Kapitel 95 - Packt eure Schwänze ein

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Um zwei Uhr mittags bin ich aufgewacht und war froh, dass Harry noch schläft. Langsam bin ich aus dem Bett aufgestanden, um ihn bloß nicht zu wecken. Ich will, dass er all den Schlaf nachholen kann, denn er letzte Nacht nicht hatte.

Ich mache mich daran Frühstück für ihn vorzubereiten, genau so, wie er es für mich gestern gemacht hat. Auch, wenn es schon Mittag ist, weiß ich, dass er Frühstück liebt - zu jeder Tageszeit. Ich brate Speck mit Ei in der Pfanne und schnipple ein wenig Gemüse dabei, um es deftiger zu machen. Bevor ich angefangen habe zu kochen, bin ich schnell in den nächsten Supermarkt gefahren, um ein paar Trauben für ihn zu kaufen. Er sagte irgendwann mal, dass er für Trauben töten würde und daher dachte ich, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, ihm welche zu kaufen. Ich war froh, dass er immer noch schläft, als ich wieder nach Hause gekommen bin.

Ich decke den Tisch für ihn und als ich gerade eine Tasse Kaffee für ihn koche, steht er nur in Boxershorts im Türrahmen. Seine Haare sind durcheinander und er reibt sich verschlafen die Augen.

"Hach, du bist ja schon wach", sage ich und stelle die Tasse neben seinen Teller.

"'Schon' ist, glaube ich, der falsche Ausdruck, es ist viertel vor drei. Ist das für mich?"

Ich lächle und setze mich auf den Platz gegenüber von ihm. "Ja. Ich bin schon länger wach, deshalb dachte ich, ich könnte heute mal Frühstück machen."

Er setzt sich an den Tisch und sieht sich um. "Willst du nichts essen?", fragt er, als er sieht, dass ich nur für ihn gedeckt habe.

"Nein, ich habe schon zu viel genascht."

Harry schmunzelt. "Du hast extra Trauben gekauft?"

"Keine große Sache."

Er sieht zu mir auf und greift nach meiner Hand über den Tisch. "Danke, dass du hier bist, bei mir", sagt er und küsst meine Handfläche. "Du glaubst nicht, wie glücklich ich darüber bin."

Ich lächle. "Iss, bevor es kalt wird."

"Okay, Chef."

Er sieht so viel besser aus, als letzte Nacht, aber er sieht immer noch nicht zufrieden aus. Er lächelt, aber es erreicht seine Augen nicht und das macht mich nachdenklich. Ich hoffe, dass er wieder ernsthaft lachen kann, wenn wir nachher zu Tammy fahren. Auch, wenn ich ihn nur für die letzten paar Stunden nicht lächeln gesehen habe, vermisse ich es unheimlich.

"Wann möchtest zu Tammy?", frage ich ihn, während er isst.

"Am besten gleich nach dem Essen - das ist übrigens unglaublich lecker. Kommst du mit?"

"Natürlich."

Er lächelt leicht, als er einen Schluck Kaffee nimmt. "Gut."


Um vier Uhr stehen wir auch schon im Krankenhaus an der Rezeption. Harry konnte es gar nicht abwarten, endlich zu Tammy zu kommen.

"Wir würden gerne zu Tamara Bryan", sage ich zu der Schwester, hinter der Theke.

Sie nickt und tippt etwas in ihren Computer ein. "Sind Sie befugt sie zu sehen? Sie liegt auf der Intensivstation."

"Ja, sind wir. Wir sind die Eltern, die sie nie hatte", sagt Harry genervt.

Ich schupse ihn leicht und sehe ihn böse an. Er muss seine Laune nicht an ihr auslassen.

Die Schwester hebt eine Braue und sieht mich an.

"Ja, wir dürfen sie sehen", sage ich freundlich.

Sie seufzt. "Okay. Zimmer B12, Zweiter Stock."

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