Kapitel 31

115 12 3
                                    

Die Fahrtzeit sollte gut sieben Stunden lang sein. Etwas weniger, aber eine Pause oder ein Stau können immer dazwischenkommen und so machten wir es uns ein letztes Mal so bequem wie möglich, schalteten das Radio an und fuhren los.

Die Fahrt war relativ entspannt, im Radio lief eher ruhigere Musik und da wir innerhalb eines Bundesstaats blieben, war der Weg auch nicht allzu kompliziert. „Die letzte Fahrt, was?", sagte ich irgendwann in die Stille hinein und drehte mich ein wenig zur Seite, um Erik anschauen zu können.

„Ja, irgendwie gruselig", meinte er, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Aber dann sollte sie wohl auch zu einer der besten werden, meinst du nicht?", fügte er hinzu, woraufhin ich ihn verwirrt ansah. Was er aus dem Augenwinkel wohl mitbekam, denn sein Lächeln wurde nun breiter.

„Holst du mal bitte mein Handy aus meiner Tasche?", sprach er weiter, unbeirrt von meiner Verwirrung. Ich folgte einfach seiner Frage und holte, wie verlangt sein Handy hervor, welches ich nun in meiner Hand hielt. „Und jetzt?", fragte ich, wobei ich immer noch kein Plan hatte, was er jetzt eigentlich von mir wollte.

„Jetzt schnappt du dir das Aux Kabel und schließt es an mein Handy an, wählst im Menü Aux aus und entsperrst dann mein Handy", wies er mich an, woraufhin ich genau das tat und ihn danach fragend ansah. „So und jetzt öffnest du Spotify und gehst auf die Playlist, die das heutige Datum trägt und drückst auf Shuffle", meinte er nun grinsend.

Was hatte er nur da ausgeheckt? Ich hoffte was Gutes und er möchte mich nicht verarschen. Aber naja, was solls. Ich drückte auf Play. Sofort fing ein Lied an zu spielen, welches ich nach wenigen Momenten wiedererkannte. Es war das Lied, was im Hintergrund gespielt hatte bei unserem ersten Kuss.

Überrascht wandte ich meinen Blick wieder zu ihm, nur um festzustellen, dass er nun lächelnd auf die Straße schaute und leise das Lied mitsang. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, blickte er kurz zu mir, bevor er wieder wegsah.

„Ich habe während der Reise, bei allen Momenten, die mir besonders vorkamen einen Song in die Playlist hinzugefügt. Entweder, weil er gerade lief, oder weil er irgendwie zum Vibe gepasst hat. Es sollte etwas sein, was einem immer wieder zum Lächeln bringt", meinte Erik, woraufhin mir ganz warm ums Herz wurde.

Verdammt war das süß. Womit hatte ich ihn bitte verdient? Ich nahm eine seiner Hände in meine, um ihn zu zeigen, wie sehr ich es wertschätzte, denn mir fehlten gerade die Worte. Doch das schien er zu verstehen.

Denn die nächste Zeit verbrachten wir damit, die Playlist zu hören, während ich weiterhin über unsere Reise nachdachte. Wieso war sie bloß so schnell vergangen? Ich wollte es immer noch nicht wahrhaben, dass wir morgen in Flieger sitzen werden.

Aber leider werden wir das und nun gibt es auch kein Zurück mehr. Und so schwer es mir auch fällt hiervon Abschied zu nehmen, war mir bewusst, dass das hier nicht für immer sein konnte.

Das war von vorn rein klar gewesen und alles Schöne kommt auch mal zu einem Ende. Außer hoffentlich wir beide. Denn egal wie, ich möchte Erik auf jeden Fall für immer als Teil meines Lebens haben, das Gefühl hat sich auf dieser Reise nur nochmal verstärkt.

Egal was kommt, wenn er mich in seinem Leben haben möchte, werde ich bei ihm sein, selbst wenn unsere Beziehung irgendwann in die Brüche gehen sollte, was ich natürlich nicht hoffte. Aber man weiß ja leider nie, was das Leben für einen bereit hält. Das macht es ja auch aus.

*

So langsam taucht die Skyline von New York vor uns auf und das Ende unserer Reise kam nun immer näher. Aber keiner von uns wollte das es endet. Weshalb wir uns entschlossen, bevor wir ins Hotel fahren noch einmal etwas essen zu gehen.

Die Entscheidung, was es zu essen geben sollte, war schnell gefallen und so parkten wir relativ bald in der Nähe eines Ramen Restaurants, welches das Beste sei, laut meines Reiseführers über New York, welchen ich noch vom Anfang unserer Reise aus der Touristeninformation hatte.

Es lag etwas außerhalb und hatte deswegen auch halbwegs passable Möglichkeiten zum Parken. Denn nach dem wir das Auto angestellt hatten, waren es nur fünf Minuten zu Fuß zu dem eher kleineren Lokal.

Zu unserem Glück war es heute Abend nicht allzu überfüllt, da es auch mitten in der Woche war, und somit war für zwei Personen auch noch ein Platz frei, den wir von einem der wie immer übereifrigen Kellern zugewiesen bekamen.

Dann legte er auch gleich das Menü dazu, auf dem sieben verschiedene Varianten standen und somit die Entscheidung nicht allzu lange dauern sollte. Also hoffentlich, denn leider klangen alle viel zu lecker. Aber letztendlich entschied ich mich für eine Portion mit Bambus, Schweinefilet und Ei.

Danach hieß es warten, aber zum Glück nicht allzu lange. Dann standen vor uns beiden die dampfenden Schüsseln, sowie den Stäbchen und dem zugehörigen Löffel. Tja, zu meinem Pech hatte ich vielleicht verdrängt, dass ich absolut untalentiert war, was mit Stäbchen essen angeht.

Aber hey, währenddessen Erik die Kunst bestens beherrschte und genießerisch seine Nudeln schlürfte, verzweifelte ich ein wenig, aber kriegte es dann doch halbwegs hin. Also zumindest so, dass ich essen konnte.

Doch da Erik das schon immer wusste, warf er mir nur ein verschmitztes Lächeln zu, bevor er sich seinen Ramen zuwandte. Wie schaffte er es eigentlich immer alles hinzukriegen? Ich wusste es einfach nicht.

Aber egal, denn die Mühe lohnte sich allein dafür, dass das Essen fantastisch schmeckte. Definitiv würdig eines letzten Essens, zumindest meiner Meinung nach. Doch leider ging auch dieses viel zu schnell vorbei und bald war es Zeit zum Hotel zu gehen, damit wir noch einchecken können.

Also stritten wir noch ein wenig darüber wer bezahlen darf, bis Erik dem Kellner seine Kreditkarte einfach in die Hand drückte und mich ein wenig schmollend zurückließ. Nie wollte er, dass ich mal bezahle, obwohl ich ihn auch mal einladen wollte. Das war ja auch nicht fair, oder?

Aber naja, das Hotel war zum Glück nicht weit weg und so waren wir noch rechtzeitig da um einzuchecken und unser Zimmer zu beziehen, wo wir noch ein letztes Mal eine gehörige Portion Schlaf bekommen wollten.

----
Heyy, 

das Kapitel ist jetzt auch überarbeitet und ich wieder halbwegs gesund haha. Erik is the cutest right? 

Das nächste Kapitel kommt gleich online und es ist leider offiziell schon das Letzte... :/ Also natürlich folgen noch ein Epilog und vielleicht das ein oder andere Bonuskapitel, wir werden mal sehen ;)

Wo die Straßen uns hinführenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt