28. Das war jetzt nicht so gut

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Jungkooks PoV

Unentschlossen blickte ich auf Taehyungs Füße. Ich wollte ihm nicht in die Augen schauen.

Was soll das eigentlich?, dachte ich erzürnt über mich selbst. Ich bin doch keine Pussy!

Ich zog die Nase hoch, hob trotzig den Kopf und schaute ihm direkt ins Gesicht. Dieser wartete geduldig mit einem neugierigen Ausdruck in den Augen und er sah ganz so aus, als würde er sich ein Lächeln verkneifen. Und, oh man, das war's dann auch schon mit mir und meinem aufkeimenden Trotz. Wie automatisch bewegten sich meine Beine in seine Richtung und ich ließ mich hilflos neben ihn plumpsen, wobei die geflochtenen Weidenstränge unter meinem Gewicht knarzten.

Augenblicklich beugte er sich zu mir und sein Gesicht kam mir für einen Moment so nahe, dass ich nur wenige Zentimeter hätte überbrücken müssen, damit sich meine Lippen auf seinen wiedergefunden hätten. Ich spürte seinen Atem, welcher mein Kinn streifte und ich merkte, wie sich die Härchen auf meinen Unterarmen aufrichteten.

Was hatte er nur vor?

Wie hypnotisiert starrte ich auf das kleine Muttermal an seiner Unterlippe und schluckte schwer, als seine Zungenspitze sich kurz darauf zwischen seine Lippen schob und eben jene befeuchtete. Ich sah schon meine Hand in seinem Nackenhaar verschwinden und ihn stürmisch an mich ziehen, ehe wir beide rücklings in die grauen Sitzkissen sinken würden. Ich fühlte das Gewicht seines Körpers bereits auf mir, seine warmen Hände, die unter mein Hemd glitten, während unsere Zungen in einem feurigen Tanz entbrannten.

Nein, dachte ich und schüttelte den Kopf, ich werde ihn garantiert nicht küssen. Pah!

Mein Körper hatte wie immer andere Pläne und ich bewegte mich unbeabsichtigt ein winziges Stück auf ihn zu. Miese Verräter, schalt ich meine Hormone.

Ich sah Taehyung grinsen, ehe er unvermittelt zurückwich und ich bemerkte, dass ich gar nicht sein Ziel gewesen war. Er hatte nach seinem Glas gegriffen, aus welchem er nun mit einem amüsierten Funkeln in den Augen einen Schluck nahm. Ich schaute ihn finster an, denn natüüürlich hatte er bei seinem Angelversuch nach diesem, so nahe an mich heranrücken müssen, gar keine Frage. Er hätte nicht um mich rumgreifen können, neeein.

»Schau doch nicht so finster, sonst müsste ich ja annehmen, ich hätte dir was getan«, sagte er und hatte ja gar keine Ahnung davon, dass er mir bereits etwas angetan hatte. »Weißt du«, begann er, »Ich hab' schon Ewigkeiten nicht mehr trainiert und hab' mich gefragt, ob du mir wieder helfen könntest?«

Innerlich musste ich lachen, da es mir so unendlich lange her vorkam, als wir einfach nur zwei Typen gewesen waren, die sich gelegentlich im Fitness-Studio getroffen und miteinander trainiert hatten. Weit bevor er mir von seinem Hochzeitsgeschenk für Gine erzählt hatte. Wie würde es jetzt wohl aussehen, wenn ich einwilligen würde? Mal abgesehen davon, dass ich nicht einfach so tun konnte, als wäre nichts zwischen uns, denn all meine Versuche eben so zu tun, waren zu meinem Missfallen gescheitert. Ich betrachtete ihn eingehender, vertrieb die leichte Beneblungswolke, die mir der Rum beschert hatte.

Er musste sich doch so ähnlich wie ich fühlen oder nicht? Klar, er hatte seine Frau, aber er flirtete unübersehbar mit mir. Ich war zwar liebeskrank, aber kein Idiot und definitiv nicht blind!

»Was sagst du?«, hakte Taehyung nach, nachdem ich ihn einfach nur stumm gemustert hatte.

»Ich arbeite nicht mehr als Trainer«, antwortete ich und fügte nach kurzer Pause ein »Vorübergehend« hinzu.

»Ich dachte, dass wir das privat machen könnten?«

»Erhoffst du dir einen Rabatt?«, meinte ich sarkastisch, da er damals durchaus meinen Stundenlohn, den ich verlangte, entrichtet hatte. Ich klang dabei nicht so ernst, wie ich mich fühlte.

Delicious TasteWhere stories live. Discover now