Kapitel 86 - Lasst euch nicht stören

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Nachdem wir bezahlt haben, sind wir mit Tammy noch eine Runde durch den Park gegangen, um auch allen Leuten zu zeigen, wie schön Tammy in ihrem neuen Kleid aussieht. Sie war glücklich und hat ständig gelacht. Und Harry war auch glücklich, das hat man gemerkt. Den beiden war das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen, nicht, dass ich das wollen würde. Ich wünschte, es wäre immer so.

Tammy ist während der Autofahrt schon eingeschlafen und Harry hat sie zu ihrem Bett getragen und ich habe den Rollstuhl geschoben.

Als Harry sie getragen hat, habe ich immer wieder gesehen, wie er sie verstohlen angesehen hat und dass sein Kopf voll mit Gedanken war. Ich weiß zwar nicht, was er gedacht hat, aber ich denke nicht, dass es gute Dinge waren, denn sein Lächeln war weg, als sie so schlafend in seinen Armen lag.

Harry legt Tammy vorsichtig in ihr Bett und deckt sie zu. Er sieht sie an und seufzt. "Was soll ich nur machen, wenn du nicht mehr da bist?", flüstert er und küsst sie auf die Stirn.

Mein Herz zieht sich bei diesem Anblick zusammen und ich muss sofort wieder damit kämpfen, keine Träne fließen zu lassen. Ihn so zu sehen, wie er jeden Tag mehr darunter leidet, dass Tammy kränker wird, schmerzt so dermaßen, dass ich es nicht mal in Worte fassen kann.

Harry scheint zu sehen, dass ich damit kämpfe nicht sofort in Tränen auszubrechen und kommt auf mich zu. Als ob er wissen würde, dass ich es gerade brauche, nimmt er mein Gesicht sanft in seine Hände und küsst mich.

Sofort weitet mein Herz sich wieder und lässt zu, dass Blut durch meine Venen strömt. Als würde sein Körper mir Trost schenken, klammere ich mich an ihn.

Jemand räuspert sich.

Wir schrecken auf und lösen uns voneinander.

Ich sehe an Harry vorbei uns sehe Robert auf der andren Bettseite stehen.

Er sieht mit erhobener Braue und zuckendem Mundwinkel zu uns. "Hach, lasst euch doch nicht stören, immerhin seit ihr ja nicht in einem Krankenhaus, wo Menschen sterben", lacht er.

Harry lacht. "Lass deinen Sarkasmus bloß stecken."

Ich beschließe, dass dieser Moment mir nicht peinlich ist, denn ich sehe, dass es Harry auch nicht peinlich ist und das beruhigt mich.

Robert klebt Kabel auf Tammy's Brust und Arm und hält sein Finger auf ihren Puls am Hals. "Wie ging es ihr heute?"

Harry geht näher zum Bett. "Es gab schon bessere Tage. Bei den kleinsten Strecken, die sie gelaufen ist, hat sie sofort angefangen schwer zu keuchen und zu husten. Sie war oft erschöpft und ist auch schon nach kurzer Zeit eingeschlafen." Seine Stimme zeigt, wie nahe ihm das geht.

Ich stelle mich neben Harry und nehme seine Hand. Eben hat er mir Trost gespendet, jetzt bin ich dran.

Er sieht leicht lächelnd zu mir herab.

Robert schürzt die Lippen und sieht auf das Klemmbrett, dass am Fußende in einer Halterung steckt. Er seufzt. "Harry, sie wird jeden Tag schwächer... Ich wundere mich, dass sie es überhaupt noch schafft, ständig mit euch unterwegs zu sein. Mit diesen Werten, sind die meisten Patienten nur noch im Bett und schaffen es gerade mal auf die Toilette."

"Was soll das bedeuten?", fragt Harry.

"Das soll bedeuten, dass es besser wäre, wenn sie ab heute das Krankenhaus nicht mehr verlässt. Sie - "

"Was?", zischt Harry und spannt sich an. "Sie soll ständig hier bleiben? Das kannst du vergessen."

Robert nimmt sich die Brille von der Nase und lässt sie um seinen Hals fallen. "Harry, diesmal hörst du auf mich. Ich weiß, dass du sie liebst und du willst, dass sie glücklich ist, aber du kannst sie auch hier zum Lachen bringen. Sie könnte, wenn sie sich überanstrengt, einen Anfall bekommen und wenn ihr währenddessen irgendwo in London seit, würde sie während der Fahrt zum Krankenhaus sterben. Ich bin der Arzt und ich verbiete dir, sie noch einmal durch die Türen dieses Krankenhaus zu bringen, ohne mein Einverständnis."

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