Kapitel 7

149 16 7
                                    

Der Tag verging relativ schnell. Wir schwammen im See, spielten Karten oder unterhielten uns einfach und genossen das gute Wetter. Gegen Abend, nach einem ausreichenden Abendbrot, machten wir im Garten in einem Feuerkorb ein Feuer an und versammelten uns drumherum.

Wieder wurden die Marshmallows hervorgeholt, jedoch diesmal nicht um S'mores zu machen. Jedoch konnte sich wohl keiner der sie mag um geröstete Marshmallows beschweren. Dazu gab es Cola aus Dosen und dieses Mal Campingstühle.

Kleinere Gespräche dominierten den Abend, bis einer der Mädchen, Kira, die Idee hatte Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Der Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen, weshalb wir direkt anfingen.

„Okay, Killian, Wahrheit, oder Pflicht?", fragte Kira einen Jungen mit braunen Haaren, sonnengebräunter Haut und faszinierend blauen Augen. „Wahrheit", antwortete dieser, wobei ein enttäuschter Gesichtsausdruck auf Kiras Gesicht erschien.

Anscheinend hatte sie eine gute Pflicht gehabt, aber so funktioniert das Spiel ja leider nicht. „Mit wem aus der Gruppe würdest du am ehesten Schlafen?", fragte sie, nach einer Weile es Überlegens, woraufhin alle Killian neugierig anschauten. Dieser sah sich alle nochmal spielerisch ganz genau an, so als würde er uns alle zum ersten Mal sehen, was der Gruppe ein Lachen entlockte.

Dann blieb sein Blick an Kaya hängen, welche ihm mit den Augenbrauen zuckend ansah. „Kaya", meinte er dann schließlich, als ob wir es nicht wüssten. Denn auch wenn die beiden sich darüber nicht wirklich geäußert hatten, so war es doch klar, dass die beiden irgendwann schonmal etwas zusammen hatten, war unübersichtlich und nun quasi bestätigt.

Doch alle beließen es mit einem kurzen "Ouhh" und das Spiel wurde weitergespielt. Vom Lapdance über Küsse, bis hin zu wohlgehüteten Kindheitsgeheimnissen, die nun gelüftet wurden, passierte für die nächst Zeit viel, jedoch wurden ich und Erik eher selten gefragt, da wir ja auch nicht so bekannt waren.

Doch nun war Sophie dran, mit der sich mein bester Freund in den letzten Tagen ganz gut verstanden hatte. Sie musste gerade einen Catwalk in einer Mülltüte machen und setzte sich nun wieder hin, bereit den nächsten herauszufordern.

Kurz schien sie zu überlegen und mit einem der anderen Mädchen einen abklärenden Blick auszutauschen, dann wandte sie sich zu Erik und richtete: „Wahrheit oder Pflicht", an ihn. „Pflicht", antwortete er und sah sie neugierig an.

Wieder wurde ein Blick ausgetauscht. Was hatten die bloß vor? Ich wurde nicht lange auf die Folter gespannt, denn Sophie setzte einen Augenblick später wieder zum Sprechen an. „Küsse Oliver, wenn du dich traust", meinte sie, während ich in eine kurze Schockstarre fiel.

Was sollten denn das jetzt? Meinen besten Freund küssen? Wohl gemerkt einen Jungen, obwohl ich ja straight bin. Wieso müssen sich Mädchen immer so einen Schwachsinn ausdenken.

Ich wandte mich zu Erik um, welcher mich nur unschlüssig ansah. Wollte er das wirklich durchziehen? Also ich würde es vermutlich nicht machen. Aber wir hatten uns darauf geeinigt, dass man nur einmal zurückziehen kann. Für die nächsten beiden Nächte.

Da ist das hier wahrscheinlich noch nicht das schlimmste, oder? „Na mach schon, oder gibst du etwa auf?", meinte einer aus der Gruppe, wobei ich nicht einordnen konnte wer, da mich diese Situation einfach zu sehr verwirrte.

Kurz guckte mich Erik an, wobei er um meine Erlaubnis fragte, welche ich ihm mit einem kleinen Nicken gab. Ich wusste nicht mal wieso, mein Körper reagiert wie von alleine.

Bevor ich noch irgendwie darüber nachdenken konnte, beugte er sich vor und seine Lippen waren auf meinen, wobei sich ein Kribbeln in meinem Magen breit machte.

Doch nach einem kurzen Augenblick löste sich Erik auch schon wieder von mir und ließ mich nun plötzlich verwirrt zurück. Woher war dieses bescheuerte Kribbeln gekommen? Und wieso konnte ich bis jetzt noch seine Lippen auf meinen fühlen, obwohl sie schon lange weg waren?

