5. Kapitel

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Nicolas POV

,,Leon? Nick? Was tut ihr denn hier?", fragt Lance überrascht, als er uns die Tür öffnet. Sicherlich wundert er sich warum wir ihn in seinem Labor besuchen. ,,Ist nicht eigentlich schon Schlafenszeit für euch?", fügt er zwinkernd hinterher und grinst. Typisch Lance. Aber wir haben keine Zeit für Spielchen. Außerdem ist es erst um sieben. Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr. ,,Ich muss mit dir reden.", sage ich ernst und sofort ändert sich sein Gesichtsausdruck.

Er nickt nur kurz, bevor er die Tür öffnet und uns bedeutet einzutreten. Wir folgen ihm in einen kleinen Vorraum in dem einige gemütliche Sessel um einen kleinen Tisch aufgestellt sind.

Lance lässt sich in einen der Sessel fallen und wir tuen es ihm nach. ,,Also was ist los?", fragt er und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. Leon wirft mir einen auffordernden Blick zu und ich räuspere mich kurz, bevor ich beginne. ,,Ich will Adams Mission übernehmen und zu den Averanti reisen."

Beinahe spuckt Lance seinen Kaffee wieder aus. ,,Du willst was tun!?", fragt er fassungslos, ,,Das ist nicht dein Ernst, oder?" Er sieht nicht sonderlich begeistert aus. Was ehrlich gesagt auch kein Wunder ist. Wenn mein bester Freund schon dagegen ist, würde auch jeder Erwachsene meinen Vorschlag ablehnen. Und das obwohl Leon die meisten dummen Ideen zu unserem Duo bei stiftet.

,,Ihr beiden hattet ja schon so einige verrückte Ideen, aber das toppt ja wirklich alles. Wie seid ihr denn darauf gekommen?", fragt Lance misstrauisch und sieht Leon streng an. Dieser hebt abwehrend die Hände. ,,Nicht wir-", sagt er und deutet auf mich, ,,-sondern Nick."

Ich werfe ihm einen Ist-das-dein-Ernst-Blick zu und schildere dann knapp meine Geschichte. Nachdem ich fertig bin, schaue ihn erwartungsvoll an. Wahrscheinlich wird er dagegen sein, aber ein Nein akzeptiere ich nicht. Ich bin bereit zu kämpfen.

Zu unser beiden Überraschung hingegen nickt er und steht auf.

,,Fein.", gibt er sich seufzend geschlagen, ,,Dann folgt mir."
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Kurz darauf erreichen wir sein Labor. ,,Wir haben nicht viel Zeit. Du brauchst deine Tarnung und ich muss dir einige Dinge über die Mission erklären. Und du willst das wirklich durchziehen?", fragt Lance mich noch einmal, woraufhin ich bestätigend nicke.

,,Dann beginnen wir mit der Theorie. Wie viel weißt du schon über die Mission?" Ich überlege kurz und erinnere mich an die Unterhaltung meiner Mutter und meines Großvaters zurück, die ich vor Kurzem belauscht hatte. ,,Bis jetzt eigentlich nur, dass die Averanti einige geheime Listen bekommen haben und den Funkkontakt blockiert haben."

Lance nickt zufrieden. ,,Gut. Du weißt also, dass du die Listen finden und vernichten sollst. Zusätzlich musst du unsere Agenten wegen der Funkblockade warnen, damit sie nicht in eine Falle tappen und auffliegen."

Lance geht kurz zu seinem Schreibtisch und durchsucht seine Unterlagen. Dann zieht er ein Bild hervor und reicht es mir. Darauf sieht man einen jungen Mann mit blonden Haaren und grünen Augen. ,,Das ist Ben. Du wirst für deine Mission in seine Rolle schlüpfen.", erzählt Lance und legt mir zusätzlich eine Akte hin.

,,In dieser Akte steht alles, was wir bis jetzt so über ihn wissen." Gespannt nehme ich die Akte und öffne sie. ,,Das ist alles?", frage ich etwas enttäuscht, als ich ihren Inhalt studiere. Es handelt sich dabei um nur eine Seite auf der gerade Mal ein Bild und sein Name stehen. Darunter steht noch ein bisschen was zu seiner Herkunft, aber das wars dann auch schon.

Mir war zwar schon klar, dass sie wahrscheinlich noch nicht so viel über ihn in Erfahrung bringen konnten. Immerhin ist es ja nicht so, dass dieser Ben freiwillig alles über sich Preis gibt. Aber ich hatte doch mit etwas mehr Info gerechnet, mit der ich arbeiten kann.

Das hier ist fast gar nichts.

