SECHSUNDSECHZIG

204 13 1
                                    

SECHSUNDSECHZIG

Die Zeit bis zu dem Konzert scheint gar nicht vorbei gehen zu wollen, doch gleichzeitig kommt es mir vor, als würde sie mir davon rasen. Einerseits habe ich eine solche Panik vor einem erneuten Zusammentreffen mit Harry, dass ich mir wünsche, die Zeit würde einfrieren, doch andererseits kann ich es kaum abwarten, ihn endlich wieder in meine Arme schließen zu können. Zumindest hoffe ich, dass es dazu kommen wird, wenn nicht gar zu mehr.

Ich kann im Vorhinein schlecht sagen, wozu genau ich mit Harry eigentlich bereit bin, doch es würde mich auf jeden Fall sehr reizen, nochmal seine Lippen auf meinen zu spüren. Die Erinnerungen an unsere Küsse sind schon ein wenig verblasst und ich hätte nichts dagegen, sie aufzufrischen und nochmal zu erleben, wie warm seine vollen Lippen auf meinen lagen. Auch das Gefühl von seinen Händen, die sich um meine Taille legten, während unsere Zungen sanft miteinander spielten, ist das Risiko Wert.

Schnell schwelge ich in Erinnerungen von uns beiden, wie wir uns in seinem Bett aneinander schmiegten, ich seinen Herzschlag unter meiner Hand spüren konnte und mich vollkommen und geborgen fühlte. In diesem Moment war mir gar nicht bewusst, wie glücklich ich war. Erst im Rückblick kann ich sagen, dass das einer der glücklichsten Momente meines Lebens war. Harry strahlte für mich eine Wärme und Geborgenheit aus, die ich vorher noch nie erfahren durfte, und genau dieses Gefühl vermisste ich die letzten Wochen, bis zum heutigen Tag. Ich würde ihm bis ans Ende unserer Zeit Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen, ihn an meine Schulter weinen lassen und mich sogar mit ihm streiten, wenn ich nur nie wieder das erleben müsste, was an diesem Abend geschah.

Trotz allen Missetaten, überwiegt das Schöne.

Noch nie habe ich mich bei einem Jungen, oder bei überhaupt irgendwem, so wohl gefühlt, wie bei Harry. Ich hoffe, er verhält sich nicht nochmal so respektlos, denn ich will, dass wir diesmal harmonieren und nicht unsere gemeinsame Zeit von Zweifeln dominieren lassen.

In den nächsten Tagen frage ich mich ständig, ob Harry eine Art Rückmeldung von mir erwartet, sodass er weiß, ich nehme das Hotel in Anspruch, oder ob ich es lieber sein lassen soll. Vielleicht wäre es gerade schön, ihn zu überraschen und mit meiner Anwesenheit zu erfreuen. Doch es könnte natürlich auch gut sein, dass er mit mir dann schon abgeschlossen hat und nichts mit mir anzufangen weiß. Davor habe ich Angst.

Aber er hätte mich ja nicht so aufwendig eingeladen, wenn er mich so schnell vergessen wollen würde, oder?

"Kann ich mal kurz mit dir reden?", reißt mich Carlos Stimme aus meinen Gedanken.

Wir sitzen auf einer Bank, während wir auf Emma und Alessa warten, die uns etwas vom Bäcker mitbringen wollten, da wir zu faul waren, in der 20 minütigen Pause selbst zum Backwaren Geschäft zu hetzen.

"Klar, tun wir doch schon die ganze Zeit", lache ich hohl.

Carlo holt tief Luft und fährt sich mit seiner Hand durch die etwas längeren braunen Haare. "Du weißt ja, dass unsere Situation gerade ein bisschen schwierig ist.. und ich will da Klarheit drin haben. Ich kann mir nicht länger selbst in die Tasche lügen, ich brauche einfach Gewissheit, du weißt schon."

Ich hatte befürchtet, dass dieses Gespräch demnächst auf mich zukommen würde, doch so bald hatte ich es nicht erwartet. Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, er würde erst nach meinem Trip nach Barcelona fragen, woran er sei, damit ich bis dahin selbst wissen würde, wo ich mit Harry stehe. Natürlich wäre das ihm gegenüber unfair, doch für mich wesentlich einfacher.

"Okay", seufze ich und fordere Carlo dazu auf, weiter zu sprechen.

"Naja du weißt ja, dass ich ein Auge au dich geworfen habe," beginnt er, "und du weißt auch, dass ich mich jetzt einen Monat lang zurückgehalten habe, um dir nicht weh zu tun. Aber weißt du noch was?"

Misgivings [Harry Styles]Where stories live. Discover now