1. Überraschung

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Gines PoV

»Wann müssen wir los?«, fragte ich während ich meine Lieblings-Ohrringe anlegte und mich prüfend im Spiegel betrachtete.

Beim Fertigmachen hatte ich ganz vergessen mich der Uhrzeit zu vergewissern und daher spürte ich, wie sich etwas Aufregung in meinem Bauch ausbreitete, aus Angst ich würde nicht rechtzeitig fertig werden.

»Wir haben noch etwas Zeit, vor 21 Uhr brauchen wir nicht los«, antwortete mir meine bessere Hälfte.

Zufrieden nickte ich mit dem Kopf, trat einen Schritt zurück, um mein komplettes Erscheinungsbild prüfend in der glatten Oberfläche zu betrachten. Ich strich über mein weinrotes Samtkleid, zupfte einmal an dem mit schwarzer Spitze verziertem Ende, damit sich der Stoff richtig über meinem Gesäß straff zog. Als ich so an mir heruntersah, korrigierte ich sogleich auch noch den Sitz meiner Brüste, indem ich in meinen Ausschnitt griff und beide zurecht quetschte. Ich wollte heute ein wenig verrucht aussehen, weshalb ich ausnahmsweise einen Push-Up anhatte. Liebend gerne hätte ich eine Korsage getragen, aber diese war mir für einen Kinobesuch und ein anschließendes Dinner dann doch zu unbequem.

Als ich ein letztes Mal meine Hände an meine Brüste legte, sie hochhob und wieder fallen ließ, hob ich den Blick wieder zum Spiegel, um zu sehen ob meine Korrektur zu meiner Zufriedenheit ausgefallen war. Sogleich fiel mir etwas im Augenwinkel auf, oder besser gesagt jemand. Grinsend betrachtete mich Taehyung, der mit einem Sektglas elegant am Türrahmen lehnte. Ich grinste ihm aus dem Spiegel entgegen und zog meine Augenbrauen hoch.

»Ich will doch schick aussehen«, erklärte ich mich schmunzelnd.

Er trat hinter mich und legte seine Arme um meine Körpermitte und strich über mein dezentes Bäuchlein, welches er sehr mochte, wie er mich mehrmals die Woche wissen ließ, sobald wir uns liebten. Er beugte sich vor, sodass sein Kinn fast auf meiner Schulter lag.

»Du siehst einfach umwerfend aus. Ich muss aufpassen, dass dich keiner wegschnappt«, raunte er zärtlich, wobei seine Stimme, ohnehin schon tief, noch tiefer klang.

Ein wohliger Schauder erfasste mich, als ich eine meiner Hände an seine Wange hob, während die andere an seinem Unterarm ruhte.

»Keiner wird mich jemals von dir trennen«, erwiderte ich ebenso zärtlich und liebkoste seine Wange, die er sich vorhin noch einmal glattrasiert hatte.

Weiterhin gegenseitig im Spiegel betrachtend, küsste er mich im Nacken, während ich meinen Kopf neigte, um ihm besseren Zugang zu gewähren. Seine großen Hände mit den langen Fingern fuhren so sanft von meinem Bauch zu meiner Hüfte, dass ich seine Berührungen fast nicht gespürt hätte, hätte ich sein Tun nicht im Spiegel verfolgt. Sobald er an meinem Hintern angekommen war, packte er plötzlich zu. Als ich überrascht und entzückt aufquietschte, tat er knurrend so, als würde er mir in den Hals beißen. Lachend drehte ich mich zu ihm um, schlang meine Arme um seinen Nacken und drückte überschwänglich meine Lippen auf seine. Seine Hände hatte er nach wie vor auf meinem Hintern, kniff ab und an hinein, was mich an seinem Mund lächeln ließ. Ich leckte über das süßes, kleines Muttermal an seiner Unterlippe, woraufhin sich sein Mund automatisch öffnete und ich mit meiner Zunge in diesen vordrang.

Kurz schoss mir die Erinnerung an unsere allererste Petting-Session in den Kopf, nachdem wir das zweite Mal miteinander ausgegangen waren. Schon da bekundete er seine unwiderrufliche Liebe für meinen Allerwertesten. Da ich eine Schwäche dafür hatte, wenn man mir Komplimente machte, aufrichtige wohlgemerkt, hatte diese Aussage dafür gesorgt, dass ich an jenem Abend weiter gegangen war, als ich gedacht hätte.

Sehr kurze Zeit später waren wir ein Paar geworden. Kein halbes Jahr später machte er mir einen Antrag und noch nicht mal ein Jahr nach unserem ersten Date waren wir vor den Traualtar getreten. Nicht unbedingt zur großen Begeisterung seiner traditionsbewussten Eltern, denn da Taehyung der älteste ihrer Söhne war, hätte er eine Koreanerin heiraten müssen. Auf dem Papier war ich eine. Ich war auch hier aufgewachsen, nachdem meine Eltern mit mir nach Südkorea ausgewandert waren, als ich 4 Jahre alt gewesen war. Aber ich sah natürlich so rein gar nicht koreanisch aus, nicht mal asiatisch. Ich war eine Europäerin mit sehr blasser Haut, großen, grünen Augen und einer Konfektionsgröße, die man nicht oft bei den mode- und figurbewussten Frauen Koreas zu sehen bekam. Meine Schwiegermutter nannte mich liebevoll tongtonghan, was man mit viel gutem Willen als Pummelchen interpretieren konnte. Nur weil ich keine Größe XS trug, sondern L.

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