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"Jungkook, kannst du bitte Jimin her schicken?" fragte Jin nun und zögerlich ließ Jungkook mich los, schaute noch einmal besorgt zu mir, ehe er dann das Zimmer verließ. Ich setzte mich in dem Bett auf, rutschte hinten mit dem Rücken an die Wand, an der das Bett stand und umarmte meine Knie... ungekämmt fielen mir meine Haare ins Gesicht, wie ein Vorhang, hinter dem ich mich verstecken konnte. Aber da hatte ich nicht mit Jimin gerechnet, denn der setzte sich neben mich, strich mir fürsorglich die Haare hinter die Ohren und lehnte dann meinen Kopf an seine Schulter. Diese liebevollen Gesten hatte ich so sehr vermisst... wie hatte ich es nur so lange ohne sie ausgehalten? 

"Wir fangen einfach damit an, dass wir alle Situationen aufklären, die dazu geführt haben, dass du durchgedreht und verschwunden bist... wir gehen dabei von jetzt bis ganz an den Anfang zurück... einen nach dem anderen. Bei Jungkook gab es keine solche Triggersituation, also machen wir bei Jimin weiter. Sag mir... warum hast du Jimin verlassen?" wollte Jin wissen und ich war Jimin einen Seitenblick zu. 

"Weil er mich betrogen hat." schon als ich es sagte, fühlte es sich plötzlich falsch an, dabei war es damals für mich glasklar gewesen.

"Was sagst du dazu Jimin?" fragte er diesen.

"Ich habe sie nie betrogen. Ich gab ihr nicht mal Anlass, das zu denken, ich war doch immer bei ihr, außer ich war arbeiten..." erklärte er, seine Stimme klang ehrlich und das spiegelte sich auch in seinen Augen wieder, als ich ihm meinen Blick zu wendete.

"Dann erklär uns doch bitte, was dich glauben ließ, dass Jimin dich betrügt." verlangte Jin und ich schluckte trocken.

"Weil... wegen der Blumen... er hat mir Blumen geschenkt..." gab ich schwach von mir, spürte mein Argument in sich zusammen fallen. Überrascht sah Jimin mich an.

"Ich wollte dir was gutes tun, zeigen was du mir bedeutest, mit kleinen Aufmerksamkeiten und ich dachte das Bouquet passt zu dir... Was hat das mit betrügen zu tun?" fragte Jimin sichtlich verwirrt.

Wieder sah ich es vor mir, wie ich da saß und das Tagebuch las, diesen einen spezifischen Eintrag... Nach jeder unbedeutenden Nacht mit irgend einer Schlampe, bringe ich ihr einen Strauß Blumen mit... das beruhigt mein schlechtes Gewissen immer fast sofort... Das waren Taes Worte gewesen, die meine Welt in Scherben zerfallen ließen.

"Taehyung... immer, wenn er mir Blumen geschenkt hat, hatte er mich zuvor betrogen..." erzählte ich in Tränen aufgelöst . Vor der Tür war ein Rumpeln zu hören.

"Du kannst da jetzt nicht rein, Tae..." hörten wir Jungkook und anscheinend gab es ein kleines Gerangel. Hatte Taehyung zugehört? Die Tür wurde aufgerissen und ein aufgeregter Tae stand da.

"Prinzessin... ich... jetzt weiß ich es, ich weiß was los ist, aber du wirst mir bestimmt nicht glauben... warte... ich geh ihn holen... in ein paar Stunden, ich kann alles aufklären... oh mein Gott... nur wegen diesem dummen Scheiß... ich werde ihn einen Kopf kürzer machen... aber erst, nachdem er meinen Namen reingewaschen hat... warte einfach auf mich..." rief er und  schon rannte er die Treppe hinunter.

"Jungkook, begleite ihn bitte, er sollte so aufgeregt kein Auto fahren." wies Jin den Jüngsten an, der nickte und Tae dann hinter her sprintete. Mit offenem Mund sah ich ihnen hinterher. Wie wollte er sowas auflösen? Ich hatte doch alles mit eigenen Augen gesehen... Und wen wollte er holen gehen? 

"Aber das neben dir ist Jimin... es ist nicht Taehyung, er ist ein anderer Mensch und er handelt, denkt und fühlt anders... Wenn Taehyung das nicht getan hätte und Jimin hätte dir Blumen geschenkt, was hättest du dann gedacht?" holte Jin mich wieder zurück. Ich atmete tief durch.

"Mich darüber gefreut, dass er mir was schönes geschenkt hat, mich geliebt und wertgeschätzt gefühlt." sagte ich leise nach einiger Bedenkzeit.

"Nichts anderes als das, habe ich auch damit erreichen wollen." sagte Jimin und meine Augen huschten zu ihm, verfingen sich in seinen, die mich so offen und unschuldig anschauten. Mir wurde ganz schwindlig vor Schuld, ich schloss die Augen, spürte dennoch die Tränen, die aus meinen Wimpern tropften. Die ganze Zeit hatte ich geglaubt, ich wäre im Recht, war wütend auf ihn, wegen des Betruges, dabei war ich diejenige, die ihn im Stich gelassen hatte, nicht umgekehrt. Während ich wütend war und dachte er genießt jetzt sein Leben mit einer anderen, hatte er genau so gelitten, wie ich... Den dicken Knoten in meinem Hals herunter schluckend, öffnete ich meine Augen wieder und sah ihn mich aufmunternd anlächelnd, keine Spur von Vorwurf in seinem Blick, nur Verständnis, Erleichterung... und... Liebe...

XO Ex's & Oh'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt