Teil 81

7.9K 292 5
                                    

LUAN


"Wo sind denn die anderen?" wollte sie von mir wissen am nächsten Morgen und ich nicht wusste wie ich ihr erklären soll, dass der Junge und diese Frau gstorben waren. Ihre Augen sahen in meine, als sie sich an den Esstisch setzte. "Luan?" hakte sie nach, da ich gerade darüber nachdachte und es ihr das Herz brechen würde.

Langsam stand ich auf und ging zu ihr, ehe ich vor ihr stehen blieb und dann in die Hocke ging. "Leona, die beiden." fing ich an zu sagen und sah ihr misstrauen schon in ihren schönen Augen. "Toni und Rosa haben es nicht überlebt." sprach ich es dann einfach direkt aus und sah ihre geschockten Augen, die in meine sahen und sich sofort mit Tränen füllten. "Was?" flüsterte sie leise, bevor sie dann in Tränen ausbrach und ich sie erstmal nur ansah. "Sie haben es nicht überlebt. Die Hexe hat gesagt, dass sie schon lange hätten sterben sollen und man sie nicht mehr zurückholen kann." erklärte ich ihr, denn ich wusste das sie keine Ruhe geben würde, bis die beiden wieder zurück sind, aber das konnte sie vergessen.

Leona war schon einmal tot und ein zweites Mal würde sie nicht wieder zurück kommen zu mir. Um ehrlich zu sein, spielte ich mit dem Gedanken sie einfach ganze weit weg, irgendwo einzusperren wo sie niemand außer mir findet, aber das würde sie nie akzeptieren.

"Sie sind tot?" hakte sie nochmal nach und konnte es scheinbar nicht glauben. "Ja Leona, es tut mir Leid." sagte ich und meinte es ernst, denn ich habe ihre angesehen das ihr der Junge vor allem sehr viel mehr bedeutete. Weinend sprang sie mir förmlich in die Arme, bevor ich sie näher an mich ranzog und sie dann einfach nur noch weinte. Ich weiß nicht wie lange sie in meinen Armen geweint hat, aber irgendwann beruhigte sie sich langsam.

"Hast du sie irgendwo bestattet?" wollte sie leise wissen, als sie sich von mir löste und sie mich weinend ansah. Gott, wie sehr tat es weh, sie so zu sehen? "Nein, ich dachte vielleicht willst du das machen." erklärte ich ihr ehrlich, denn ich denke sie brauchte es um sich von ihm zu verabschieden. Einmal nickte sie leicht, bevor sie aufstand. "Können wir das jetzt machen?" wollte sie wissen, bevor ich nickte und ich sie in nächster Zeit nicht alleine lassen würde, denn das schien sie doch mehr mitzunehmen. "Ich zieh mir nur was drüber." sagte sie leise, ehe sie hochlief und ich unten auf sie wartete. Ihre Tränen roch ich auch aus der Entfernung, nur konnte ich nichts für den Kleinen tun. 

"Eigentlich verbrennen wir unsere toten Mitglieder." erklärte ich ihr, denn daran glaubten die Wölfe, dass man so zurück zum Mond käme. Ihre Augen schweiften zu mir. "Hat das einen bestimmten Grund?" wollte sie leise wissen, ehe ich ihre kleine Hand in meine nahm und sie schon wieder fast weinte. "Man glaubt bei uns daran, dass man so zum Mond zurück kommt, wenn man die Asche versträut." erklärte ich ihr, ehe sie einmal nickte. "Dann will ich das bei den beiden auch machen." sagte sie leise und ließ mich einmal nicken, denn an und für sich gehörte es sich ohne hin. 

Sie brach fast zusammen, als sie die Leiche von dem Kleinen sah und dann von der Frau. "Leona, wir können es auch verschieben oder ich mach es alleine, wenn du willst." bot ich ihr an, da sie gedanklich echt am Ende war. "Nein, ich mach das." sagte sie leise und riss sich dann zusammen. Ich sah ihr dabei zu wie sie die Leichen der beiden in Brand steckte und sie dann zu mir sah. "Es tut mir Leid." hörte ich sie leise sagen, bevor sie zu mir kam und sie ihre dünnen Arme um mich legte und dann leise weinte. "Er war doch noch ein Kind." sagte sie leise und hatte Recht, aber keiner von uns konnte dem entfliehen. Unserem Todestag. Außer sie, aber sie hätte an dem Tag nicht sterben sollen, das war der einzige Grund wieso sie zurück konnte.

Die Asche der beiden verteilte sie in einen der Flüsse in unserer Nähe, ehe sie noch ein Gebet aufsagte und ich sie dabei nur ansah. "Ich hoffe sie finden ihren Frieden." sagte sie leise zu mir, als sie fertig war und ich einmal nickte, denn ich würde meinen Frieden finden, wenn Leona so um mich trauern würde eines Tages.

___

Das ganze war jetzt vier Monate her und sie schien sich damit abgefunden zu haben. Zumindest weinte sie nicht mehr, jedes mal wenn sie ein Kind sah.

"Luan." sprach sie mich an, als sie runterkam und ich meinen Blick zu ihr schweifen ließ. Fragend sah ich sie an, bevor sie mich seit Wochen mal wieder anlächelte und mich das irgendwie beruhigte. "Ich glaub ich bin schwanger." sagte sie leise, was mich die Augenbraue anheben ließ, denn eigetlich sollte das gar nicht möglich sein. "Was?" fragte ich sie leicht verwirrt, denn sie sah nicht so unglücklich drüber aus, wie ich es erwartet hätte, nach der Diskussion die ich mit ihr führen durfte. "Ich glaub ich schwanger." wiederholte sie es und wollte mich entweder verarschen oder sie meinte dsa wirklich ernst. "Das ist nicht möglich Leona." erinnerte ich sie, denn sie hat ja so drauf bestanden, etwas gegen eine Schwangerschaft zu nehmen, dass ich echt eingeknickt bin. 

"Ich hab die letzten Monate den Trank nicht genommen." erklärte sie mir und ließ mich jetzt doch wirklich glauben, dass da was dran sein konnte. "Außerdem habe ich seit drei Monaten nicht mehr geblutet." erklärte sie mir weiter, während sie vor mir stehen blieb und ich runtersah in ihr hübsches Gesicht. Wie sehr mich das ganze freute, versuchte ich erstmal nicht so groß zu machen, denn ich wusste nicht ob sie es bewusst oder unbewusst vergessen hatte, weil sie so traurig war.

 "Freust du dich nicht?" wollte sie wissen, als sie hochsam zu mir und jetzt etwas bedrückt aussah. "Doch schon aber ich weiß nicht so Recht wie du zu dem ganzen stehst. Ich mein wir haben das Monatelang ausdiskutiert Leona." erklärte ich ihr meine Zurückhaltung und sah sie dann leise lachen. "Ich hab bewusst drauf verzichtet. Ich hab mir einfach gedacht, wenn der liebe Gott will, dann bekommen wir eins und wenn nicht, dann muss ich dieses eklige Zeug wenigstens nicht mehr runterwürgen." erklärte sie mir leise, bevor ich sie dann in den Arm nahm und ich sie jetzt vermutlich wirklich nie wieder aus den Augen lassen würde.

"3 Monate sagst du?" hakte ich nach, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten und ich jetzt breit grinsen musste, denn erwartet hatte ich es in den nächsten Jahren nicht mehr, aber Leona überraschte mich immer wieder. Auch wenn ich denke, das ganze lag auch an den kleinen Toni, den sie vermisste. "Ja so in etwa." erklärte sie mir lächeln, ehe ich einmal nickte.



„Eine andere Welt"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt