34. Zuhause

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Ein halbes Jahr später...

Jungkook PoV

»Noch mal kurz checken, ob ich auch nichts vergessen hab'«, murmelte ich mir selbst zu und blickte noch einmal in die Küche, kontrollierte alle Schubläden zum wiederholten Male und warf auch nochmal einen Blick in die Hängeschränke. Das Gleiche tat ich auch im Bad, aber alles war leer, ausgeräumt. Das überschaubare Inventar würde ich dem Nachmieter überlassen, welches wahrscheinlich eh auf dem Sperrmüll landen würde, aber das war mir so was von egal. Ich wollte nichts mitnehmen. Das Einzige, was ich mit Hilfe von Jimin und Hobi vorher noch entsorgt hatte, waren die Couch, deren Beseitigung schon seit Monaten überfällig gewesen war und meine ausgediente Matratze. Jetzt freute ich mich auf ein neues Bett. Ein richtiges Bett.

Bevor ich die Tür zu meiner Mini-Wohnung zum letzten Mal in meinem Leben schließen würde, ließ ich den Blick nochmal durch das kahle Zimmer schweifen, welches so viele Erinnerungen barg. Die meisten davon aufregend, prickelnd und unheimlich stimulierend, aber gerade in den letzten Wochen hatte ich bemerkt, wie ich zunehmend mehr und mehr Abstand von diesen und dem JK genommen hatte, der diesen vier Wänden einmal Leben eingehaucht hatte. Ich hatte eine regelrechte Kehrtwende hingelegt, fühlte mich seltsam bedrückt beim Gedanken an mein altes Ich und bedauerte es sogar, dass er es sich so lange Zeit schwer gemacht hatte.

Sieben Jahre hatte ich hier verbracht, eigentlich viel zu lang dafür, wenn man bedachte, dass ich zuerst nur vorübergehend hier hatte leben wollen. Ich fühlte mich weder befangen, noch wehmütig sondern nahezu erleichtert, dass ich diesen letzten Abschnitt meines alten Lebens hinter mir lassen konnte. Keine Träne würde ich diesem Ort hinterher weinen. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, war dies ebenso symbolisch für meinen Neubeginn.

An dem großen Karton in meinen Armen vorbei schielend, damit ich auch keine Stufe auf dem Weg nach unten ungewollt übersprang und mich womöglich noch auf die Schnauze packte, ging ich die Treppe hinunter.

»Mit Herr Jeon hatte ich nur Schwierigkeiten«, hörte ich die krächzende, unangenehme Stimme meiner Ex-Vermieterin und blieb am letzten Absatz stehen. Was hatte dieser Menschenfreund wohl noch so über mich zu berichten?

»Ich habe gehört, er hätte hier Gelage veranstaltet?«, fragte eine ältliche Frau mit ergrautem Haar, die ich als eine ihrer wenigen Bekanntschaften erkannte.

»Oh nein, dass nun nicht. Das hätte ich nie erlaubt!«, echauffierte sie sich und die kleinere Frau ruderte zurück.

»Nein, natürlich nicht, Myung, dass ging auch nicht gegen dich«

»Ach schon gut, Liebes«

Liebes, so so, dachte ich. Das war das erste Mal, dass ich sie etwas Nettes sagen hörte.

»Vielleicht habe ich ja Glück und der gutaussehende, junge Mann dort draußen wird der nächste Mieter«

Beide reckten sie ihre Hälse, um einen Blick nach draußen zu werfen und ich hörte die kleinere Frau aufseufzen und selbst der Drache sah so aus, als könnte er nur schwer seine Faszination verheimlichen.

»Oh ja, der sieht sehr adrett und korrekt gekleidet aus. Aber Herr Jeon wirkte doch auch so seriös«

»Tsss, das dachte ich auch, am Anfang jedenfalls und immer hin hat er seine Miete immer pünktlich bezahlt« Oh ein Lob, dass ich das noch erleben durfte. Jetzt konnte ich ja zufrieden sterben. »Aber nach kurzer Zeit fing es schon an. Ständig wechselnder Besuch, mehrmals die Woche. Manchmal kam er auch mit zwei Personen gleichzeitig nach Hause. Ich bereue es, dass ich nicht die Polizei gerufen habe«

»Wie lieb von dir, wirklich. Andere sind nicht so nachsichtig«

Ja, wie überaus freundlich von ihr. Ein Engel in Menschengestalt. Natürlich hatte sie die Polizei aus Eigennutz nicht gerufen, da sonst herausgekommen wäre, dass sie illegal arme Schlucker in den Wohnungen ihr Dasein unbequem fristen ließ, da teilweise 4 bis 5 Leute in einer 1-Zimmer-Wohnung gequetscht wurden und sie von jedem unter der Hand Miete kassierte.

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