Unglückliche Zufälle

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Der Schmerz lässt nach, während die blauen Augen ein wenig kräftiger werden und dann zu ihrer alten Intensität zurückkehren. Zögerlich unterbricht sie den Blickkontakt und sieht zu ihren Armen hinunter, doch von den Kratzern ist nichts mehr zu sehen und als es die Hand zu ihrer Schulter mit der Bisswunde ausstreckt, schafft sie es sogar leicht zu lächeln. Es tut noch einmal für einen Moment weh, der Druck ist nicht der angenehmste, aber Monica schließt ihre Augen und legt den Kopf seitlich auf die große Krallenhand die keinen Schaden verursacht sondern den Schmerz nimmt und heilt. Was auch immer es ist, es ist ein Geschenk des Himmels oder der Hölle, egal. Scheiß egal! Es hat ihr das Leben gerettet, es heilt sie, sie wird dem Wesen immer dankbar dafür sein. Leicht bewegt es die Hand und sie hebt den Kopf damit es die Hand wieder wegnehmen kann. Monica selbst weiß nicht was es ist, sie kennt kein Wesen dass irgendwelche Ähnlichkeiten damit hätte. Sie traut sich nicht zu sprechen, streckt deswegen nur ihre Hand vorsichtig aus. Das Wesen legt den Kopf schief und betrachtet ihre Hand, ehe sie die eigene wieder hebt und sie ihr entgegenhält als wäre es ein Mensch und sie ein neugieriges Wildtier. Bevor sie ihre Hand auf die des Wesens legen kann steht es aber auf und sie springt einen Schritt zurück, starrt es stumm an. Es blickt hinter sie und geht in die Hocke, die langen Arme strecken sich nach ihr aus, sie spürt die Wärme an ihren Wangen und Unsicherheit steigt auf, Angst. Was passiert jetzt? Eine Krallenhand verschwindet von ihrer Wange, nimmt sich ihr Handgelenk und hebt es nach oben, während es selbst den Kopf neigt. Das Wesen legt sich ihre Hand auf den Schädel und es sieht so aus als würden es die Augen schließen, die blauen Lichter verschwinden. Mo vergisst zu atmen als sie sieht wie das Wesen in ihre Handfläche gesaugt wird und sie dann wieder komplett allein dasteht. Langsam dreht sie die rechte Handinnenfläche zu sich, aber da ist nichts zu sehen. Kein Mal, kein Zeichen, nichts. Hat sie sich das alles nur eingebildet? War das nur ihre Fantasie? Ihre Augen gehen zu der Schulter- die Jacke ist zwar ein wenig zerfetzt und man kann das noch feuchte Blut erkennen, aber die Wunde ist nicht mehr da und die Schmerzen sind ebenfalls komplett weg. Lichter werden in der Ferne sichtbar, gelblich. Wie von einem Autoscheinwerfer kommend. Der Wagen hält in einiger Entfernung an, ehe Anderson aussteigt und so schnell es geht zu ihr läuft. „Monica! Monica, geht's dir gut? Verdammt- Sie haben dich erwischt, oder?" Als er sie erreicht ist sie kaum anwesend, starrt nur auf ihre Hand hinunter und antwortet auch nicht. „Bist du gebissen worden? Irgendwo? Jeder Kratzer ist wichtig, verstehst du mich?" Nur langsam sieht sie zu ihm, blickt in das besorgte Gesicht des Paladins. Sie wäre tot. Ohne dem Wesen, ohne dem was in ihr lebt, wäre sie eiskalt aufgefressen worden und das auch noch obwohl man sie absichtlich allein gelassen hat! „MONICA! Bist du gebissen worden!" Diesmal hat der Ton Alexanders etwas richtig Forderndes, auch wenn sich Besorgnis daruntergemischt hat. Hauptsächlich aber hört es sich frustriert und drängend an. „Sie haben mich absichtlich zurückgelassen...", murmelt sie und kommt langsam aus ihrer Starre wieder, aus dem Schock. „Sie haben gewusst was auch mich zukommt!" Auch fallen ihr seine Worte ein und sie weicht einen Schritt zurück. „Sie hätten mich zerfetzen lassen! Einfach so!" Ihr Vertrauen in ihn ist komplett verloren und sie schüttelt den Kopf als er nach ihr greift. „FASSEN Sie mich nicht an! Diese Zombies- Oder Ghule wie Alucard meinte- Diese Dinger haben mich fast zerfetzt! Ich kann froh sein dass es da war!" Anderson folgt ihr vorsichtig und sieht kurz auf die Seite. „Monica- Ja wir hatten geplant dass die Ghule auf dich zukommen werden, aber anders kann man eine reale Stresssituation nicht kreieren, verstanden? Außerdem sollte Heinkel auf dich aufpassen und die Ghule erledigen wenn sie zu nah zu dir gekommen wären, aber sie und Yumiko wurden selbst von ein paar Vampiren angegriffen und mussten sich um sich selbst kümmern!" Wieder streckt er seine Hand nach ihr aus, wieder weicht sie nach hinten und all ihre Enttäuschung und Wut ist zu sehen, er kann verstehen wie sie sich fühlt. „Es tut uns leid, wir hätten es nicht so weit treiben dürfen, aber hat dir Alucard schon von Ghulen erzählt?" Alucard... Alucard? Oh scheiße, den muss sie auch noch anrufen! Ohne eine Antwort zu geben wendet sie sich ab, holt ihr Handy raus und verzieht das Gesicht, das Display hat einen fetten Riss bekommen. Dennoch wählt sie seinen Kontakt aus und wartet ab bis er annimmt. Währenddessen sieht sie den Paladin nicht einmal an. Natürlich kann er nichts dafür, aber hier war ihr Leben in Gefahr, das ist kein Spaß mehr.

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