Kapitel 81 - Sowas würde ich nie tun

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"Mum." Ich schüttle meine Mutter wach, die mittlerweile auf meiner Schulter eingeschlafen ist und ganz entspannt auf meine Schulter sabbert.

Sie rührt sich kein Stück und stöhnt nur, als Harry's Auto gerade auf den Parkplatz neben uns fährt.

Ich rolle mit den Augen. "Harry ischt da, du musst auf-stehen." Ich bin froh, dass sie müde ist und nicht total aufgedreht. Wahrscheinlich würde die Situation mit ihr in seinem Auto schon peinlich genug werden. Aber eigentlich wäre es mir auch egal, immerhin bin ich sowieso betrunken.

Ich sehe Harry aus seinem Auto aussteigen und auf uns zu gehen.

"Mum, jetzt - " Ich schiebe sie von mir weg und sie fällt einfach mit dem Gesicht auf den Bürgersteig. "Ups, sorry", kichere ich und ziehe sie wieder zu mir.

"So betrunken habe ich mir euch nicht vorgestellt", sagt Harry, der mittlerweile genau vor uns steht und auf uns hinab blickt.

Der Anblick muss göttlich sein. Zwei sturzbetrunkene Frauen, die wie verlorene Seelenwandler auf dem Bürgersteig vor einer Bar sitzen.

"Du muscht Mama nehmen", lalle ich und versuche mich hochzustemmen. "Sie is tot."

Harry lacht. "Bist du noch fähig dich allein ins Auto zu setzen?"

Ich nicke und grinse breit, als ich endlich stehe. "Natürlich."

"Harrryyy", trällert meine Mutter und streckt ihre Arme in die Luft. "Hilfe!"

"Hier", sagt Harry und gibt mir seine Autoschlüssel.

Ich sehe ihn erschrocken an. "Du willscht, dass ich fa-hre?"

Harry rollt amüsiert die Augen. "Natürlich nicht, setz dich einfach ins Auto. Ich trage Maggy."

Erleichtert atme ich aus und kichere. "Zum Glück! Das wäre nischt gut ausge-gangen." Höchstkonzentriert torkle ich zu Harrys Auto und versuche nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Oder über Kieselsteine. Der Boden ist aber auch echt uneben! So gut, wie es geht, versuche ich den Türgriff zu greifen und die Tür zu öffnen. Bewegt sich dieses doofe Teil? "Was hascht du denn für ne blö-de Tür!", schreie ich zu Harry und versuche mittlerweile ein sechstes Mal den Henkel zwischen die Finger zu bekommen. "Geschafft", seufze ich, als ich die Tür öffne und ich lasse mich einfach wie ein nasser Kartoffelsack auf den Sitz fallen. Mit dem Gesicht lande ich volles Rohr auf dem Fahrersitz und mein Oberkörper hängt über der Handbremse, die mir unangenehm in den Magen drückt. Zum Glück bin ich betrunken - sonst würde das jetzt wahrscheinlich wehtun.

Ich höre meine Mutter im Hintergrund wieder irgendein komisches Lied trällern, während ich versuche mein rechtes Bein - das immer noch aus dem Auto hängt - hineinzuwuchten.

"Gymnastikübungen,huh?", fragt Harry, der gerade meine Mutter auf den Rücksitz legt.

Sie scheint wieder ins Koma gefallen zu sein.

"Ja", krächze ich und versuche mich von dem Sitz hochzustemmen. Unmöglich. Wenn ich mich nur ein Zentimeter bewege, wird mir kotzübel.

Harry schließt die Hintertür und öffnet die Tür der Fahrerseite.

"Harry", murmle ich flehend in den Fahrersitz hinein. "Hil-fe."

Er lacht leise und zieht mich vorsichtig an den Schultern hoch.

Ich nutze die Chance, mit der ich kurz genug Spielraum habe, um mich zu bewegen und verfrachte schnell meine bisher immer noch raushängenden Beine in das Auto.

"Was ein De ja vu", sagt Harry, der sich auf den Fahrersitz setzt.

Ich schließe so langsam wie ich kann die Tür, um ja nicht zu schnelle Bewegungen zu machen, denn ich habe das Gefühl, dass ich mich jeden Moment übergeben muss.

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