2. Kapitel

56 11 43
                                    

Ein Blitz zeriss den Himmel. Ich schluckte bitter und drückte mich ängstlich näher an Strudel.
Ich hatte noch nie so eine Vollmondmacht erlebt.

Der Donner rumpelte über dem verhangenden Himmel.
Zu zweit kauerten ich und mein Bruder in unseren Höhle.
Eigentlich wohnte hier außer unserer Mutter, Wasserfall, und unseren Tante , Träne, noch Rabe uns seine Brüder Rinde und Felsen, aber Rabe uns seine Verwanten waren kaum hier.

Man könnte fast schon sagen, dass sie in den Bau von Feder und ihr Welpe, Regen, gezogen sind.
Ich versuchte die Situation jedesmal gut zu reden, wenn Rabe oder einer seiner Brüder an unseren Bau vorbei, in Feders Höhle gingen.

Ich versuchte es mit den Worten: "Sie wollen nur bei ihrer Familie sein.", gutzureden.

Doch ich wusste, dass sie einfach nicht in einer Höhle mit Mördern zusammen leben wollten.
Ein Donnergrollen riss mich aus meinen Gedanken.
Der Wind pfiff durch die Höhle und es wurde kälter.
Ungewollt wechselten meine Gedanken zu einem anderen Thema
Wer würde heute sterben?

"Warum musste Blatt nochmal bei Vollmond und Gewitter raus und eine Blume holen?", fragte ich Strudel.
"Die Blume blüht nur bei Vollmond", begann er zu erklären.
"Warum aber bei Gewitter? "
"Kaum würde sie die Blume pflücken würde sie innerhalb weniger Sekunden wegen Wassermangel sterben. Deswegen legt sie die Blume ja in ihr Wasserbecken in ihrer Höhle.", erklärte mein Bruder.

Wenigstens war Blatt, unsere Flussstrom, nicht alleine gegangen.
Träne, Wild, Feder und Rabe begleiten sie, als Schutz vor dem Mörder.

"Was nützt es eigentlich wenn wir hier zu zweit warten? Wir müssen unser Rudel schützen", murmelte ich vor mich hin.
Erstaunlicherweiße stimmte Strudel mir zu.
"Wir sollten nach den Schwächeren schauen und sie Notfalls verteidigen."
Ich nickte meinem Bruder zustimmend zu.

"Ich werde zu den Lehrlingen gehen. Gehst du zu Stumpf ?".
Ich nickte.
Stumpf erwartet Welpen und konnte sich kaum verteidigen.
Seite an Seite stürzten wir aus der Höhle.
Der Wind pfiff mir ins Gesich und der Regen tränkte mein graues, stumpfes Fell.

"Wir treffen uns gleich wieder hier" rief ich meinem Bruder zu, bevor er nach links zu den Lehrlingen und ich nach recht zu Stumpf ging.
Hätte man mir gesagt was mich erwartete, wäre ich vermutlich umgekehrt.
Ich hätte mir vieles erspart.
Doch ich wusste es nicht.
So betrat ich Stumpf's Höhle.
Um genauer zu sein schlich ich, denn ich hatte ein ungutes Gefühl.
Und das Gefühl war berechtigt.

Blut Geruch überraschte mich.
Ich konnte in der Dunkelheit der Höhle Stumpf's hellbraunen Körper sehen und.....noch jemanden.
Ich sog die Luft ein.
Sichel!

Seine gelben Augen leuchteten in der Dunkelheit.
Seine Augen hatten einen komischen Ausdruck. Ich brauchte einen Moment um ihn zu deuten.

Triumph!
Seine Augen leuchteten triumphierend!
Ich musste ein Keuchen unterdrücken.
Vorsichtig kroch ich aus der Höhle.
Panik ergriff mich und ich rannte ein paar Meter zur Mitte des Lagers.
Ich jaulte einen Hilferuf.

Der erste der kam war Strudel.
Sein Ausdruck war ängstlich.
"Welle alles in Ordnung?", rief er.
Ich nickte nur und fragte mich wie ich das erklären sollte.
Ich hielt inne.

Sturm hatte recht!
Er war unschuldig!
Sichel hatte nicht nur Stumpf, sondern auch ihr Welpen, die sie erwartete, getötete!
Meine Gedanken überschlugen sich.
Aber......würden mir mein Rudel überhaupt glauben?

Oder denken sie ich will nur meinen Vater unterstützen?
Aus den anderen Höhlen kamen Taube, Rinde, Regen, Felsen,Wasserfall und Schatten.
"Was ist los?", fragte mein Anführer scharf.

"Ich weiß wer der Mörder ist", rief ich.
Meine Stimme war pipsig und ich zitterte, doch stille trat ein.
"Sichel", meine Stimme war so leise das nur Strudel sie hörte.
"Wer ist tod?", fragte er.
"Stumpf."
Strudel richtete sich auf.
"Rinde, Taube schaut mal nach Stumpf.".

An Strudels Stimme konnte man erraten was passiert war.
Taube stürzte sofort in die Höhle um nach seiner Partnerin zu schauen.
Rinde knapp hinter ihm.
Die stille wurde von Taubes Schrei durchbrochen.
Gleichzeitig stieg Hoffnung in mir auf.
Hatten sie Sichel gesehen?
Rinde kam wieder aus der Höhle.
Sein Kopf hing traurig herunter.

"Wer war das?", rief Schatten erbost.
Dabei fixierte er mich, als ob ich das war.
Hilfe suchend blickte ich Strudel an.
Er sah zögernd aus.
"S-s-si-sichel", stotterte ich.
Alle Blicke wanderte an mir vorbei.
Auch ich drehte mich um und ich sah in Sichels gelbe Augen.
"Sie will ihren Vater unterstützen. Das kann man ihr nicht übel nehmen.", sagte er mit erstaunlich ruhige Stimme.

Ich stutzte.
Es klang so ehrlich.
So als ob er wirklich nicht der Mörder wäre.
Aber ich hatte doch seinen triumphierenden Ausdruck gesehen.
Hilfe suchend wand ich mich meinem Bruder zu.

Entschuldigen schüttelte er den Kopf.
Er hielt zu Sichel!
Es war wie ein Schlag mitten ins Gesicht.
Plötzlich schwirrte ein Name in meinem Kopf.
Sturm!
Vielleicht konnte er mir helfen.
Doch dafür würde ich das Territorium, was ich so gut kannte,  verlassen müssen.

Ich schluckte bitter und wirbelte herum.
Ich wollte nur eins: Weg.
Einfach weg hier.
Hals über Kopf rannte ich aus dem Lager, an der jungen Eiche vorbei.
Der Wind rauschte in meinen Ohren und zerzauste mein Fell.
Die Bäume schienen an mir vorbei zu laufen.
Ich achtete kaum auf meine Umgebung.

Ich hielt erst an, als ich auf den Hang hinab zu einer Wiese stand.
Der Regen hatte aufgehört.
Hier endete das Mond Rudel Territorium und fremde Gebiete erschreckten sich den Horizont entgegen.
Ich schluckte, denn mir war eins klar: Hier begann ein großes Abenteuer.
Und damit hatte ich recht.

Die Tat des MondesWhere stories live. Discover now