DREIUNDFÜNFZIG

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DREIUNDFÜNFZIG

Wir stoßen an und genießen die ersten Schlücke unserer Getränke, bevor wir uns beide auf die Arbeitsfläche der Küche setzen, sodass wir miteinander reden können. Das Gespräch verläuft unkompliziert, Finn erzählt von seiner Zeit an der Uni, während ich immer wieder von irgendwelchen Videos von seinem Youtube Channel Jacksgap anfange. Überraschenderweise ist Finn wahnsinnig locker und lustig, was ich nicht erwartet hatte, da ich ihn für schüchtern und zurückhaltend gehalten habe.

"How are things with Harry Styles? Jack told me you two have something going on", fragt Finn ohne böse Hintergedanken, nachdem er sich puren Saft in sein mittlerweile leeres Glas nachgeschenkt hat.

Ich schlucke sichtlich und muss einmal tief einatmen, bevor ich in der Lage bin ihm zu antworten. Es ist einfach etwas anderes, mit Chace, der alles von Beginn an mitbekommen hat, zu sprechen, wie es Finn zu erzählen. Nicht, dass ich ihm wirklich alle Vorfälle schildern möchte. "This thing we had is over I guess. It just didn't work out."

"But it has been merely a week? How are you able to say if it would work or not?", hakt Finn nach.

"It's complicated and I don't want to talk about it. I just couldn't cope with his lifestyle and stuff. He's different from how I thought", murmle ich in der Hoffnung er versteht, dass ich nicht darüber reden will.

"I'm sure you've had your reasons, but honestly, through the media and all.. how are you supposed to know him? I'm not defending him, I'm just skeptical.. Everybody deserves some time to show their true character", erklärt Finn und ich merke, wie er versucht nicht vorwurfsvoll klingen will, es ihm jedoch nicht ganz gelingt.

"There have been.. incidents. Let's change the topic now, please."

"Yeah okay.. Just think about what I said. It takes some time to comprehend another human being with their own personality."

"It's him who has to think about some stuff, not me. But okay, just leave it now, would you?" Zwar kann ich eine gewisse Distanz zwischen letzter Nacht und jetzt aufbauen, aber trotzdem tut es weh darüber zu sprechen. Immerhin will ich ihn ja nicht einmal gehen lassen, ich sehne mich ja nach seiner Nähe. Aber auf der anderen Seite will ich mich auch selbst schützen und solang ich nicht wissen kann, ob Harry treu ist, geschweige denn die Absicht hätte es zu sein, will ich auch nicht weiter mit ihm in Berührung sein. Klar, es klingt wahnsinnig egoistisch, denn vielleicht wären wir ja gute Freunde? Und es könnte ja auch sein, dass mich Harry gerne mag, aber einfach nicht attraktiv findet. Aber so selbstsüchtig das alles auch klingen mag, ich könnte nicht damit leben, mit ihm normal umzugehen, wenn ich weiß es wird niemals mehr daraus werden. Zumal ich ihm ja schon einmal nahe war und somit noch schwieriger für mich wäre sein Desinteresse zu akzeptieren.

"Let's go back to the others, alright?", schlägt Finn vor und springt von der Arbeitsplatte herunter.

Ich trotte ihm hinterher, als er wieder ins Wohnzimmer geht. Dort sitzen Jack und Chace, die in eine Diskussion vertieft sind, bei der ich allerdings nicht wirklich das Thema heraushören kann. Ich quetsche mich neben Chace auf das Sofa, störe ihn allerdings nicht weiter in seinem Redeschwall.

Nach einigen Minuten, in denen ich versuche dem Gespräch irgendwie zu folgen, schweift mein Blick durch das Zimmer und mir fällt auf eine angelehnte Balkontür, die ich bisher noch gar nicht bemerkt habe. Ich schaue nach draußen und entdecke Jill, die platinblonde Frau, die neben mir saß, als wir alle gemeinsam essen waren.

Sie steht mit dem Rücken zu uns gewandt und lehnt mit ihren Unterarmen auf dem schwarzen Stahlgeländer, an dem die Farbe schon abblättert. Schnell stehe ich auf und schlüpfe durch die Tür, bis ich mich dann unauffällig neben sie stelle. Einige Minuten umhüllt uns ein einvernehmliches Schweigen. Ich beobachte die Rauchschwaden ihrer Zigarette, die sich nach oben gen Himmel schrauben und langsam in der Abendluft verschwinden. Wäre ich gut im Fotografieren, würde Jill ein wunderschönes Motiv abgeben mit ihrem schwarzen, geblümten Sommerkleid, Doc Martens und den hellblonden Haaren in einer Flechtfrisur. Sie hat den Park im Blick, an dem Chace und ich auf unserem Weg zu Jack vorbei gekommen sind, und summt leise einen Song vor sich hin, den ich aber nicht erkenne.

Misgivings [Harry Styles]Where stories live. Discover now