Kapitel 25

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Der Morgen danach, war auch wenn er so ähnlich begann wie andere in den letzten Wochen bevor, komplett anders. Denn anstatt der sonst unangenehmen Situation, in der man einfach zu nah aneinander war, aber absolut nicht wusste, wie man damit umgehen sollte, war dieses Gefühl nun komplett weg.

Stattdessen konnte ich, ohne das es komisch war, einfach warten, bis Erik wach wurde und mich dabei noch näher an ihn ankuscheln als ohnehin schon. Und als er schließlich aufwachte ihm einen Kuss ins Haar setzten, nur um festzustellen, dass es einfach das Beste war, was es gab.

Auch das Lächeln von Erik gab Aufschluss darüber, dass es ihm ähnlich ging wie mir, was mich, wenn es überhaupt noch möglich war, noch glücklicher machte, als ohnehin schon und ich wollte am liebsten für immer so bleiben.

Was wir zumindest eine Weile konnten, denn heute hatten wir nur einen Ausflug und danach eine etwas kleiner Strecke geplant, womit der Tag nach gestern nicht zu anstrengend werden sollte.

Aber zuerst mussten wir zusammenpacken und das wollten wir so lange wie möglich aufschieben. Es war aber zum Glück erst acht Uhr dreißig und so hatten wir auf jeden Fall ein wenig Puffer ohne viel Stress zu haben.

Und so blieben wir noch eine Weile liegen, einfach um die Nähe des anderen zu genießen und zu realisieren, dass es nun wirklich möglich war und nicht nur etwas, was man sich insgeheim wünschte. Der ein oder andere Kuss bleib dabei auch nicht aus, aber sie waren eher sanft und kurz als alles andere.

Doch mehr wollte ich auch nicht. Denn auch wenn ich unbedingt mit ihm zusammen sein wollte, ein kleiner Teil von mir war immer noch verwirrt, über den Part, dass wir bis gestern nur beste Freunde waren und so richtig etwas daran ändern wollen hatte ich bis vor knapp zwei Wochen auch nicht.

*

Irgendwann lösten wir uns dann doch von unserem Tagtraum und packten das Auto, um zu unserem eigentlichen Ziel, Mount Rushmore zu fahren. Wir hatten lange überlegt, ob wir es machen sollten oder nicht, da es ja auch eine ethische Frage ist, jedoch letztendlich doch dafür entschieden, da wir beide viel zu beeindruckt davon waren, dass man vor knapp achtzig Jahren einfach riesige Portraits in Stein gehauen hat.

Zum einen war es historisch vom Standort her natürlich sehr verwerflich, da es ja ein heiliger Felsen der Ureinwohner Amerikas ist, aber es war dennoch surreal und die Neugierde es zu sehen war schon sehr groß.

Die Fahrt dauerte nicht mehr als dreißig Minuten und nachdem wir unser Eintrittsticket gelöst hatten, machten wir uns auf den Weg, den langen Schotterpfad entlang, an dessen Ende die Köpfe der Gründerväter Amerikas eingemeißelt waren.

Und als wir endlich davorstanden, blieb mir kurz die Spucke weg, klar wusste ich, dass das Ding groß sein wird, doch nie hätte ich geahnt, wie riesig die Portraits wirklich sind. Wie Giganten ragten sie in den Himmel hinauf und waren auch mit viel zu viele Touristen gut ersichtlich.

Ich war für einen kurzen Moment nur auf den Felsen vor mir fokussiert, als plötzlich Eriks Hand meine Hand mehrfach streicht, bevor er dann seinen kleinen Finger bei mir einhakte. Mein Atem stockte, mein Herz fing an wie verrückt zu schlagen und plötzlich war alles um mich herum nicht mehr im Fokus.

Stattdessen konzentrierte sich mein Körper einzig auf seine Berührung und wie sich das von ihr ausgehende Kribbeln sich langsam verteilte. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung meines besten Freundes, nur um zu sehen, dass er mich schon anschaute.

