a c h t u n d d r e i ß i g

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„Wir sehen uns dann heute Abend?", fragte Julian und sah dann zu mir rüber. Ich nickte und dann sagte er nur „okay" und hob seine Tasche vom Boden auf.
„Ich hau dann ab. Ciao", folgte daraufhin noch von ihm.
Während Julian zur Tür verschwand, sah ich ihm hinterher. Doch dann realisierte ich plötzlich etwas und rief dann „Schatz, warte!".
Julian kam daraufhin zurück und sah mich etwas verwirrt an und noch ehe er was sagen konnte sagte ich nur „ich liebe dich".
Während ich um die Küchenzeile rumlief, sagte er nur „ich dich auch, Shirin".
Ich sah ihn einen Augenblick an und fiel ihm dann in die Arme. Julian zögerte kurz, sah mich etwas überfordert an, legte dann aber schlussendlich seinen Arm um mich.
„Ist alles okay?", fragte er dann. Innerlich musste ich mich so zusammenreißen. Ich nickte nur und zog ihn etwas fester an mich ran, während er mir dann einen Kuss gegen die Schläfe drückte.
Ich zog scharf Luft ein. Sein Parfum stieg mir in die Nase, während sich Tränen in meinen Augen sammelten.
„Ich muss jetzt wirklich los, Shirin", murmelte Julian nur etwas unverständlich.
„Okay", sagte ich dann nur und sah zu ihm rauf, während er mich ansah und mir dann im nächsten Moment erst einen Kuss auf die Stirn drückte und mich dann richtig küsste. Langsam löste er sich und verschwand dann zur Tür, während er sich ein weiteres Mal verabschiedete.

Als ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel, machte sich Panik in mir breit. Ich lief langsam ins Bad und schloss dann hinter mir die Tür.
Für einen Moment betrachte ich mich selbst im Spiegel. Was war aus mir geworden?
Meine dunkelbraune, schon fast schwarzen Locken wirkten plötzlich so matt. Mein Blick wanderte langsam über mein Spiegelbild, über jeden einzelnen Gesichtszug in dem müden und faden Gesicht. Ich sah komplett zerfallen und fertig aus. Dunkle Augenringe machten sich unter den glanzlosen und plötzlich nicht mehr strahlenden, grünen Augen breit.

Ich drückte den Spiegelschrank, der über dem waschbecken hing auf und holte dann ein kleines Röhrchen mit Tabletten raus. Ich wendete meinen Blick nicht eine Sekunde von dem Röhrchen ab, während ich den Schrank wieder zudrückte.

In meinem Kopf kreisten tausende Dinge und Gedanken. Mein Herz fing an zu rasen. Immer mehr und mehr Panik machte sich in mir breit.

Doch es wirkte ausweglos. Ich wusste mir nicht anders zu helfen.
Ich hatte so sehr gehofft, dass ich einen anderen Weg raus finden würde, doch ich würde nie einen finden.

Dann dachte ich wieder an Julian.
Für einen Moment kamen mir all die schönen Erinnerungen, die er und ich hatten in den Kopf.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und dann sah ich auf den Verlobungsring an meinem Finger.
All seine schönen Worte und guten Taten liefen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.

Dann sah ich wieder auf das orangene Röhrchen. Ich atmete tief ein und griff dann in die Jackentasche der grauen Kapuzenjacke, die ich trug. Ich holte einen kleinen, zusammengefalteten Zettel raus. Einen Moment lang widmete ich meinen Blick nicht von ihm ab und las immer und immer wieder das „für Julian", welches klein drauf geschrieben war.

Ich realisierte, dass es der letzte Kuss zwischen Julian und mir war. Das letzte „Tschüss" von Kai und Sophia war tatsächlich auch das letzte und eins für die Ewigkeit.

Innerlich wollte ich nicht, doch ich konnte nicht anders.

Tränen rannten meine Wangen runter, während ich das Röhrchen zitternd aufschraubte.
Ich sah noch einmal rauf in den Spiegel und strich mich die Tränen aus dem Gesicht. Dann kippte ich mir den gesamten Inhalt in den Mund und schluckte ihn runter.

Auf der einen Seite bereute ich es noch, während ich schluckte aber gleichzeitig machte sich etwas Erleichterung in mir breit. Endlich würde diese unerträgliche Situation ein Ende nehmen. Ich war endlich wieder frei. Endlich wieder ich selbst.

Ich lehnte mich vorsichtig gegen die Badezimemrtür und atmete einmal tief durch. Dann rutschte ich an ihr entlang runter auf den Boden und griff mir nochmal den Brief.
Ich betrachtete ihn ein letztes Mal, bevor ich ihn neben mir auf den Boden legte.

Lieber Julian 🖤
Es tut mir wirklich unfassbar leid, dass du diese Worte lesen musst. Aber ich will nur, dass du weißt, dass ich dich liebe.
Ich liebe dich sogar tatsächlich mehr, als mich selbst.
Ich will wirklich nur, dass es dir gut geht und du keine Probleme bekommst und hast. Aber ich hab es wirklich nicht mehr ausgehalten. Diese ganze Situation war zu schwer für mich.
Aber bitte gib dir keine Schuld! Nicht du oder dein Verhalten waren zu viel, ich war einfach zu schwach. Es ist meine Schuld, Schatz.
Vielleicht wird die erste Zeit ohne mich für dich komisch sein, aber du wirst jemanden neuen finden! Jemand besseren. Jemanden, den du besser behandelst, weil du ihn wirklich liebst! Vielleicht jemanden der dich ändert!
Aber bitte jemanden, der auf dich aufpasst! Und falls nicht, werde ich auf dich aufpassen. Ich verspreche es dir, Julian! Ich werde auf dich aufpassen, so wie du immer auf mich aufgepasst hast!
Bitte Pass auf Sophia und Kai auf. Und auch auf Sam. Sag den 3 und meinen Eltern, dass ich sie liebe und nie vergessen habe oder werde!
Und jetzt noch einmal: ich liebe dich, Julian Brandt! Ich liebe dich so sehr und hoffe, dass wir vielleicht nochmal zusammenfinden und uns Wiedersehen!
Ich hoffe es so sehr,
Shirin🖤

Nein, nein. Ich heule nicht Leute 🤝
Alles ist :)

crazy what you'll do for a friend | Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt