Kapitel 40 - Freunde... ja, Freunde

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"Oh mein... Hier wohnst du?", keuche ich erstaunt, als Harry auf einem Parkplatz vor einem Hochhaus parkt. Man könnte meinen, dass hier nur Leute wohnen, die mindestens eine halbe Millionen auf dem Bankkonto haben.

"Ich weiß, es sieht sehr protzig von außen aus", meint Harry und zieht den Schlüssel aus dem Zündloch.

"Allerdings, ich hoffe, du wohnst nicht ganz oben."

"Nicht ganz", lacht Harry, "Aber es gibt eh einen Fahrstuhl." Er steigt aus und ich folge ihm durch den Eingang des Hochhauses.

Mir bleibt fast der Atem weg, als wir die Lobby betreten. Von innen sieht es noch viel nobler aus, als von außen. Wie kann Harry sich eine Wohnung in so einem teuren Laden leisten?

"Willkommen zurück, Mister Styles", begrüßt uns eine Mitarbeiterin, die vor dem silbernen Fahrstuhl steht.

Harry nickt freundlich und wir betreten den Fahrstuhl.

"Okay, wie zur Hölle kannst du dir das leisten? Hast du im Lotto gewonnen?", frage ich baff und beobachte, wie Harry die Nummer sieben auf der Zahlleiste drückt.

"Nein", lacht Harry, "Ich verdiene durch das Vorlesen im Krankenhaus Geld und ich verdiene nebenbei noch zusätzlich Geld mit dem Buch, das ich veröffentlicht habe."

Man, wieder dieses doofe Buch. Meine Neugier ist bald an ihrer Grenze angekommen, ich will unbedingt wissen, wie das Buch heißt und es lesen.

"Dann musst du ja ein Vermögen mit dem Buch gemacht haben."

Harry zuckt mit den Schultern, "Geht schon."

Ich merke, wie meine Nase wieder anfängt zu kribbeln und ich halte mir schnell die Nasenlöcher zu, damit ich nicht wieder niesen muss. "Ich hoffe, dieser Tee bewirkt wirklich Wunder", sage ich mit nasaler Stimme.

Harry will gerade etwas sagen, dann macht es Bing und wir kommen im siebten Stock an. Ich folge Harry durch einen Flur bis zu einer Tür mit der Nummer 259.

Mittlerweile kann ich mir ein Husten nicht mehr unterdrücken und ich merke, wie ich immer müder werde.

Harry schließt die Tür auf und wir betreten seine Wohnung. Ich staune nicht schlecht, als ich sein Wohnzimmer betrachte. Es ist auf irgendeine Art und Weise altmodisch, aber auch gleichzeitig modern eingerichtet. An den Wänden stehen viele Regale mit Büchern und für mich könnte das hier die absolute Traumwohnung sein. Es führt eine Treppe in ein weiteres Stockwerk, wo ich annehme, dass dort sein Schlafzimmer ist.

"Wow, hier ist es wirklich schön", huste ich fasziniert und lasse meinen Blick durch den ganzen Raum schweifen.

"Danke." Harry legt seine Schlüssel auf ein kleines Regal neben der Tür und zieht sich die Schuhe aus. "Ich hab dir oben mein Bett fertig gemacht, falls du dich hinlegen möchtest. Das solltest du auf jeden Fall tun, du siehst aus, als würdest du jede Sekunde das Bewusstsein verlieren."

Innerhalb von einer Sekunde steigt meine Körpertemperatur auf eintausend, allein von der Vorstellung in Harry's Bett zu schlafen. Ich wette, es riecht auch nach Jasmin. "Danke", gähne ich, "Ich bin auch total müde."

"Ich zeig's dir", sagt er und ich folge ihm die Treppen hoch in ein Zimmer, welches komplett abgedunkelt ist und ein Himmelbett drin steht.

Sofort klappt mir wieder die Kinnlade runter, "Ich glaube, das wird der beste Schlaf meines Lebens."

