Intuition

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Steine. Steine, Steine, Steine. Anderson ist sich nun ziemlich sicher dass sie einen Fable für diese Dinger hat. Ein leises Fluchen aus dem Schlafzimmer lässt ihn von einem der Edelsteine hochsehen und er sieht zur Tür. Sollte er nachfragen was los ist? Er blickt zu Maxwell, der sich aber mehr für die Familienbilder zu interessieren scheint und die Bilder von ihr und anderen Männern und Frauen in Uniform oder Zivilkleidung. Also beschließt er einfach nachzusehen und klopft kurz an der Tür, ehe er sie leicht aufschiebt. Geschlossen war sie ja nicht. „Kann ich Ihnen helfen, TJ?" Die braunhaarige Frau sieht von ihm zum Schrank und presst die Lippen aufeinander. Jetzt ist sie schon so groß und dann kommt sie trotzdem nicht an den verdammten Rucksack ran, Schande über ihr Haupt. „Brauchen Sie den Rucksack?" Sie nickt kurz und Anderson tritt komplett ein, ehe er ihr den Rucksack vom Schrank herunterholt. „Hier." „Danke...", gibt sie leise von sich und legt den Rucksack auf das Bett. Alexander kommt nicht umhin sich hier umzusehen, auch wenn das ein sehr privater Raum ist. Noch mehr Edelsteine und normal wirkende Steine. Steine in den verschiedensten Formen, Farben und Größen. Kristalle die im Sonnenschein glitzern. „Darf ich mir eine Frage erlauben, TJ?" Sie brummt zustimmend, kümmert sich aber weiterhin um das Einpacken von Kleidung und den wichtigsten Gegenständen. Maxwell, dessen Neugierde einfach zu groß ist, steht im Türrahmen und hört stumm zu. „Wieso diese... Obsession mit Steinen und Kristallen?" Sie stoppt in der Bewegung, ihr Blick geht starr vor sich hin. „Habt Ihr diese Frage nicht schon einmal gestellt?", erwidert sie und hebt ihren Kopf. Anderson sieht dass es wohl ein Thema ist, welches nicht angesprochen werden sollte. „Es tut mir leid, Sie müssen nicht-" „Aber ich weiß ganz genau dass die Frage öfters kommen wird." Sie schnaubt kurz und lächelt, trauriger könnte es aber nicht sein. Sie geht an dem Pater vorbei zu ihrer Hauptsammlung und nimmt einen Stein in ihre Hand, der das gleiche ausgewaschene Grün besitzt wie eines ihrer Augen. „Der hier war der Anfang. Jeder hat seine Anfangsschwierigkeiten im Militär, vor allem wenn man etwas erreichen möchte. Meine Ausbilderin damals war extrem hart was das Training anging. Sitty war... ein Vorbild für uns alle und sie hatte mir den Stein gegeben als sie ihn gefunden hatte. Mit meinen Augen sticht man hervor, ohne Frage und natürlich gab es Mobbing. Aber hier im Militär zählt nicht das Aussehen sondern das Können und sie hat uns das eingeprügelt. Bevor sie auf ihren letzten Einsatz ging hat sie gemeint, dass sie mir einen Stein bringen wird der meinem zweiten Auge gleicht, sie selbst hatte eine Vorliebe für die Dinger und niemand hatte es verstanden." TJ holt tief Luft um die Tränen zu unterdrücken und streicht über den Stein. „Ich rede mir immer ein dass es alles mit dem Stein angefangen hatte den ich vor fünf Jahren mitgenommen hatte, als das Massaker war. Aber die Grundlage hatte Sitty gelegt. Den Grundstein, wenn man das so sagen will. Als die Nachricht kam dass sie es nicht geschafft hatte... es war für uns alle hart." Sie legt den Stein vorsichtig wieder zurück und sieht zu Anderson und dann auch Maxwell. „Aber das ist das Leben, vor allem in einem Einsatz. Ich bin bereit zu sterben und wenn es sein muss tue ich es allein, solange es meine Kameraden rettet." Alexander lässt die Schultern sinken und sieht die Tränen in ihren Augen, auch wenn ihre Stimme fest klingt. Er kann nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. „Und dafür sind wir Ihnen mehr als dankbar, TJ. Ohne Ihren Mut und ihr Opfer wären Alucard, der Erzbischof und ich wahrscheinlich nicht rausgekommen." Überfordert steht sie da, muss erst einmal verarbeiten was passiert. Es ist komisch von jemandem umarmt zu werden der größer ist als man selbst! Bevor sie allerdings reagieren kann, lässt Anderson sie schon wieder los und nickt ihr zu. „Danke dass Sie ihre Geschichte geteilt haben, vielleicht hatten sie recht als sie meinten dass wir nicht aufhören würden zu fragen." Er lächelt und dreht sich um, um das Zimmer zu verlassen. Sie braucht jetzt erst einmal ihre Ruhe. TJ hebt ihre Hand, will ihm zeigen dass sie die Umarmung erwidert hätte und will ihm sagen dass sie selbst dankbar ist! Doch sie lässt die Hand wieder sinken, ehe sie auf die Seite sieht. Wäre vielleicht doch komisch gekommen. Doch Enrico sieht das alles und lässt den Pater an sich vorbeigehen, ehe er komplett eintritt und die Tür schließt. Seine Stimme ist leise. „Sie hätten sagen sollen dass Sie ihn selbst umarmen wollen." Perplex starrt sie ihn an, woher- Ach, stimmt ja. Sie denken fast gleich. „Was solls. Es würde höchstwahrscheinlich eh komisch werden und ich sollte mich nicht daran gewöhnen." Ansonsten wird sie es vermissen.

Blut, Kreuz und SteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt