17. Kapitel

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Hey Hey, ich bin wieder da!
Ich wünsche euch ein frohes Neues Jahr 2023 und viel Spaß mit dem Kapitel!
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Nicolas POV

Reflexartig werfe ich meine Arme vor mich, um seinen Stoß abzufangen. Ich bringe all meine verbleibende Kraft auf, aber Lex hat mehr Schwung und so merke ich dennoch, wie sich die Spitze des Dolches in meine Brust bohrt.

Bevor ich überhaupt realisieren kann, was da gerade passiert ist, kommt auch schon der Aufseher. ,,Auseinander!" , ruft er und zieht Lex von mir runter. Dann hilft er mir hoch. Ich rapple mich auf und versuche mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen.

,,Lex. Ein Pluspunkt für Aggressivität. Genau solche Leute suchen wir, die nicht vor einem Kampf zurückschrecken. Allerdings war dies nur ein Sparring und dein Angriff ein Verstoß. Du richtest deine Attacken nicht gegen deine Verbündeten.", beginnt er und wendet sich dann an mich, ,,Ben. Gute Reaktionszeit."

Verbündete? Das ich nicht lache. Vor nicht mal einer Minute hat er noch versucht mich zu töten. Und das war garantiert kein Versehen. Das Messer war echt und er wusste genau, was er dort tat. Ohne das unzerstörbare Hemd wäre ich jetzt tot. Und ich habe auch noch überlegt, es aus Fairness abzulegen.
Also wenn ich mir bis jetzt nicht sicher wie weit deren Einfluss reicht, dann weiß ich es jetzt. Als er mir das Messer in die Brust stechen wollte, waren seine Augen mit Blutdurst gefüllt. Er wusste genau was er tat. Nicht nur muss er unglaubliche Kontakte haben, wenn er es schafft, einen echten Dolch in die Arena zu schmuggeln, sondern auch echt gerissen sein, wenn er sich so etwas traut und das vor einem gesamten Stadion inklusive König. Ein ernstzunehmender Gegner also.

Aber da ist noch etwas anderes, dass mir Sorgen bereitet. Er hat richtig zugestochen. Ich hätte verletzt werden oder sogar tot sein müssen. Das ist ihm genauso sehr bewusst wie mir. Er wird sich fragen, wie ich noch am Leben sein kann. Das heißt also, dass er mich im Auge behalten wird, was widerum meine Mission gefährdet. Schon der kleinste Verdacht kann schwerwiegende Konsequenzen mit sich ziehen.

Würde er es nochmal versuchen? Sicherlich hätte er das selbe auch bei jedem anderen Kandidaten hier versucht. Nur habe ich mich mit meinem Überleben jetzt wahrscheinlich besonders unbeliebt bei ihm gemacht.

Seine Tat ist wiedermal ein perfektes Beispiel für den Konkurrenzkampf hier. Sie schrecken vor nichts zurück, sei es Betrug oder sogar Mord.

Lex wirft mir einen eisigen Blick zu, bevor er sich umdreht und verschwindet.
,,Setz dich auf die Bank und warte bis die anderen fertig sind. Dann folgen weitere Anweisungen.", sagt der Ausbilder zu mir und deutet auf eine kleine abgetrennte Tribüne am Rand der Arena. Ich nicke verstehend und begebe mich dorthin.

Obwohl die meisten anderen Kämpfe noch ungestört ablaufen, hat unser Debakel einige Aufmerksamkeit auf sich gerichtet. Nicht nur das viele der Paten inklusive Ethan schauen, sondern auch der Blick des Königs richtet sich auf uns. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, lässt sich schwer sagen. Einerseits kann mir die Aufmerksamkeit bei der Patenwahl zu Gute kommen, aber andererseits hoffe ich, dass Lex mich nicht auch mit seiner Tat in Schwierigkeiten bringt.

Obwohl das eher unwahrscheinlich ist. Vermutlich hat er sich gerade einen Haufen Freunde bei den Paten gemacht. Bei ihnen wird Gerissenheit groß geschrieben und davon hat er wohl mehr als genug. Außerdem wage ich zu bezweifeln, dass man von da oben erkannt hat, dass es sich um einen echten Dolch handelte.

Während ich mich ausruhe und die anderen Kandidaten bei ihren Kämpfen beobachte, frage ich mich, was sie wohl noch in petto haben. Ob noch eine dieser Waffen echt ist? Wie weit würden sie wohl gehen? Wenn sie nicht einmal vor Mord zurückschrecken, dann kennt ihre Gerissenheit wohl keine Grenzen. Aus meinen Beobachtungen schließe ich, dass auch sie wie erwartet herausragende Fähigkeiten besitzen. Doch so wie ich es einschätzen kann, scheint Lex mein stärkster Kontrahent zu sein.

Ich wusste doch, dass er etwas Dunkles an sich hat. Wahrscheinlich nutzt er seine großspurige Art, um anderen vorzumachen, dass er ein leichtes Ziel ist. Wenn seine Gegner ihn dann unterschätzen, stellt das einen großen Vorteil für ihn da. Mein Bauchgefühl hat also Recht behalten, mich vor ihm zu warnen.

Nachdem dann auch die letzten Kämpfe beendet sind, wird uns eine kurze Pause gewährt. Damit allerdings Dinge wie eben nicht noch einmal passieren, wurden wir alle in getrennte Räume gesteckt.

Naja, als Raum kann man das wohl kaum bezeichnen. Es ist eher eine kleine Kabine, die mit einem Bett und einer Toilette ausgestattet sind. Und nein, die Toilette ist nicht durch eine Tür abgetrennt, sondern steht mitten im Raum.

Meines Wissens nach waren das früher mal Haftzellen, die allerdings aufgrund  ihres Alters stillgelegt wurden. Später wurde dann die Arena errichtet und anstatt die Zellen abzureißen, hat man sie einfach mit eingebaut. Das erklärt auch die spärliche Einrichtung.

Die Ausstattung des Raumes ist mir jedoch egal, hauptsache ich habe hier meine Ruhe.

Rückblickend kann ich immer noch nicht glauben, was da vorhin geschehen ist. Es ist einfach unfassbar, dass Lex dafür nicht suspendiert wurde, sondern vom Ausbilder auch noch ein Lob bekommen hat.

Aber ich schätze er hatte Recht als er sagte, dass sie Aggressivität suchen würden.

Vorsichtig hebe ich mein Shirt hoch, um das Ausmaß von Lex' Attacke zu betrachten. Ein lila Fleck hat sich an der Stelle gebildet, wo mich der Dolch getroffen hat. Noch schmerzt er nicht allzu sehr, aber das wird sich in den nächsten Tagen sicherlich ändern. Ich kann von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Das Hemd hat mich wirklich gerettet. Und hätte ich nicht schnell genug reagiert, wäre ich sicherlich nicht nur mit so einem leichten Kratzer davongekommen. Wenn es mich auch vor Stich- und Schussverletzungen schützt, so kann die Wucht eines solchen Angriffs noch ausreichend Schaden anrichten.

Ich muss mich für den Rest des Tages vorsehen. Wer weiß, ob es bei diesem einen Angriff bleibt und mit dieser auch nur kleinen Wunde bin ich schon geschwächt.

Glücklicherweise läuft das restliche Event entgegen meiner Befürchtungen relativ ereignislos ab. Wir absolvieren einige weitere Tests darunter Zielgenauigkeit, logisches Denken sowie Kraft. Auch wenn ich erst wegen meines Vaters aufgeregt war, so hat das Ganze doch auch irgendwie sein Gutes. Allein schon weil ich weiß, dass er zusieht, laufe ich zu Höchstformen an.

Der Tag ist schon ziemlich weit fortgeschritten und die Sonne versinkt langsam am Horizont, als es dann endlich soweit ist. Der Moment der Wahrheit. Die Wahl der Paten beginnt.

Und der König höchstpersönlich übernimmt die Anrede. ,,Ich werde nun einfach eure Nummer vorlesen und interessierte Paten werden dann aufstehen. Sollten sich mehrere Paten für jemanden entscheiden, dann übernimmt der Ranghöchste von ihnen die Ausbildung. Wer niemanden überzeugen konnte, wird die Arena umgehend verlassen. Dann beginnen wir nun."

Er fasst sich wieder kurz und bündig, aber das ist auch gut, denn desto schneller wir beginnen, desto schneller weiß ich, ob ich meine Mission erfüllen kann.

Nach und nach werden die anderen Kandidaten aufgerufen und von ihren (vorhergesehenen) Paten gewählt.

,,Nummer 7. Interessierte Paten erheben sich bitte."

Jetzt ist es soweit. Unmerklich straffe ich die Schultern. Eisige Stille erfüllt den Platz. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Nun wird sich zeigen, ob all meine Bemühungen sich gelohnt haben.

Bitte, bete ich innerlich, bitte lass mich einen von ihnen überzeugt haben.

Für eine erschreckend lange Zeit tut sich nichts und ich befürchte schon das Schlimmste.

,,Ich werde ihn nehmen."

Undercover SonWhere stories live. Discover now