Dumm und blind

74 5 0
                                    

Dieser muss erst einmal mit dieser Nähe klarkommen, so nah war ihm noch nie wirklich jemand. „Wie fühlt es sich an jemanden zu verlieren für den sie etwas bedeuteten." Langsam hebt er eine Hand und legt sie ihr auf die Schulter, schiebt sie ein wenig weg, wenn auch nur wenige Zentimeter um ihr in die Augen blicken zu können. „Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht, aber wie fühlt es sich denn an Leute zu verlieren die einem so nah stehen?" Monica lässt sein Kinn los und nimmt seine Hand, betrachtet sie schon fast grinsend. „Es bricht einem das Herz, man fühlt sich nutzlos wenn man immer und immer wieder auf den Boden der Tatsachen geschmissen wird und es tut noch mehr weh wenn die Person weiß dass man es schon mehrfach erlebte und es trotzdem macht. Wenn man immer wieder vertraut weil man zu gutgläubig ist." Als wäre es ein verängstigtes Kind streicht sie über seine Hand, Maxwell lässt es zu. „Und man lernt nicht draus. Man lernt nicht dass man nicht vertrauen sollte. Man tut es immer und immer wieder weil man hofft dass es besser wird, man denkt man hat das Gute im Menschen gefunden. Man baut die Personen auf, man heilt ihre seelischen Wunden, man gibt die eigene Zeit, die eigene psychische Gesundheit um zu helfen. Und was bekommt man? Schmerzen. Immer nur Schmerzen und man will es nicht glauben. Man will nicht glauben dass man nur so lange gut genug ist wie man sich als nützlich erweisen kann, man will nicht glauben dass man nicht vertrauen kann!" Abrupt stoppt sie und sieht von seiner Hand zu ihm. „Und doch gibt es irgendwann einen Punkt an dem es stoppt." Sie lässt die Hand los, bleibt aber nah bei ihm. „Einen Punkt bei dem man einfach nicht mehr vertrauen kann weil man genug Trauma gesammelt hat, genug Angst speicherte und genug Frustration aufbaute. Es gibt einen Punkt an dem man zu oft die Worte ‚Vertrau mir' gehört hat, einen Punkt an dem genau diese Worte keinen Sinn mehr ergeben weil man weiß dass nichts dahintersteckt. Du hast genug schlechte Erfahrung gesammelt um zu wissen dass sich hinter jedem ‚Vertrau mir' eine Aktion verstecken könnte die dich umbringt." Er kann sehen dass sich in ihren Augen die Tränen sammeln, sie muss einiges an Emotionen gerade wegstecken und- warum fühlt er sich dafür schuldig? Dennoch behält sie weiterhin dieses Grinsen und er beobachtet die Träne die schlussendlich an ihrer Wange hinunterläuft. „Wie fühlt es sich an jemanden so sehr im Stich zu lassen sodass die Person bricht, Enrico. Sag es mir. Wie fühlt es sich an dieser Person gegenüberzusitzen und keine Gefühle zu zeigen weil man nicht will dass man als Schwächling gilt, als Looser? Oder hast du überhaupt die Gefühle dafür." Kein einziges Mal ist sie laut geworden, kein einziges Mal hat sie eine direkte Beleidigung gebracht und kein einziges Mal ist sie wirklich ausfallend geworden und dafür muss er ihr Respekt zollen. Die violetten Augen brechen den Blickkontakt ab, das fühlt sich gerade verdammt persönlich an, vor allem wenn sie auf dieser vertrauten Ebene mit ihm spricht. „Es tut mir leid dass das alles passiert ist, Monica. Ich weiß dass du nicht einmal mehr dem Pater vertraust und das hat einiges an Aussagekraft für uns alle!" Wieder nimmt er den Blickkontakt auf und nickt ihr leicht zu. „Es war nie unsere Absicht dich im Stich zu lassen und es war ein Fehler nicht vorausschauend genug zu planen. Wir können froh sein dass du mit uns auf einer professionellen Ebene zusammenarbeiten willst und das ist alles was wir verlangen können, mehr noch sogar. Wir sind davon ausgegangen dass du uns komplett ignorierst." Mo schnaubt und richtet sich auf, setzt sich ungeniert auf den Schreibtisch und lehnt sich wieder ein wenig nach vorn, ihre Emotionen haben sich wieder gefangen und sie wirkt schon fast desinteressiert. „Glaub mir, das hätte ich am liebsten getan. Kannst dich bei Alucard bedanken der mich gezwungen hat mitzukommen. Und es war deine Idee mit der Bedingung, nicht meine." Auch er schnaubt, aber um einiges amüsierter ehe er sich wieder entspannt. „Weißt du- Die Spannung vorher war schon fast unangenehm und um ehrlich zu sein dachte ich wirklich dass ich ein Ave Maria beten müsste, das ging schon fast in eine gewisse Richtung, wenn du verstehst." Mo beugt sich abrupt nach vorn und schmunzelt als sie sich löst und aufrichtet. „Bete, Enrico. Viel Spaß." Dieser blickt sie mehr als geschockt an, wobei sie sich nur über die Lippen leckt. Das war eines ihrer Ziele in ihrer Jugendzeit, wenigstens ist das einmal abgehakt. „Wie kannst du- Warum hast du-" Sie kichert amüsiert, findet da jemand nicht mehr die richtigen Worte? „Was ist mit Alucard?!" Ah, der Schock hat sich dann doch gelegt. „Ich bin in keiner Beziehung, ich kann machen was ich will."

The Modern SearchDär berättelser lever. Upptäck nu