Kapitel 9

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Der Rest der Fahrt war sehr ruhig gewesen. Nach unserem unangenehmen Anstarren hatte ich mich irgendwann doch losreißen können und nach einem räuspern meinen Blick wieder aus dem Fenster gewandt.

Erik hatte dann das lauter Radio gestellt und ließ mich lieber Weise in Ruhe. Doch als wir zum Mittagessen anhielten und uns bei McDonalds etwas holten, brach ich das Schweigen mit der Frage, wie lange wir noch ungefähr fahren würden, woraufhin er nur meinte, dass es noch gut vier Stunden seien.

Also fuhren wir weiter, jedoch nicht mehr mit einer so seltsamen Stimmung wie zuvor, sondern mehr einem angenehmen Schweigen, welches nur ab und zu von einem von uns beiden unterbrochen wurde.

Nach einer Weile wandte ich meinen Blick auf die Karte und entdeckte einen See unmittelbar nach der nächsten Abzweigung. „Hast du Lust schwimmen zu gehen?", fragte ich Erik, welcher mich einmal kurz verwirrt ansah.

„Schon, wieso fragst du?", erwiderte er, wobei er seinen Blick wieder nach vorne gerichtet hatte. „Dann bieg bitte da vorne ab", meinte ich, als die Ausfahrt zu sehen war.

Das tat er auch und sofort waren wir irgendwo im Nirgendwo, jedoch lotse ich ihn relativ sicher durch die wenigen Straßen, sodass wir nach gut fünfzehn Minuten an einem kleinen See ankamen.

Die Stelle schien verlassen, was auch kein Wunder war, da jegliche Zivilisation Kilometer weit von uns entfernt war. Jedoch war das ja eigentlich perfekt, da wir somit unsere Ruhe hatten.

Wir stiegen beide aus dem Wagen aus, als Erik schon anfing seine Klamotten auszuziehen. „Willst du nicht erstmal deine Badehose raussuchen?", fragte ich ihn, als ich mein Handtuch hervorholte und es mir dabei nicht verkneifen konnte einmal zu ihm hinzuschielen. Verdammt, er hatte wirklich ein Sixpack.

„Nein, Nacktbaden geht viel schneller", mit diesen Worten zog er sich seine Unterhose runter und ging dann langsam ins Wasser rein, wobei ich meinen Blick nun doch etwas beschämt abwandte.

Klar hatte ich ihn schonmal nackt gesehen, doch irgendwie war es jetzt etwas anderes, intimer. Doch ich wollte es nicht wieder seltsam zwischen uns machen, weshalb ich mich auch auszog und langsam ins Wasser hinein watete.

Dabei guckte ich einmal in die Richtung meines besten Freundes, welcher genau in meine Richtung zu blicken schien, jedoch so schnell seinen Kopf wegwandte, dass ich mir nicht sicher war, es wirklich gesehen zu haben.

Er war in der Mitte des Sees und ich musste die letzten Meter schwimmen, um ihn zu erreichen, jedoch tat ich es erst nach ein wenig Überwindung, denn das Wasser war einfach unglaublich kalt.

Kein Wunder, es kommt bestimmt aus einer Quelle, welche ja fast nie warm sind, bis auf ein paar Ausnahmen. „Ganz schön kalt, was?", fragte ich Erik, welcher mir lachend zustimmte.

„Ja schon, aber hey, wenn wir schon einmal hier drinnen sind, dann sollten wir es auch ausnutzen", meinte er und fing an los zuschwimmen. „Wer als erster am anderen Ende ist", rief er aus, als er wegkraulte.

Schnell versuchte ich aufzuschließen und schon bald, war ich knapp hinter ihm, schaffte es jedoch nicht ihn komplett einzuholen.

„Erster!", rief er lachend aus und drehte sich um, um mir entgegenzuschauen. „Du hattest auch Vorsprung", meinte ich spielerisch schmollend, woraufhin ich ihm Wasser ins Gesicht spritzte.

„Ey", beschwerte er sich und warf einen Schwall zurück. Dann war unsere Wasserschlacht voll im Gange. Zuerst blieb es noch auf Abstand, jedoch fingen wir bald an und gegenseitig unter Wasser zu drücken, bis wir beide um Atem rangen.

„Ich gebe auf", meinte ich außer Atem und hielt meine Hände abwehrend nach oben. „Na endlich, ich dachte ich würde es nie schaffen", erwiderte Erik lachend und lehnte sich zurück, um sich im Wasser treibenzulassen.