Unsere Blicke verfingen sich und unsere Hände waren nun vollständig verwoben. Immer wieder wanderte mein Blick zu seinen Lippen. Wieso sahen die auch nur so weich und einladend aus?

Und noch viel wichtiger, war es okay ihn zu küssen? Denn genau das wollte ich gerade unbedingt tun. Verunsichert sah ich wieder in seine Augen, welche mich neugierig ansahen und auch ein wenig dieselbe Unsicherheit aufwiesen.

Ich lehnte mich ein wenig vor, nur um zu sehen, wie seine Reaktion auf das Ganze ist und war kurz überrascht, als er mir meine Bewegung gleichtat. Doch nach einem kurzen Moment der Überraschung, überkam mich Mut und ich schloss nun doch schneller den Platz zwischen uns, um ihn zu küssen.

Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, denn genau das war es, was ich wollte, einfach wir sein, ohne dass sich irgendjemand daran stört. Denn egal was noch kommt, hier, auf unserer Reise, kann uns keiner etwas Streitig machen.

Niemand kennt uns, niemanden kümmert es, wer wir sind, aber das war egal, denn wir wissen, wer wir sind und auch wenn wir es vielleicht noch nicht genau wissen, wir hatten eine Idee davon wer wir sein wollen. Und das war alles, was ich brauchte.

Solange wir solche Momente weiterhin teilen können, war es mir egal, was jemand von mir oder uns denkt, denn wen kümmert es schon, solange man mit den wichtigsten Personen seines Lebens umgeben ist, ist der Rest egal.

Denn selbst als wir uns voneinander lösten hatte ich nicht den Drang nach anderen zu gucken, sondern wollte einfach den Moment genießen, einfach da sein und nichts weiter. Denn genau darum ging es bei diesem Roadtrip, einfach loslassen und alles auf mich zukommen lassen, keiner hier kann mir sagen was ich tun oder lassen soll, also sollte ich meine Zeit hier auch besser genießen, solange ich noch kann.

Bald kann ich es nicht mehr, nicht einmal mehr eine Woche und wir sitzen im Flieger nach Hause. Das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Denn alles, was ich hier habe, würde ich nie wieder aufgeben, wenn ich es denn könnte.

Diese Freiheit aufzuwachen und einfach spontan zu entscheiden, wo es als nächstes hingehen sollte, ohne Plan und ohne Beschränkung. Nur wir beide und eine Landkarte, das war alles, was wir hier brauchen.

Kein großartiger Stress, keine Erwartungen, keiner der dich kennt. Niemand kommt bei dir vorbei, um dich an Dinge zu erinnern oder Dingen nachzufragen. Man konnte einfach leben und das machte mich unglaublich glücklich.

Denn wenn man einmal dieses Gefühl der Freiheit hatte, dann möchte man es nicht mehr hergeben, denn die Realität lässt sich dabei ganz schnell vergessen und verdrängen, auch wenn sie einen viel zu schnell wieder einholt.

Aber hier zu stehen, Erik vor mir, der mich voller Glück anguckt, machte all das noch hundert Mal besser.

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Heyy,

willkommen zum ersten Kapitel im Jahr 2023!! Frohes neues :) ich hoffe ihr konntet schön feiern.

Die letzten Kapitel waren wohl ein wenig mehr Fluff, als alles andere, ich hoffe das stört euch nicht XD es könnte sein, dass das noch ein wenig so bleibt, zumindest noch ein paar nächsten Kapitel haha. 

Noch ein kleines Dankeschön an alle Leser, denn wir sind einfach richtig nah dran die 1k auf dieser zu knacken und gleichzeitig 10k auf meiner anderen :) War also insgesamt auf dieser Plattform dieses Jahr sehr erfolgreich unterwegs XD. Hätte ich tatsächlich nie erwartet, also wirklich danke, danke, danke!

bis nächste Woche,

eure Lesekatze <3

Wo die Straßen uns hinführenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt