Kapitel 10

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Es war Abend, als wir unser Ziel erreichten. Ein Campingplatz gut eine Stunde von Atlanta entfernt in einer Ruhigen Umgebung, mit wenig Leuten.

Nach dem Cottage, wo wir ständig von anderen Menschen umgeben waren, war das nun ein deutlicher Unterschied. Wir waren weiterhin mitten in der Natur, das heißt der Sternenhimmel sollte heute besonders gut zu sehen sein.

Zumindest hoffte ich das, denn der Himmel war Wolken frei und ich war schon immer von den Sternen fasziniert gewesen. Zudem sollte man ja hier manchmal sogar die Milchstraße sehen können.

Jetzt mussten wir aber erstmal unser Zelt aufbauen, was zum Glück mittlerweile nur noch wenige Handgriffe benötigt und dann eine Dose Ravioli auf dem Gaskocher erhitzen, damit wir etwas zum Abendbrot hatten.

Nach einem Tag durch die Gegend fahren, war eine warme Mahlzeit sehr willkommen und ich genoss das Dosenfutter mehr, als ich es vermutlich sollte. Doch hatte ich in den letzten Tagen deutlich gemerkt, wie wenig man eigentlich braucht, wenn man nicht jeden Luxus um sich herum hat.

Nicht, dass ich mein eigentliches Leben nicht bevorzugen würde, jedoch war es auch mal eine Erfahrung wert, nicht immer nur im Luxus der heutigen westlichen Welt zu leben.

Deshalb genoss ich jeden Bissen und das Essen verlief schweigend, was vermutlich daran lag, dass die Kraft bei uns beiden nach einem so langen Tag verschwunden war.

Deshalb ließen wir einen Spaziergang aus und machten uns lieber gleich fertig, um schlafen zu gehen. Draußen war es heute Abend relativ frisch, aber bis jetzt hatte uns das Zelt gut beschützt und mein Schlafsack sollte noch warm genug sein, solange es nicht unter zehn Grad wurde.

Doch das war in den Südstaaten im Sommer doch eher unwahrscheinlich und so hoffte ich einfach auf das Beste. Denn ein Blick in den Himmel zeigte mir viele Regenwolken, die heute Nacht bestimmt für kurzzeitige Abkühlung sorgen werden.

Doch ich probierte mir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, vielleicht zogen sie ja vorbei und wenn nicht, dann war es morgen schon wieder vorbei und wir konnten entspannt weiterfahren.

Nachdem ich im Bad fertig war, machte ich mich auf den Weg zurück zum Zelt, wo ich noch kurz auf Erik wartete, bis dieser auch wieder da war, um ihm ‚Gute Nacht' zu sagen, dann schlief ich sofort ein.

*

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es durch das laute Grollen des Donners von draußen und des immer stärker werdenden Regens. Es war kalt und klamm im Zelt und ich musste mich zusammen reißen nicht mit den Zähnen zu klappern, um Erik nicht aufzuwecken.

Ich drehte mich zu meinem Rucksack und durchwühlte ihn vorsichtig, bis ich einen Pulli fand, den ich mir überzog. Schon besser.

Ich legte mich wieder in meine Schlafposition und schloss meine Augen. Doch die Lautstärke um mich herum, ließ mir keine Ruhe und nach kurzer Zeit war mir auch in meinem Pulli kalt.

Missmutig setzte ich mich auf und sah kurz zu Erik hinüber, welcher von mir abgewandt lag. Wie konnte er nur hierbei schlafen? „Erik?", sagte ich ganz leise, damit er es auch nur hört, falls er wach sein sollte.

Für einen Augenblick reagierte er nicht, dann wandte er sich um und ich konnte im Dämmerlicht erahnen, dass er mich nun ansah. „Ist dir auch so kalt?", fragte er, fast genauso leise wie ich zuvor.

„Ja", antwortete ich und zog dabei meinen Schlafsack noch enger um meine Schultern. Kurz herrschte Stille, doch dann fing Erik wieder an zu reden.

„Meinst du, also natürlich nur, wenn du dich nicht unwohl fühlst, wir könnten unsere Schlafsäcke aufeinanderlegen oder so? Also meiner ist relativ groß, da passen wir auch zu zweit rein und wenn wir deinen auf machen und darüber legen, dann ist uns vielleicht wärmer", stammelte er und wandte seinen Kopf ein wenig von mir ab.

Wo die Straßen uns hinführenWhere stories live. Discover now