EINS

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EINS

Mein Name ist Sophie, ich lebe in Deutschland und ich werde in einem Jahr mein Abitur machen. Hoffentlich. Falls ich irgendwann aufhören könnte mich ständig abzulenken, wäre das gar nicht so abwegig. Statt zu lernen schreibe ich lieber mit Freunden auf WhatsApp, statt Hausaufgaben zu machen lese ich englische Bücher und zu allem Überfluss hat mich plötzlich das One Direction Fieber gepackt. Auf einmal war es da. Ja ich werde noch dieses Jahr 18, ja ich habe schon so einige Erfahrungen mit Alkohol und Zigaretten und ja verdammt ich hatte Kontakt mit so einigen Jungs, ohne einen festen Freund gehabt zu haben. Und trotzdem benehme ich mich wie ein 12-jähriges, Prinzessin Lillyfee schauendes Mädchen, sobald diese fünf unglaublich attraktiven, mit göttlicher Schönheit gesegneten, jungen Männer im Fernsehen, auf Youtube oder einfach nur auf Fotos zu sehen sind. Mein Gehirn stoppt dann jeglichen Denkprozess, mein Herz beschließt, dass der Blutkreislauf warten kann und meine Knie werden weich wie Wackelpudding. Um ehrlich zu sein, ich habe nie darum gebeten.

Mein Musikgeschmack ist keinesfalls Mainstream, hat aber auch keine besondere Richtung. Ich mag Casper, The Killers, Florence + The Machine, Nirvana, 30 Seconds To Mars,.. und eben einzelne Songs von unterschiedlichen Interpreten. Ich war zwar nie gänzlich abgeneigt gegen Boybands oder Typen wie Justin Bieber, aber ich habe mich immer für zu reif, zu erwachsen und zu aufgeklärt gehalten. Ja genau. Pustekuchen. Eines Tages hat mein Hirn entschieden irgendwelche Hormone auszuschütten und seitdem kann ich den Anblick dieser fünf Schönheiten nicht ertragen ohne dahinzuschmelzen.

Alles fing an mit Zayn. Man sollte sowas verbieten, denn so viel Schönheit hält doch kein Mensch aus! Ich frage mich, was Gott sich dabei gedacht hat, so einen perfekten Menschen zu erschaffen. Diese Wimpern, ganz zu schweigen von seinen Wangenknochen, Augen, Tattoos... Doch mittlerweile hat sich mein Geschmack geändert. Meine Fanliebe gilt fast komplett Harry. Harry Edward Styles. Allein schon der Nachname! Manchmal frage ich mich wie man nicht nur so attraktiv aussehen, sondern auch noch eine Gänsehaut erzeugende Stimme und einen coolen Nachnamen haben kann. Egal, es kann ja nicht jeder Glück haben.

Ich schäme mich nicht One Direction Fan zu sein, dennoch behalte ich es für mich. Ich habe kein Problem damit für meine Leidenschaft gerade zu stehen aber ich finde es reicht, dass diese Band mich glücklich macht, außerdem sind meine Freunde zu realistisch und normal veranlagt um mit meinem Fangirl-Verhalten klarzukommen.

Mein Hobby ist eigentlich alles, was mit Pferden zu tun hat, man kann sagen, dass ich in diesem Bereich eine Närrin bin. Ich liebe Nagellack, Eyeliner, das Gefühl eine neue CD in den Händen zu halten, Film-Zitate, Katzen, englischsprachige Bücher (Harry Potter!!) und Harry Styles. Zudem bin ich sehr sarkastisch veranlagt, Achtung! Zusammengefasst: ich bin durchschnittlich, rede mir manchmal aber ein, dass ja jeder ein Individuum ist und ich somit auch besonders sein muss.

Gerade liege ich auf meinem Bett und scrolle durch Facebook. Es ist der erste Tag in den Pfingstferien und meine Koffer liegen fertig gepackt vor dem Bett auf dem ich mich befinde. London ich komme! Ich freue mich schon seit Tagen auf eine Woche London, zwar zusammen mit meinen Eltern, aber das ist egal. Für Eltern sind sie ziemlich cool und da es vermutlich das letzte Mal sein wird, dass ich zusammen mit ihnen in den Urlaub fahren werde, ist es umso schöner. Es müsste circa 13 Uhr sein und ich bin dabei mich via Social Networks von sämtlichen Freunden für die kommenden Tage zu verabschieden, denn ich habe vor einen Facebook-Entzug vorzunehmen um London besser genießen zu können. Abgesehen davon ist es billiger. Internet im Ausland ist Wucher.

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Vier Stunden später sitze ich zwischen meinen Eltern im Flugzeug, trinke klischee-like meinen Tomatensaft und lese ein Fashionmagazin, das ich mir vorher am Flughafen gekauft habe. "Na, worauf freust du dich am meisten?", fragt meine Mutter als die von ihrem Buch aufschaut. Ohne lange nachzudenken erwidere ich: "Auf die Leute, die Pubs, die Stadt. London hat einfach eine andere Mentalität". Nickend wendet sie sich wieder ihrem Buch zu, während ich an meinen letzten Londonaufenthalt 2009 erinnere. Damals haben haben wir die typischen Touri-Dinge gemacht, wie etwa im Hard Rock Café essen oder Mme Tussaud's besuchen. Dieses Jahr möchte ich mich auch den anderen, typisch britischen Sachen widmen und versuchen wirklich die Stadt kennenzulernen.

Misgivings [Harry Styles]Where stories live. Discover now