NEUNUNDDREISSIG

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NEUNUNDDREISSIG

"Please, come with me."

Harrys grüne Augen blicken mich bittend an, bevor er seinen Kopf hängen lässt und wieder auf den Boden schaut.

"What happened, Harry?", frage ich vorsichtig. Was auch immer passiert sein mag, ich kann doch nicht seine Familie besuchen! Wir kennen uns gerade mal eine Woche und mit meiner Anwesenheit würde ich mehr Unruhe und Unbehagen hervorrufen, als irgendwie helfen.

Harry holt tief Luft und schüttelt seinen Kopf. Es fallen Regentropfen aus seinen Haaren und Wimpern, die erst auf dem triefend nassen T-Shirt liegen, bevor sie langsam in den dunkelgrauen Stoff sinken. "It's just- my sister.. oh god! I'm sorry.. Please, just come with me! I need you!"

"Harry, I don't know what's going on in your family but I don't think I am the one you need by your side, right now. Go, see your family and make sure everything's alright! Though you need to be with the people you know and love, not me."

"How can you say that?", schreit er so plötzlich, dass ich erschrocken zusammenfahre. "I am begging here! I'm begging for you to come with me and you've got nothing more to say?"

Ich bin sprachlos, denn ich weiß nicht, wie ich ihm erklären soll, dass ich seine Familie nur noch mehr aufwühlen würde. Was würden sie denn denken, wenn ich einfach in deren Leben spaziere und mich als Fangirl vorstelle, das Harry vor einem riesigen Alkoholskandal gerettet hat? Eben. Ich würde Harry damit keinen Gefallen tun. Außerdem weiß ich ja überhaupt nicht, was eigentlich passiert ist. Es scheint zwar etwas mit seiner Schwester zu tun zu haben, aber mehr hat Harry nunmal nicht gesagt und ich weiß auch nicht, ob ich nachhaken soll oder ob es zu privat ist.

"Maybe, if you tell me what happened to your sister, I would be able to understand you.. but just think about how much you would have to explain if I came along!" Erst jetzt bemerke ich, dass auch meine eigene Stimme zittert, genauso wie meine Hände, und das nicht wegen dem Wetter.

"Fuck!", donnert Harry und läuft in langen Schritten von mir weg und wieder zum eigentlichen Partygeschehen zurück.

Ich hingegen bleibe wie angewurzelt stehen. Der Regen fällt mittlerweile so dicht wie Bindfäden und ich spüre, wie einzelne Tropfen in Zeitlupe meine Schläfe und Nase, sowie mein Kinn hinunter rinnen. Warum kann Harry eigentlich nie sagen, was er denkt? Wieso ist dieser Mann nicht in der Lage, ein einziges Mal nur, mir zu erklären, was eigentlich Sache ist? Wie soll ich denn eine Entscheidung fällen, wenn die einzige Information, die ich habe, die Tatsache ist, dass Harry weint? Schon wieder. Ich frage mich, ob sein Leben immer einer Achterbahn gleicht oder ob ich nur eine ungünstige Woche erwischt habe. Denn seit ich ihn kenne, was ja nun wirklich nicht lange ist, scheint sich in seinem Leben stündlich ein neues Drama anzubahnen. Kann man das dann überhaupt Leben nennen?

Noch einmal tief einatmen. Mit meiner Unterlippe zwischen den Zähnen, folge ich Harry nach drinnen, auch wenn ich ihn schon nicht mehr sehen kann. Kurz bevor ich über die Türschwelle trete, nehme ich meine Haare nach rechts um das Wasser auszuwringen, schließlich will ich ja nicht das komplette Wohnzimmer versauen. Dann ziehe ich meine Schuhe aus und schließe die Tür hinter mir.

Ich lasse meinen Blick über die Party schweifen bis er an Niall hängen bleibt, der mittlerweile mit den drei beschwipsten Models flirtet. Ohne Zeit zu verlieren, steuere ich auf ihn zu und schlängele mich durch die Menschen, die noch immer in Grüppchen beisammen stehen. Bei Niall angekommen, lege ich ihm von hinten eine Hand auf die Schulter und versuche ihn vorsichtig umzudrehen.

"Niall! Did you see-"

Noch bevor ich meine Frage stellen kann, schneidet er mir das Wort ab. "Bloody hell! Where have you been? You look like you just swam all the way here!"

Misgivings [Harry Styles]Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum