dem bestellen fertig war, sagte er mir, ich solle mir doch zeitlassen um die Cocktails zu machen. Ich zog meine Augenbraue hoch und erklärte ihm, dass dies nicht ginge, da mein Chef sonst sehr sauer sein würde.

Er versicherte mir, dass dies nicht passieren würde und ich doch auf ihn hören soll. Ich schüttelte meinen Kopf und machte meinen Job weiter. Er fing an mich über meinen Namen, mein Alter und alles Mögliche auszufragen. Doch ich konnte beziehungsweise durfte nicht antworten, da der Boss mir dies strengstens verboten hatte. Während der Befragung wunderte ich mich, wo Rudolf blieb. Kaum hatte ich an ihn gedacht, schon stand er da und rief mich zu sich.

Ich stellte dem Gast alle Cocktails hin und verabschiedete mich von ihm. Er versuchte mich festzuhalten und mich in ein Gespräch einzuwickeln, doch Rudolf stellte sich zwischen mir und ihm und schnauzte ihn an. Er antwortete ihm darauf hin und grinste teuflisch. Daraufhin drehte er sich um, schnappte meine Hand und rannte förmlich mit mir zurück zu meinem Raum. ,,Was ist los?", fragte ich. Er schüttelte nur den Kopf und sagte mir, dass ich mich einfach schnell anziehen soll.

Dies tat ich auch und schon stürmten wir aus dem Gebäude. ,,Warum rennen wir so? Was ist passiert? Wer war das? Wieso hat er mich so ausgefragt?", fragte ich ihn während meinen Atemstößen. Er schüttelte nur den Kopf und stieß mich ins Auto rein. Er knallte die Tür zu und schon rasten wir vom Parkplatz runter. Ich wurde panisch und verstand nichts mehr. Alles lief gut, bis dieser Typ kam. Wer war das nur? Wieso schieben jetzt alle Panik? Bekomme ich jetzt Ärger?

Entführt von ihm?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt