18. Kapitel

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Nicolas POV

Wieder einmal herrscht Stille. Langsam löse ich mich aus meiner Erstarrung und hebe den Kopf, um den Besitzer der Stimme auszumachen. Meine Augen registrieren, wer dort steht und doch will ich es nicht ganz begreifen.

Mein Vater.

Er ist nun aufgestanden und tritt zum Rand des Balkons. Langsam, wie in Zeitlupe, drehen sich alle Köpfe zu ihm, um ihn anzusehen. Wahrscheinlich ist der Rest der Zuschauer genauso fassungslos wie ich. Keine Ahnung, ob er das merkt, aber wenn, dann lässt er es sich nicht anmerken.

Darf er als Prinz eigentlich jemanden wählen? Ist das überhaupt möglich? Natürlich macht das meine Mission um einiges einfacher, da ich durch ihn sehr nah an den König heran kommen kann. Aber anderseits erhöht das auch das Risiko, dass er mich erkennt.

Der König unterbricht schließlich Stille, in dem er in die Hände klatscht und so alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da ich der letzte war, ist die Auswahlzeremonie nun offiziell beendet. Und wer hätte es gedacht, aber jeder von uns hat am Ende einen Paten.

,,Herzlichen Glückwunsch an alle, die es geschafft haben. Ab heute werdet ihr nicht mehr im gemeinsamen Schlafsaal sein, sondern jeder bekommt seinem Paten entsprechend seine Unterkunft zugeteilt. Das weitere Vorgehen wird euch dann individuell euer Pate mitteilen."

Was danach passiert, nehme ich wie durch einen Schleier wahr. Wir werden unter tosendem Applaus aus der Arena geführt und in einige Dinge eingewiesen. Wie in Trance ziehen dann die nächsten Stunden an mir vorbei. Noch immer kann ich nicht ganz begreifen, was in den letzten Stunden geschehen ist.

Nachdem ich mich halbwegs wieder beruhigt habe, bin ich gerade auf dem Weg zur Abstellkammer, um mich wie verabredet dort mit Ethan zu treffen, als mich plötzlich eine Hand grob packt und an die Wand drückt. Es ist Lex.

,,Was soll das?", frage ich so gelassen wie möglich. Panik bringt in dieser Situation gar nichts und ich bin mir fast sicher, worum es hier geht. Ich hab mich schon gefragt, wann er mich wohl darauf ansprechen würde.

,,Wie konntest du überleben?", faucht er mir ins Gesicht. Er macht also erst gar kein Geheimnis daraus.

,,So wie du es geschafft hast einen echten Dolch in die Arena zu schmuggeln.", erwiedere ich knallhart und lasse mich nicht von seiner Nähe einschüchtern.

Wir starren uns einige sekundenlang einfach nur in die Augen, fast wie eine Herausforderung, wer als erstes den Blick abwendet.

,,Irgendwas ist an dir faul und ich werde herausfinden was. Und wenn es so weit ist, glaub mir, dann wirst du nicht mehr so lachen."
Damit stößt er an mir vorbei, aber nicht ohne mich vorher nocheinmal kräftig anzurempeln, fast so als würde sein Versprechen daran hängen.

,,Das werden wir ja noch sehen.", murmele ich kaum hörbar und blicke ihm hinter her, bis er im Gang verschwindet.

Triumphierend grinse ich, da er zuerst weggesehen hat.

Aber ehrlich gesagt muss ich mich wirklich vor ihm in Acht nehmen. Nicht nur hat er es auf mich abgesehen, sondern er ist auch ziemlich gefährlich. Wenn er mich schon vor einer gesamten Arena voller Agenten abstechen wollte, wer weiß zu welchen Mitteln er noch greifen wird.

Mein Überleben ist vorerst ein kleiner Sieg, aber die Schlacht ist noch nicht vorbei. Und ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen möchte, was er noch vor hat.

Aber gerade bringt es nichts, darüber nachzudenken. Ich bin erschöpft von dem Tag und muss noch Bericht erstatten.

Also seufze ich resigniert und mache mich auf den Weg zu Ethan.

Undercover SonWhere stories live. Discover now