26. Ein kleiner Gefallen

159 15 1
                                    

Jungkooks PoV

»Geht's dir echt gut? Ich mein', die Aktion mit dem Motorrad war schon echt, na ja...«

Jimin ließ seinen Satz im Sande verlaufen. Ich wusste aber nur zu gut was er sagen wollte, nämlich, dass ich hoffnungslos verloren war, krank im Oberstübchen. Mir machte die Trennung immer noch sehr zu schaffen und ich hatte das Gefühl, dass es mit der Zeit eher schlimmer als besser wurde. Soviel zu dem Scheiß, dass Zeit alle Wunden heilen würde und so. Gott, was für ein Riesenmist war das hier eigentlich? Trennung? Ich hatte gedacht, dass ich dieses Wort niemals würde gebrauchen müssen. Aber hier war ich nun, fühlte mich, als wenn ich eben eine von ihnen durchmachen musste. Die schlimmste von allen sogar, nach meinen sich stets windenden und zwickenden Eingeweiden und den immer trübseliger werdenden Gedanken nach zu urteilen. Mein Schlaf war die reinste Katastrophe. Mich quälten allerlei Bilder der Vergangenheit, die ihre glühend heißen Krallen in meine vernarbte Seele stießen und alle hässlichen Narben aufrissen, deren verdicktes Hautnetz sich über meinem gesamten Herzen verflocht.

Da ich keine Chance hatte in mein altes Leben und meine Gewohnheiten zurückzukehren, blieb mir nur die Flucht nach vorne und die Überlegung eine neue Strategie zu entwickeln. Etwas womit ich mich selbst wieder verschließen und runterbringen konnte. Die ganz große Frage war nur: WIE? Verdammt nochmal, wie?!

»Es muss einfach gehen, so einfach ist das«, erwiderte ich, gab mich cool und so, als wenn ich Herr der Lage wäre.

»Willst du nicht nochmal mit ihnen sprechen?«, fügte Jimin leise an, runzelte über meine Aussage, deren Gleichgültigkeit er gewiss nicht abkaufte, die Stirn.

»Wozu sollte das gut sein? Ich hab' dir doch gesagt, was ich gehört hab'«, murrte ich.

Ich wollte einfach nicht nochmal den Wortlaut durchgehen. Es tat nur weh und ich lief so langsam auf dem Zahnfleisch, konnte ich mich weder körperlich noch seelisch erholen.

»Sie haben dir doch mehrmals geschrieben«, fing Jimin erneut an.

»Ja und? Das ändert doch nichts daran, dass ich halt nur ein-«

Ich wollte es nicht laut aussprechen. Viele Jahre hatte ich dafür gesorgt, dass ich eben nur ein Fick für jeden war, mit dem ich mich einließ. Ich wollte niemals mehr, als meinen Spaß haben, ließ öfter das Arschloch raushängen, damit meine Grenzen unmissverständlich beim anderen ankamen. Diesmal hatte ich auch nicht mehr gewollt, aber es war dennoch passiert. Einfach so und das machte mich unheimlich wütend. Dass ich einfach nicht in der Lage gewesen war, es zu verhindern: dass ich mich verliebt hatte... zweifach sogar.

Die Nachrichten der beiden hatte ich ungelesen gelöscht, hatte sogar die Gruppe verlassen. Ich konnte einfach nicht anders. Mehrmals am Tag wählte ich ihre Kontakte aus, um die Nummern endgültig zu löschen, aber jedes Mal, wenn ich netterweise von meinem Handy gefragt wurde, ob ich wirklich den Kontakt löschen wollte, hatte ich es nicht über mich gebracht. Die gesendeten Bilder und Videos waren schon mal gelöscht... zumindest redete ich mir das ein, damit ich nicht Gefahr lief, in dem Papierkorb danach zu stöbern. Denn mir war durchaus bewusst, dass die Daten dort überlebt hatten. Ich quälte mich damit, mir nichts von ihnen anzusehen, nicht an sie zu denken und dennoch waren sie der erste Gedanke, mit dem ich meinen Tag begann und der letzte, der mich in einen unruhigen Schlaf begleitete.

»JK, hör mal-«, begann Jimin, aber ich unterbrach ihn.

Meine Stimmung befand sich auf dem absoluten Nullpunkt.

»Lass gut sein, ja? Ich mach' mich für heute vom Acker«

»Wenn was ist, dann ruf mich an okay?«, sagte er und seine Stimme klang fast schon befehlend.

Delicious TasteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt