SECHZIG

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Author's Note am Ende!;)

SECHZIG

Der erste Tag nach den Ferien ist der schlimmste. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass dieser Tag sogar mehr gehasst wird als allgemein der Montag. Aber ich kann natürlich schlecht für jeden einzelnen sprechen.

Übermüdet stehe ich vor meinem Kleiderschrank und versuche eine Entscheidung zu treffen, was sich allerdings als eher schwierig gestaltet, wenn all meine Klamotten, die ich in London dabei hatte, im Keller bei der Schmutzwäsche liegen und darauf warten gewaschen zu werden. Somit muss ich mich mit den Kleidungsstücken zweiter Wahl arrangieren. Ein Glück, dass ich überhaupt solche Unmengen an Klamotten besitze.

Mit einem Seufzer zerre ich schwarze Röhrenjeans, die mir eigentlich zu lang sind, und einen hellblauen Pullover aus Kaschmir heraus und werfe sie auf mein ungemachtes Bett. Anschließend trotte ich ins Badezimmer, um mich zu waschen, schminken und meine Haare zu richten. Es dauert nicht lange bis ich fertig angezogen, mit meiner Schultasche neben mir und einem heißen Kaffee vor meiner Nase, in der Küche sitze und hoffe, dass der Tag so bald wie möglich vorbei geht.

"Schreibt ihr heute direkt den Vokabeltest in Englisch?", reißt mich meine Mutter aus meinem schläfrigen Zustand.

"Was? Woher weißt du das?"

Meine Mutter fängt nur an zu lachen und erklärt, "wolltest du mir das etwa verschweigen, damit ich nicht nach deiner Note fragen kann?"

"Vielleicht?", murmle ich schmunzelnd. "Oh scheiße, ich muss gehen, sonst komm ich schon am ersten Tag zu spät!"

***

Spätestens als ich das Schulgebäude betrete, spüre ich klar und deutlich, dass hiermit der Luxus der letzten beiden Wochen ein Ende hat. Sofort stellt sich das vertraute Gefühl der Nervosität wegen des Tests und der Vorfreude auf meine Freunde ein und ich kann mich, so wie jeden Tag, nicht erinnern, in welchem Raum ich als erstes Unterricht habe. Orientierungslos laufe ich durch das Erdgeschoss und beobachte die jüngeren Schüler und Schülerinnen, die schon jetzt besser gestylt sind als ich es je sein werde. Kopfschüttelnd begebe ich mich in die Richtung, in der ich meine, dass das Klassenzimmer liegen könnte, in das ich muss.

"Ey Sophie, ist das dein Ernst?", erschreckt mich plötzlich eine Stimme hinter mir. "Weißt du immer noch nicht, wo du Unterricht hast? Das Schuljahr ist bald schon zu Ende. Du bist echt 'ne Nummer."

Lachend legt mir Rafael einen Arm um die Schulter und schiebt mich dorthin, wo ich herkam.

"Wir haben jetzt Erdkunde, du Orientierungstalent", lacht er mich aus.

Rafael hat dunkelbraune, fast schwarze Haare und ein recht weibliches, hübsches Gesicht. Seine Augen sind dunkelgrau, genau wie seine Kleidung. Er ist zwar groß, aber schlacksig und auch seine Stimme passt noch nicht wirklich zu seiner Erscheinung. Rafael gehört zu den Mitläufern, ist bei jeder Party dabei und wäre gerne der Klassenclown, allerdings sind dafür seine Witze einfach zu flach. Trotzdem mag ich ihn sehr gerne, was der einzige Grund ist, weshalb ich neben ihm in Mathe sitze. Okay, er ist ein absolutes Genie, was Zahlen anbelangt, aber seine Art dient mir tatsächlich auch zur Unterhaltung. Außerdem hat er sich ja neben mich gesetzt und nicht anders herum.

Während mich Rafael zu unserem Erdkunde Raum führt, erzählt er ununterbrochen über die Ferien, die er mit einigen Kumpels größtenteils am Bodensee verbracht hat, aber ich höre nur mit einem Ohr zu.

"War Carlo dabei?", will ich dann aber doch wissen.

"Was? Das habe ich dir doch gerade erzählt. Ja, er war dabei, war ja seine Idee. Wo warst du eigentlich bei seiner Party letztens, da findet man dich doch sonst immer?"

Misgivings [Harry Styles]Where stories live. Discover now