Lance seufzt. ,,Ich weiß, dass ist nicht viel. Dein Vorteil ist allerdings, dass auch die Averanti noch nicht wirklich viel mit ihm zu tun hatten. So wie du nichts über ihn weißt, geht es ihnen auch. Das heißt also eine kleine Verhaltensänderung würde ihnen nicht großartig auffallen. Mit etwas Glück könntest du sogar seinen Charakter aufbauen. Aber letztendlich imitierst du ihn ja nur. Einige signifikante Dinge kannst du nicht über ihn wissen. Das könnte ein Problem werden."

,,Ist es dann nicht ein bisschen riskant überhaupt irgendwen auf die Mission zu schicken, wenn ihr so gut wie gar nichts über diesen Ben wisst?", wirft Leon ein. ,,Ein gewisses Risiko gibt es natürlich, aber es steht zu viel auf dem Spiel," sagt Lance ernst, ,,Wenn unsere Agenten auffliegen, werden sie sterben und es wird schwerer sich auf Angriffe der Averanti vorzubereiten."

,,Woher habt ihr denn die Daten überhaupt?", versuche ich die Situation etwas zu entschärfen. ,,Nun ja, bevor der Funkkontakt abgebrochen ist, konnten unsere Agenten noch einige Daten über ihn schicken. Nur so ist es uns überhaupt gelungen ihn zu schnappen.", erzählt Lance und beginnt in einer Schublade rum zu kramen. Als er findet, was er gesucht hat, wirft er es mir zu.

,,Hier." Ich fange das haarige Etwas, das sich bei genauerem Hinsehen als blonde Perücke herausstellt. ,,Die wirst du tragen, damit du aussiehst wie Ben. Aber sicherheitshalber färben wir deine Haare auch, falls die Perücke mal verrutschen sollte."

Ich nicke verstehend und fahre mit den Fingern durch die Haare der Perücke. ,,Wow, das fühlt sich wirklich weich an. Fast als wäre es echt.", sage ich beeindruckt. Das muss ein echt gutes Imitat sein.

,,Das sind ja auch Ben's Haare." Reflexartig lasse ich die Perücke fallen und starre Lance ungläubig an. Auch Leon scheint davon verstört zu sein. ,,Ist das dein Ernst?", fragt er leicht angeekelt, ,,Ihr habt ihm den Kopf rasiert?"

Lance rollt mit den Augen. ,,Es war notwendig für die Tarnung. Glaubst du etwa, dass die Averanti Nick mit offenen Armen empfangen werden, nachdem er von uns gefangen genommen wurde? Sie werden damit rechnen, dass er die Seiten gewechselt hat oder sich jemand für ihn ausgibt und ihn deshalb verifizieren wollen. Dafür benötigen sie wahrscheinlich seine DNA oder seinen Fingerabdruck. Dementsprechend treffen wir Vorsichtsmaßnahmen."

Lance betrachtet mich kurz. ,,Na immerhin hast du die selbe Augenfarbe wie er, also brauchst du keine Kontaktlinsen.", sagt er und reicht mir dann eine kleine Schatulle. Ich öffne sie und zum Vorschein kommen kleine Häubchen auf denen feine Rillen sind.

,,Die legst du dir auf die Fingerkuppen. Auf ihnen ist der Fingerabdruck von Ben, damit du durch die Sicherheitskontrollen kommst." Sofort probiere ich sie aus. Sie passen wie angegossen. ,,Man erkennt kaum, dass das gar nicht meine richtigen Fingerabdrücke sind.", sage ich beeindruckt und begutachte meine Fingerspitzen von allen Seiten.

,,Das wäre dann auch erstmal alles. Den Rest gehen wir später nochmal durch. Dem Piloten habe ich auch schon Bescheid gesagt. Er wird dich später abholen und dann an der Grenze absetzen. Du wirst also noch etwas laufen müssen. Es muss nämlich so aussehen, als wärst du den gesamten Weg durch den Wald gelaufen. Wir werden dich dementsprechend hinrichten. Also ruh dich ordentlich aus, in nächster Zeit wirst du nämlich nicht mehr sonderlich viel davon haben."

,,Ihr habt das echt gut geplant.", meint Leon anerkennend. Ich lächle Lance ehrlich an und klopfe ihm auf die Schulter. ,,Danke, Lance. Das bedeutet mir unendlich viel. Und danke dafür, dass du diese Verantwortung übernimmst."

Lance seufzt. ,,Du weißt, dass mich Jane dafür umbringen wird, oder?"

Ich grinse verschmitzt. ,,Einer muss ja seinen Kopf hinhalten."
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Hab ewig dafür gebraucht, aber hier ist es endlich, das neue Kapitel:)

Undercover SonWhere stories live. Discover now