Kapitel 3

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, war ich immer noch relativ müde. Leise stöhnend streckte ich meine Hand nach meinem Handy aus, um die Uhrzeit zu checken. 6:30 Uhr fand ich heraus, nachdem ich erstmal komplett geblendet wurde von meinem Bildschirm. Wer hatte Autohelligkeit erfunden, wenn sie eh nicht funktionierte?

Naja, jetzt war ich definitiv wach. Seufzend sah ich mich zu Erik um, welcher immer noch seelenruhig neben mir schlief. Sonst war ich es immer, der als längstes von uns beiden schläft, aber anscheinend hatte etwas namens Jetlag eine andere Idee für mich.

Für einige Minuten probierte ich nochmal meine Augen zu schließen, doch letztendlich gab ich es nach gut zehn Minuten auf, da es einfach unmöglich schien. War auch kaum verwunderlich, wenn man betrachtete, dass es in Deutschland gerade fast ein Uhr mittags ist.

Um die Zeit, bis Eriks Wecker klingeln würde zu überbrücken, machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer, um zu Duschen und mich für den Tag fertig zu machen.

Doch als ich fertig angezogen war, überkam mich die Langeweile und da ich den Akku meines Handys schonen wollte, da ich nicht wirklich wusste, wann ich es das nächste Mal vernünftig laden kann, sendete ich Erik nur kurz eine Nachricht, dass ich mir ein wenig die Beine vertreten würde, aber zum Frühstück wieder da sein würde. Dann schnappte ich mir meine Jacke und Schuhe und probierte das Hotelzimmer so leise wie möglich zu verlassen.

Als ich das Hotel verließ, war es mittlerweile gut sieben Uhr morgens und die Straßen von New York waren überfüllt, so wie sie es am Abend waren. Menschen jeder Art kamen mir entgegen, als ich mich langsam in Bewegung setze. Auf der einen Seite waren Leute, die gerade nach Hause gingen und vollkommen fertig von der gestrigen Nacht aussahen, die sie nun erst jetzt beendeten. Auf der anderen Seite waren die Arbeiter, die sich gerade auf den Weg zu ihrem Job befanden, die alle nicht unterschiedlicher ausfallen könnten.

Ein Sprichwort stimmt wohl, New York schläft nie. Doch genau das war eins der vielen Dinge, die ich an dieser Stadt bewunderte. Eine weitere Sache war definitiv auch ihre Diversität. Egal wer du bist, woher die kommst oder wie du dich identifizierst und ausdrückst, du gehst unter in der bunten Menge.

In einer Stadt wie dieser konnte man nur irgendwie Anschluss finden, so stellet ich mir es vor. Es war etwas, was ich immer wollte. Zumindest, als ich noch etwas jünger war und die meisten in meiner Klasse mich nicht wirklich gemocht haben.

Ohne Erik wäre ich definitiv ein Opfer von Mobbing gewesen, aber irgendwie war er schon immer der populäre Typ gewesen, den jeder kannte und respektierte und da keiner sich mit ihm anlegen wollte, wurde ich so gut wie immer in Ruhe gelassen.

Mittlerweile hatte ich mich wohl doch gut angepasst, jedoch gab es immer wieder Situationen, in denen ich einfach nicht wirklich ins Rollenbild passen zu schien. Während die meisten um mich herum im Teenagealter anfingen sich für das jeweils andere Geschlecht zu interessieren, blieb das so gut wie komplett von mir fern. Klar gab es mal ein paar Mädchen, die ich ganz hübsch fand und vielleicht sogar mal den einen oder anderen Crush auf sie hatte, aber mit dem Begriff verliebt sein konnte ich nie irgendetwas anfangen.

Und dann gab es da noch Sex. Es fühlte sich so an, als ob alle um mich herum es schonmal getan haben und wenn nicht, dann waren sie entweder religiös und warten bis zur Hochzeit oder sie sind ein kompletter Außenseiter. Doch dann gab es noch mich.

Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte ich nie wirklich das Bedürfnis ein Mädchen zu küssen, geschweige denn mit einem Sex zu haben. Nicht, dass ich noch nie jemanden geküsst habe oder so, Erik hatte mich auf genug Partys mitgeschleppt, da hatte ich bei all diesen Trinkspielen keine Wahl, doch nie hatte sich etwas wirklich besonders angefühlt, was ich meistens auf den Alkohol schiebe.

Wo die Straßen uns hinführenWhere stories live. Discover now