Harry lacht leise und macht ein kleines Licht am Nachttisch an, "Ich hab dir ein paar Klamotten zur Seite gelegt, falls dir in der Jogginghose zu warm wird", erklärt er und zeigt auf einen Stuhl auf dem eins seiner T-Shirts und eine Boxershorts von ihm liegen. Oh Gott, er will, dass ich seine Unterwäsche trage? Mir wird noch viel wärmer. Ich will sie unbedingt tragen.

Ich nicke und er geht zur Tür, "Leg dich ruhig hin, ich bring dir noch den Tee hoch", grinst er.

Ich stehe immer noch unbeholfen im Schlafzimmer und sehe ihn überfordert an. Das ist so viel, das er für mich tut. Ich könnte ihm das nie alles zurück geben.

"Alles okay?", fragt Harry mit gerunzelter Stirn und kommt einen Schritt auf mich zu, als er siehst, dass ich mich nicht vom Fleck bewege.

"Ja", krächze ich, "Es ist nur... das ist so nett." Meine Nase ist komplett verstopft und ich kann mich kaum auf den Beinen halten.

Harry lächelt, "Raven, das ist wirklich kein Problem. Dafür sind Freunde doch da, oder?"

Ich nicke. Freunde... ja, Freunde. Ich stelle mir kurz vor, wie es wäre, wenn Harry mein Freund wäre. Ich wette, er wäre der beste Freund der Welt. "Danke", sage ich leise und gehe auf die Klamotte auf dem Stuhl zu und greife nach dem T-Shirt.

"Okaaay", sagt Harry schnell und dreht sich zur Tür, "ich hol dir deinen Tee, solang du dich umziehst." Das war gerade, glaub ich, das erste Mal, dass ich ihn peinlich berührt erlebt habe und es war unheimlich süß.

Sofort halte ich mir das T-Shirt ins Gesicht und inhaliere den Geruch. Wenige Augenblicke später wird mir erst klar, was ich gerade getan hab. Ich halte mir ein T-Shirt ins Gesicht, um den Duft einer Person riechen zu können. Das ist wirklich verrückt. Schnell ziehe ich mich um und lasse mich seufzend mit Harrys Klamotten auf das weiche Bett fallen. Es riecht tatsächlich nach ihm, auch wenn ich mittlerweile kaum etwas riechen kann. Ich quäle mich wie ein kleines Kind unter die Bettdecke und fühle mich unheimlich wohl. Der Gedanke, dass Harry hier jede Nacht verbringt, gibt diesem Bett einen unglaublichen Charme. Ich vergrabe mein Gesicht in dem Kissen und nehme auch diesen Duft in mich auf. Es riecht ein wenig nach Minze... und Harry.

"Wie ich sehe, fühlst du dich wohl, huh?", höre ich Harry sagen, der gerade mit einer Tasse Tee die Tür hinter sich schließt.

Oh mein Gott, hat er gesehen, dass ich an dem Kissen geschnuppert habe? Er muss definitiv denken, dass ich nicht mehr alle Latten am Zaun habe.

Schnell richte ich mich auf und lehne mich mit dem Rücken an die Wand, bedecke aber noch meine Beine mit der kuschligen Decke. "Ich sagte ja, dass das der beste Schlaf meines Lebens wird", sage ich und huste sofort danach.

"Hier", Harry stellt die Tasse auf den Nachttisch neben mich, "Der Wundertee. Aber schmeckt wirklich grausam."

Ich lache leise und muss mich anstrengen nicht sofort in einen tiefen Schlaf zu fallen. "Danke."

"Du musst dich nicht ständig bedanken, das ist wirklich kein Problem." Er schaltet das Licht am Nachttisch aus und geht zur Tür, "Wenn du noch irgendetwas brauchst, dann komm einfach runter - ich bin im Wohnzimmer. Oder ruf mich, oder wie auch immer", lächelt er.

Ich lege mich wieder richtig hin und ziehe mir gähnend die Decke bis zum Kinn und schließe die Augen, "Okay."

Ich merke, dass Harry noch kurz im Raum steht, geht aber dann wenig später leise aus dem Raum.





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