Kapitel 62 - Irgendwelche Ausschläge?

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Erschöpft und ausgelaugt lasse ich mich in die Couch fallen und sehe sicherheitshalber nochmal nach, ob Harry mittlerweile wieder zurück ist. Ist er zum Glück nicht. Ich würde im Erdboden versinken, wenn er das gehört hätte.

"Du hast Angst .... vergessen zu werden?", fragt Elizabeth.

Ich schüttle den Kopf. "Nein, ich habe Angst von ihm vergessen zu werden."

Sie lächelt wieder leicht. "Ihr seid Schriftsteller, Schatz .... Wenn sich Schriftsteller verlieben, wirst du .... nicht vergessen."

Einen kurzen Moment muss ich über diesen Satz nachdenken. Mir fällt wieder ein, dass Harry mir erzählt hat, Elizabeth sei auch eine Schriftstellerin gewesen, als sie noch fähig dazu war. Aber sie hat Recht. Sie hat sowas von Recht. Schriftsteller vergessen nicht. Allein heute noch schreibe ich über die grausamen Nächte, in denen mein Vater geweint hat, weil meine Mutter so ein verdammtes Miststück ist. Oder der Tag, als mein Ex-Freund meine ganzen Sachen verbrannt hat. Ich schreibe diese Dinge zwar nicht explizit nieder, aber ich nutze meine Gefühle von damals für meine heutigen Geschichten und Aufsätze. Sie hat Recht. Schriftsteller vergessen nicht.

"Hast du schon wieder eine neue Freundin gefunden?", höre ich Harry hinter mir sagen.

Fast einen Herzinfarkt bekommend drehe ich mich um und sehe Harry an, der ganz lässig an ein Bücherregal lehnt und uns ansieht. Ich bete, dass er uns nicht zugehört hat.

"Ehm", mache ich und sehe zu Elizabeth, die nur wieder leicht grinst und mir zuzwinkert. Hat sie gerade wirklich gezwinkert? Ich lächle und sehe wieder zu Harry. "Ach, Elizabeth und ich haben nur ein wenig über dich gelästert."

Harry hebt amüsiert die Brauen. "Tatsächlich?"

"Ja, zum Beispiel... wie scheußlich wir dieses T-Shirt finden. Ich meine, was ist das?" Ich stehe auf und zeige auf das Motiv seines Shirts. "Soll das eine Hand sein? Oder doch eher ein Baum. Das sieht wirklich grausig aus und verwirrt einen total, wenn man darauf schaut. Zieh das nie wieder an." Schnurstracks stolziere ich an ihm vorbei und gehe zum Ausgang. Das sollte reichen, um ihn davon zu überzeugen, dass wir wirklich gelästert haben. Aber was rede ich mir ein? Ich bin eine grausame Lügnerin und das eben hat es mal wieder bewiesen.

Ich höre Harry noch lachen und wie er sich von Elizabeth verabschiedet, bevor er mir hinterherjoggt.

"Wow, das Gespräch muss wirklich extrem interessant gewesen sein, wenn du gleich so abgehst, nur weil ich euch unterbrochen habe", lacht er.

Ich zucke mit den Schultern und verschränke mit den Armen. "Möglich."

Wir kommen an seinem Auto an und steigen ein.

"Übrigens hat Elizabeth schon seit Wochen nicht mehr geredet", sagt er und startet den Motor.

Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. "Was?"

"Ja, wirklich. Heute ist das erste Mal seit sehr langer Zeit. Du scheinst wohl eine besondere Wirkung auf die Leute zu haben."

Elizabeth hat schon seit Wochen nicht mehr geredet... Ich muss mir vorstellen, wie Harry ständig mit ihr redet und sie nicht einmal antwortet. Wie er über mich erzählt. Sofort habe ich wieder ein breites Grinsen im Gesicht.

"Scheint dich wohl zu freuen, huh?", amüsiert sich Harry und fährt auf die Bundesstraße.

Ich nicke nur und beiße mir auf die Lippe. O man, ich bin sowas von verloren.

Ich spüre mein Handy wieder in meiner Hosentasche vibrieren und ich ziehe es heraus. "Wer textet mich denn die ganze Zeit voll?", seufze ich und sehe, dass Cate mir schon drei Nachrichten geschrieben hat. Stirnrunzelnd öffne ich die erste.

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