Diese Fragen blieben mir im Kopf hängen und ich blieb den gesamten Abend eher abwesend, probierte es aber die anderen nicht merken zu lassen. Kurz vor eins gingen dann alle Schlafen, worüber ich sehr erleichtert war, denn es blieb immer noch die Hoffnung, dass ich morgen einfach darüber lachen kann und ich heute einfach nur müde bin, weshalb ich nicht richtig denken kann.

Ich lief hinter Erik die Treppen hoch, machte mich nach ihm im Bad fertig und ging dann in unser Zimmer, wo er schon auf mich wartete, woraufhin mir wieder einfiel, dass wir uns für die nächsten zwei Nächte ein Bett, sowie eine Decke teilen werden.

Das machte die Situation eindeutig nicht weniger komisch. Zumindest für mich nicht, denn Erik schien unberührt von unserem Kuss zu sein. Warum auch nicht? Es gab ja eigentlich keinen Grund für mich, mich so seltsam danach zu fühlen.

Ich schüttelte kurz mehr unmerklich meinen Kopf und atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich neben meinen besten Freund ins Bett legte. Dieser warf mir kurz einen besorgten Blick zu, schien aber zu merken, dass ich nicht wirklich reden wollte und drehte sich zur anderen Seite, um die Nachtischlampe auszumachen.

„Gute Nacht", sagte er, was ich kurz darauf erwiderte, dann dauerte es nicht mehr lange, bis ich ruhige Atemzüge von ihm wahrnahm. Doch bei mir kreisten meine Gedanken noch lange Zeit und ich schlief erst viel später ein.

*

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Erik bereits schon aufgestanden, worüber ich sehr dankbar war. So hatte ich ein wenig Zeit das Ereignis von gestern ein wenig sacken zu lassen, doch so sehr ich es auch wollte, ich wusste einfach nichts mit all dem Gefühlschaos anzufangen.

Vermutlich ist es besser es einfach zu verdrängen. Ich mache aus einer Mücke einen viel zu großen Elefanten und ich bin wahrscheinlich eh nur verwirrt, weil ich schon solange ich nichts mehr mit jemanden hatte. Das wird es sein.

Mit diesem Gedanken raffte ich mich auf, zog mich an und ging zur Küche, in welcher schon fast alle saßen und ein Toast aßen. Ohne groß auf Erik zu achten und nur ein kurzes 'Good Morning' in den Raum werfend, machte ich mir zwei Toasts in den Toaster rein und wartete darauf, dass sie fertig wurden.

Nachdem mich alle kurz gegrüßt hatten, führten alle ihre vorherigen Gespräche weiter. Naja, zumindest fast alle, denn ich spürte Eriks Augen des Öfteren zu mir hinübergleiten, was ich jedoch gekonnt ignorierte.

Auch als ich mich an den Tisch setzte, probierte ich ihm so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen und schloss mich dafür einer Gruppe in ihrer Konversation an.

Wenn ich ihn heute ignorierte, dann werde ich den Kuss bestimmt schnell vergessen. Oder zumindest hoffe ich das, denn wenn nicht, wüsste ich nicht was ich machen kann.

Denn eins war sicher, selbst wenn ich, aus mir nicht erfindlichen Gründen schwul oder bi bin oder sonst irgendwie auf Männer stehen sollte, was natürlich nicht der Fall ist, ist es Erik, der Womanizer' garantiert trotzdem nicht.

Und was dann mit unserer Freundschaft passiert, dass möchte ich nie herausfinden, denn eins war sicher, einseitige Gefühle in einer Freundschaft gehen nur selten gut. Einer wird daran zerbrechen und das ist selten die Person, die nichts über die Gefühle des anderen weiß.

----

Heyy, 

willkommen zurück zu einem neuen Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen!

Es gab einfach den ersten Kuss zwischen den beiden!!  :D

Irgendwie hab ich es letzte Woche vergessen zu schreiben, aber falls jemand nicht weiß was S'mores sind, es kommt aus den USA und ist quasi ein Dessert das aus zwei 'Graham Crackern' (ein wenig vergleichbar mit Butterkeksen) besteht, zwischen die ein zerschmolzenes Marshmallow und ein Stück Schokolade gepackt wird. :)

Bis nächste Woche,

eure Lesekatze <3

PS: Danke für über 100 Aufrufe auf diese Geschichte, das bedeutet mir echt viel <3

Wo die Straßen uns hinführenWhere stories live. Discover now