Das tat ich ihm für eine Weile gleich, wobei Stille zwischen uns herrschte, doch dann wurde mir langsam aber sicher kalt, weswegen ich mich, zusammen mit ihm, zurück zum Ufer aufmachte.

Dort angekommen wickelte ich mich schnell in mein Handtuch und nachdem ich meine Boxer wieder angezogen hatte, setzte ich mich ins Gras und probierte die Aussicht zu genießen.

Das gelang mir jedoch nur so halb, denn gelegentlich wanderte mein Blick zu Erik, welcher auf seinem Handtuch ausgestreckt lag und seine Augen geschlossen hatte.

Sein Sixpack war nun deutlich zu sehen und ich musste mich arg zusammen nehmen es nicht zu berühren. Was war nur los mit mir? Als ob ich mich durch einen Kuss in ihn verknallt hätte. Das machte doch gar keinen Sinn.

Doch irgendwie sprachen ja alle Zeichen dafür, denn so sehr ich mir es nicht einstehen wollte, ich fand meinen besten Freund unglaublich attraktiv.

Nur war ich mir leider sicher, dass er nicht so empfand, und dieses Wissen ließ mir leicht schlecht werden. Ich wandte meinen Blick von ihm ab und schloss seufzend meine Augen. Na hoffentlich wurden die nächsten Woche nicht länger als gehofft.

*

Nachdem wir für gut eine Stunde gefaulenzt hatten, beschlossen wir weiterzufahren. Die Sonne war mittlerweile nicht mehr so hoch am Himmel und mit einem Blick auf die Uhr ließ sich feststellen, dass es gut halb fünf war.

Sollten wir also noch an unserem Ziel ankommen wollen, sollten wir nun schleunigst weiterkommen. Doch ein Glück hatten wir nur noch gut zweieinhalb Stunden vor uns, sodass wir gegen sieben oder acht heute Abend ankommen sollten.

Das Radio lief nun in einer angenehmen Lautstärke und nach einer Weile unterbrach Erik die Stille. „Ist eigentlich alles gut zwischen uns?", fragte er etwas Zögernd, so als ob er nicht recht wusste, ob es noch zu früh wäre diese Frage zu stellen.

Vielleicht hatte er damit auch nicht unbedingt Unrecht, nur wollte ich unseren Roadtrip nicht mit schlechter Laune ruinieren, nur weil mein Gehirn plötzlich einen unerklärlichen Crush auf ihn entwickelt hat. Ja, ich gebe es ja zu, es wird schon einer sein.

Zudem ist er mein bester Freund, wir waren uns noch nie lange böse, egal wie ernst unser Streit war, wir haben uns stets kurz darauf versöhnt. Denn irgendwie brauchten wir einander.

Und daran wollte ich auch weiterhin festhalten. Ein Leben ohne ihn konnte ich mir nicht vorstellen. Es wäre einfach nicht dasselbe. Keiner meiner anderen 'Freunde' vermag es mich nach einem schlechten Schultag einfach so aufzuheitern, oder nimmt sich Zeit für mich, wenn ich ihn brauche.

Das gilt auch für ihn. Wenn immer es ihm schlecht geht, möchte ich für ihn da sein, denn ich weiß, wie gut es mir tut, wenn er einfach da ist und wir über Gott weiß was reden.

Mit ihm konnte ich über jeden Mist reden und es wurde trotzdem nie uninteressant. Es war einfach mit ihm zu reden und man fühlte sich nie zu etwas gezwungen. Erik würde einen nie zu etwas drängen, denn auch wenn sein Auftreten, vielleicht manchmal wie ein 'Fuckboy' darstellen ließ, so weiß jeder der ihn kennt, dass er einen weichen Kern, mit freundlichem Charakter hat.

Und ich will ihn auf keinen Fall wegen eines dämlichen Crushes verlieren.
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Heyy,

Ich hoffe euch geht es gut :).

Hier kommt besagtes Kapitel, welches ich persönlich mag, da es ein wenig mehr über Oliver's Meinung zu Erik erzählt. Aber auch irgendwie zeigt, dass beide halt immer noch zwei Teenager auf einem Roadtrip sind XD.

Bis nächste Woche,
eure Lesekatze <3

Wo die Straßen uns hinführenWhere stories live. Discover now