Kapitel 70

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Ich wurde wütend und wollte irgendwas zusammenschlagen, als ich von weiter entfernt eine mir bekannte Stimme hörte. ,,Jaydeen? Willst du mich verarschen? Was machst du hier?". Lilou stand weiter weg von mir und verschränkte ihr Arme. Ich sah sie wütend an und lief auf sie zu.

Lilous Sicht

Ich kam im Park an und verabschiedete mich von ihr. Ich war mir sicher, dass niemand bemerkt hatte, dass ich weg war. Doch als ich in den Park reinlief, sah ich Jaydeen wie er telefonierte und sich die ganze Zeit umsah. Ich sah von der Entfernung wie angespannt er war und beschloss, ihn anzusprechen, aber dennoch in der Ferne zu bleiben.

,,Jaydeen? Willst du mich verarschen? Was machst du hier?", fragte ich ihn und verschränkte meine Arme. Er sah mich erst erstaunt an, ich glaubte Erleichterung in seinen Augen zu sehen, doch dann wurde der Blick finster und er kam auf mich zu gelaufen. Er packte meinen Arm und zog mich mit sich zu seinem Auto. ,,Hallo? Kannst du auch mal mit mir reden?", fragte ich ihn schnippisch. Er schnaufte nur, drückte mich in den Sitz und knallte die Tür zu.

,,Das ist kein Panzer!", schrie ich ihm hinterher. Er setzte sich hin und fuhr los. Doch er fuhr nicht zum Haus, nein, er fuhr auf die Schnellstraße. Ich fing an Panik zu kriegen, weil er mich kaum noch wahrnahm. Immer wieder rief ich seinen Namen, doch er ignorierte mich. Ich rief Rudi an und er versicherte mir, dass er sich auf den Weg machen würde. ,,Wo warst du?", fragte er mich aggressiv. ,,Ich war joggen?", erklärte ich ihm.

,,Nein, warst du nicht! Dein GPS war aus! Wen willst du verarschen? Du warst nicht joggen! Du warst bei irgendjemandem! Sag mir die Wahrheit!", während er mich anschrie, drückte er mehr aufs Gas. Ich schrie auf und wurde immer ängstlicher. Doch dann erinnerte ich mich, dass ich ihm nie wieder so viel Kontrolle über mich geben wollte. ,,Ich war joggen du Idiot! Wenn du mir nicht glaubst, ist das dein Problem! Ich hab mein Handy auf den Boden fallen lassen und dabei ist es ausgegangen. Ich habe es direkt wieder angeschaltet, also wenn du in der Zeit nach mir gesucht hast, ist es dein Problem!", schrie ich ihn an.

Während sich meine Stimme erhob, ging er vom Gas herunter. Er sah einfach nur nach vorne und sagte nichts. ,,Es tut mir leid..", flüsterte er. Im Seitenspiegel erkannte ich, dass Rudi mit dem Auto hinter uns fuhr. Jaydeen hielt an der Seitenstraße an und ich stieg schnell aus. Rudi kam nach vorne gesprintet, fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte, doch ich schüttelte nur den Kopf und sah ihm dabei zu, wie er zu Jaydeen ging und sie anfingen, zu diskutieren. Ich mischte mich da nicht ein und setzte mich einfach ins Auto rein.

Nach einer Zeit kam Rudi wütend zu mir und fluchte einfach nur vor sich her. Ich schaute aus dem Fenster, während wir fuhren. Rudi schüttelte immer wieder den Kopf und brummte vor sich her. ,,Hör auf dich über ihn aufzuregen. Es bringt nichts. Er ist und bleibt Jaydeen, er wird sich nicht ändern. Für niemanden. Also entspann dich einfach.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Rudi schnaufte nur und schüttelte den Kopf. Ich wusste, dass er gerade nach den richtigen Worten suchte.

,,Er ist einfach so uneinsichtig. Er ist stur, er weiß nicht, was er will. Er geht mit seinem Leben auf Risiko, das ist seine Sache, aber er geht auch mit deinem Leben auf Risiko. Ich habe ihm so oft gesagt, dass er sowas nicht machen kann. Was soll das denn?", beschwerte er sich. Ich zuckte nur mit den Schultern. Mir war es egal. Ich hatte alles gesehen, was ich sehen musste. Wir kamen an der Halle an und gingen rein. Die Jungs schauten mich sauer an und drehten mir den Rücken zu.

,,Ihr braucht nicht sauer auf mich zu sein, sondern auf Jaydeen. Ich bin einfach nur joggen gegangen, er hat Stress wegen nichts und wieder nichts gemacht. Ich habe dieses Mal nichts angestellt!", erklärte ich ihnen. Sie schauten mich verwirrt an, aber nickten dann. Ich ging in die Küche und durchsuchte den Kühlschrank nach irgendwas essbarem. Doch finden, konnte ich gar nichts. Also holte ich mir Hähnchen Geschnetzeltes heraus und fing an, gebratene Nudeln mit Fleisch zu kochen.

Manche Jungs kamen herein und wollten wissen, was hier so gut riecht, doch ich verscheuchte alle. Ich wollte gerade einfach nur meine Ruhe haben. Mich regte alles auf, also kochte ich schnell zu Ende und fing an zu essen. Nach einer Zeit wurde mir langweilig und machte mir noch ein wenig auf meinen Teller drauf. So ging ich dann in mein Zimmer und legte alles auf mein Bett. Ich schnappte mir meine Zigarettenschachtel und ging auf den Balkon.

Die frische Abendluft entspannte mich etwas, während ich mir die Zigarette anzündete. Von unten hörte ich, dass sich die Jungs darum stritten, wer wie viel vom gekochten haben darf. Ich schüttelte nur den Kopf und schaltete meine Musik an. Ich wollte niemanden mehr hören und meine Ruhe genießen. Rudi kam zu mir hoch und brachte mir noch einen Teller vom gekochten Essen mit. Er stellte sich neben mich hin und zündete sich auch eine Zigarette an.

,,Wieso gehst du momentan so oft raus? Wieso drehst du dein Handy immer um, wenn du eine Nachricht kriegst?", fragte er mich. Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Wieso fragst du mich das?", fragte ich ihn zurück. Er seufzte traurig. ,,Ich habe das Gefühl, als ob du mich hier lassen wirst und bald abhaust. Ich werde hier nicht bleiben, wenn du weg bist.", erklärte er mir traurig. Ich überlegte. Was kann ich sagen, ohne ihn zu verletzen? Kann ich ihm überhaupt so weit vertrauen?

Ich atmete tief durch, bevor ich ihm alles erklärte. ,,Du darfst es niemandem erzählen, versprich es mir...", flehte ich ihn an. Er nickte nur und streckte mir seinen kleinen Finger hin. Ich harkte ein und fing an zu erzählen. ,,Also ich bin ja mal von hier abgehauen und bin in den Park gerannt. Ich brauchte einfach mal ein kleines bisschen Abstand von allem und jedem. Ich saß auf einer Bank und habe dort ein Mädchen kennengelernt. Sie war echt lieb und heißt....".

Entführt von ihm?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt